Der Duft des Meeres
einer Minute ab, während sie ihre Hosen und Hemden wieder anzogen.
»Fertig. Ihre Unschuld wird nicht ruiniert werden, wenn Sie jetzt hinschauen«, rief Ira.
Sie drehte sich um und sah, dass Oscar auf der anderen Seite ihres Pferdes stand. Er schien nicht zu wissen, wohin er mit seinen Augen sollte. Sie begegneten ihren und wanderten zu der Decke herunter, die sie sich um die Brust hielt, dann betrachtete er die strähnige schwarze Mähne des Pferdes. Er hielt ihr Kleid über den Sattel, konnte den Blick jedoch nicht ganz abwenden und versuchte gleichzeitig, ein Gentleman zu sein. Aber als sie sich bei ihm bedankte und versuchte, das Kleid entgegenzunehmen, hielt er es fest.
»Ist etwas passiert?«, fragte er, dann gab er das Kleid frei. Camille wickelte sich die Decke fester um die Brust. »Du siehst verängstigt aus. Was ist los?«
Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie verschreckt wirkte.
»Es ist nichts. Mich hat nur ein Reh erschreckt, das ist alles.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Wald.
Er wich von dem Pferd zurück und sein Blick fiel auf ihre nackten Schultern und wanderte wieder weg.
Ira nahm das Gewehr von seinem Pferd und sprang in Richtung der Uferbäume davon. »Wann? In welche Richtung ist es gelaufen?«
»Ira Beam, Sie werden kein unschuldiges Tier erschießen«, sagte sie, während sie ihr Kleid ausschüttelte.
Der Australier sprang in den Wald. »Ich werde Sie flussaufwärts treffen!«, rief er, und dann war er fort. Sein lautstarker Sprung hinein in den Wald verscheuchte sogar die Baumameisen, von irgendwelchem verbliebenen Wild ganz zu schweigen. Camille drehte sich zu Oscar um.
»Was ist flussaufwärts?«, fragte sie, während sie sich hinter ihrem Pferd ankleidete. Die Baumwolle klebte an ihrer nassen Haut, als sie das Kleid anzog.
Er knöpfte sein Hemd zu und schnallte den Spieß mit den Hechten an seinen Sattel. »Eine Lichtung, die wir entdeckt haben. Wir werden heute Nacht dort campieren. Geht es dir gut?«
Sie zog an ihren Stiefeln. »Alles bestens. Wie gesagt, ich habe mich nur erschreckt.«
Sie setzten sich in Bewegung. Camilles Fußsohlen waren noch immer bedeckt mit Kiefernnadeln und Erde. Sie war zu abgelenkt gewesen, um sich den Schmutz abzuwischen, bevor sie sich angezogen hatte.
Oscar drehte sich zu ihr um, als sie eine Biegung umrundeten und auf eine flache Lichtung kamen. »Du hattest Angst, dass es Lucius und die Gebrüder Hesky sein könnten.«
»Ich hatte keine Angst«, widersprach Camille hastig. Es war ihr peinlich, dass er sie so leicht durchschauen konnte.
»Es ist in Ordnung, Angst zu haben. Du hast während der letzten Wochen viel durchgemacht.«
Er hielt sein Pferd an und nahm sein Bündel und seine Feldflasche herunter.
»Du hast auch viel durchgemacht«, entgegnete sie. Camille wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden.
»Ich habe nicht meinen Vater verloren.« Er schraubte die Feldflasche auf und tauchte sie ins Wasser. »Ich bin nicht mit vorgehaltenem Messer entführt worden.«
Camille griff nach ihrer Feldflasche und folgte Oscars Beispiel. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.« Aber die Zweifel, die sich ihr während des Bades aufgedrängt hatten, blieben.
»Das kann ich sehen«, erwiderte Oscar mit einem Glucksen in der Stimme, um sie zu ärgern.
»Nun, bist du wirklich so abgebrüht? Hat der Tod meines Vaters nicht den geringsten Eindruck auf dich gemacht?«
Er schraubte den Deckel mit besonderem Nachdruck auf seine Feldflasche. »Natürlich hat er das.«
»So, wie du dich benimmst, würde man das nie vermuten. Er hat dir alles gegeben, und du scheinst dennoch nicht daran interessiert zu sein, den Stein zu finden«, sagte sie, bereute es jedoch sofort.
Oscar verschränkte die Arme vor der Brust und biss die Zähne zusammen. »Ich bin mir vollends darüber im Klaren, was William für mich getan hat. Glaub mir, Camille. Und es tut mir leid, wenn ich nicht so erpicht darauf zu sein scheine, wie du es bist, von einem alten Stein verflucht zu werden. Ich versuche nur, hier draußen auf deinem Kriegspfad am Leben zu bleiben.«
Camille lief um einen am Boden liegenden Baumstamm herum, kletterte auf einen moosüberwuchernden Stein und richtete sich zu Oscars Größe auf.
»Niemand hat dich darum gebeten, mein Retter zu sein.« Camilles Stimme zitterte, diese Auseinandersetzung war etwas, das sie nicht wirklich wollte.
»Darum braucht mich niemand zu bitten. Ich habe die Entscheidung allein getroffen, in der Nacht, in der die
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