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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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Gelegenheit, ein wenig zu dösen, willkommen, und es machte ihr nichts aus, dass die Sonne ihre nackten Unterarme bräunte, weil sie sich die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt hatte. Aber würde es ihre Mutter stören? Camille fragte sich, was für eine Art Frau sie war, die Sorte, die Muschelstaub auf ihre Wangen und ihre Nase strich, um einen Porzellanteint zu haben, oder die Sorte, die gern barfuß und frei von Krinolinen und Korsetts umherging?
    Sie dachte daran, ihre Ärmel herunterzuziehen, für den Fall, dass ihre Mutter in die Kategorie Muschelstaub und feines Benehmen passte, verzichtete dann jedoch darauf. Es war heiß und stickig, und wenn ihrer Mutter Camilles gebräunter Teint nicht gefiel, was kümmerte es sie? Camille konnte sich jedoch nichts vormachen. Sie würde sich darum scheren. Es würde ihr definitiv etwas ausmachen.
    Das heisere Krächzen eines bunten Papageis holte Camille in die Gegenwart zurück. Oscars und Iras Stimmen hatten sich entfernt, ohne dass sie es bemerkt hatte. Als sie den Blick über den Teich gleiten ließ, sah sie niemanden. Eine stetige Unterströmung kräuselte die Oberfläche wie Wüstensand. Sie hatten die Bachbiegung umrundet, vermutete sie. Wahrscheinlich jagten sie Fische.
    Vielleicht wäre es eine gute Zeit, um tatsächlich schwimmen zu gehen. Sie schlüpfte aus ihren Stiefeln, zog sich aber nicht ganz aus, für den Fall, dass die beiden Männer beschlossen zurückzukehren, bevor sie Zeit hatte, aus dem Wasser zu kommen und sich abzutrocknen. Sie zog ihr Kleid aus und ließ sich in ihren Kniehosen und ihrem Korsett ins Wasser gleiten, das im Vergleich zur Wärme der Sonne kühl war. Die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. Sie tauchte unter, bog den Hals nach hinten und ließ das Wasser ihr Haar kämmen, als sie die Oberfläche durchbrach. Sie tauchte immer wieder unter und blieb unten, so lange ihre Lungen es erlaubten. Camille fragte sich, ob sie jemals wieder in der Lage sein würde, unter Wasser zu tauchen, ohne daran zu denken, wie ihr Vater gestorben war.
    Als sie das nächste Mal durch die Oberfläche brach, um Luft zu holen, hörte sie das Knacken eines Zweigs hinter sich. Sie drehte sich um, aber die Felsen und das Ufer waren verlassen. Camille tauchte aus dem Wasser auf und schaute suchend zwischen die Bäume, während sie sich mit einer Hand über ihr am Kopf klebendes Haar strich. Ihr Puls beschleunigte sich in Erwartung des gefürchteten Singens oder des Bildes eines Totenkopfs irgendwo in den Bäumen. Frischer Schweiß brach ihr im Nacken aus, als sie ein Paar großer brauner Augen hinter den Ästen der Uferbäume hervorspähen sah. Aber diese Augen waren real, ebenso wie die spitzen Ohren, die bebenden Nasenflügel und eine weiße Schnauze. Camille stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und ihre Schultern entspannten sich.
    »Spionierst du mir nach?«, fragte sie das zierliche Reh, das so unbeweglich dastand wie die Bäume um es herum. Camille machte einen kleinen Schritt vorwärts, die Hinterbeine des Rehs beugten sich, und das Tier tänzelte zurück und flüchtete in den Wald.
    Camille tadelte sich dafür, dass sie so nervös war. Die Gebrüder Hesky waren mindestens einige Tage hinter ihnen. Aber was wäre gewesen, wenn sie sie aus dem Wald heraus beobachtet hätten, und kein Reh? Sie schauderte, als ihr dämmerte, dass sie vielleicht nicht in der Lage gewesen wäre, sich zu schützen.
    »Vergesst die Bohnen heute Abend!«, rief Ira von der anderen Seite der Bachbiegung. »Ich hab uns fürs Abendessen ein paar hübsche Hechte gefangen.«
    In dem Bewusstsein, dass ihr Aussehen nichts Geringeres als skandalös war, sprang Camille über Zweige und von den Bäumen gefallene Kiefernnadeln, um sich hinter ihrem Pferd zu verstecken. Iras Pfiff durchdrang die Luft.
    »Sie hätten uns warnen sollen, dass Sie nicht angezogen sind, Schätzchen. Obwohl es mir nicht wirklich leidtut, Sie so zu sehen.«
    Sie griff sich die Decke vom Rücken ihres Pferdes und hüllte sich hinein. Oscar erschien an der Biegung. Er hatte vier Hechte auf einen Stock gespießt. Sie beobachtete, wie er direkt hinter Ira durchs Wasser watete. Die Muskeln seiner blassen Brust, seines Bauchs und seiner Arme genügten, um sie vergessen zu lassen, dass ihre Kleider immer noch einige Meter entfernt am Ufer lagen. Camille schaute zum Wald hinüber, als Oscar und Ira sich dem Ufer näherten. Sie lauschte, wie sie spritzend den Bach verließen, und zählte die Sekunden

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