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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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bemerkte sie, nicht überrascht über das plötzliche Flattern in ihrem Magen. Es schien direkt zu ihrem Herzen und ihren Lungen vorzudringen, wann immer sie ihn sah. Schließlich beruhigte sich alles, aber es war dieser erste Blick auf seine breiten Schultern, seine schlanken Hüften und die muskulösen Beine, der ihr stets den Atem raubte.
    Oscar lächelte und seine blauen Augen glitzerten in der aufgehenden Sonne. Perfekte Grübchen formten sich auf den glatt rasierten Wangen, und sie bemerkte, dass sein dunkelblondes Haar ein wenig gewachsen war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er trug ein neues frisches kariertes Hemd, allerdings die gleiche schwarze legere Hose wie bei jeder Seereise. Es war schon Wochen her, seit Oscar das letzte Mal zum Abendessen bei ihnen gewesen war oder bei einer Pfeife mit ihrem Vater in dessen Arbeitszimmer gesessen hatte. Camille bildete sich ein, dass er Randall aus dem Weg gegangen war. Dass er vielleicht nicht mit ansehen wollte, wie Randall sich den Platz eroberte, der William am nächsten war, den, der für einige Zeit Oscar gehört hatte.
    Oscar umfasste ihre Hand fester. »Eine Änderung in letzter Minute«, erklärte er.
    Camilles Hände begannen zu schwitzen und ihr Atem ging schneller. Sie senkte den Blick, stellte fest, dass sie immer noch auf der Laufplanke stand, und trat hastig aufs Deck. Sie entzog ihm die Hand, voller Sorge, dass er die undamenhafte Feuchtigkeit ihrer Finger durch ihre Seidenhandschuhe bemerkt haben könnte.
    »Mein Vater hat dich gebeten, deine Meinung zu ändern?«
    Oscar zog eine Schulter hoch. Dieses angedeutete Achselzucken war seine stumme Art, Fragen zu bejahen, bei denen er nicht sicher war, ob er sie beantworten sollte. Vor allem Fragen, die Camille stellte. Sie kniff die Augen zusammen und schätzte seinen Gesichtsausdruck ab. Aber er hatte noch nie zugelassen, dass sein Mienenspiel ihn verriet, und er blieb sich auch diesmal treu.
    »Deine Hilfe ist nicht nötig, Kildare.« Randall kam hinter Camille an Bord und überraschte sie. Sie hatten sich im hinteren Innenhof verabschiedet, aber vielleicht hatte Randall auch ihrem Vater eine gute Reise wünschen wollen. »Ich habe nie eine Frau gekannt, die sich an Bord eines Schiffs besser zurechtgefunden hätte.«
    Er zog seine Jacke zurecht und beäugte das Wasser unter ihm, seine Wangen erbleichten angesichts des Gurgelns der Hafenströmung.
    Oscar hievte die Kiste hoch, die er abgestellt hatte, um Camille an Bord zu helfen. »Und ich habe noch nie einen Mann gesehen, den leicht gekräuseltes Wasser die Farbe hätte verlieren lassen.«
    Er drehte sich um, setzte seine Arbeit fort und ließ einen grimmig dreinblickenden Randall zurück. Camille konnte noch immer die Wärme von Oscars Fingern auf ihrer Hand spüren. Wenn Randalls Berührung doch nur das Gleiche bewirken könnte. Es hätte die Dinge einfacher gemacht. Es hätte sie akzeptabler gemacht. Vielleicht könnte sie dann vergessen, welche Gefühle Oscar, ein Mann aus einer Welt unter der ihren, in ihr wachrief.
    William trat zu ihnen und klopfte Randall auf den Rücken, ein Balsam, der Wunder zu wirken pflegte, wann immer sein zukünftiger Schwiegersohn und Oscar eine Meinungsverschiedenheit austrugen. Die beiden jungen Männer konnten über alles streiten – die besten Häfen für den Handel, die effizientesten Routen, Neuigkeiten aus dem Osten und sogar über den Preis von Pfeifentabak. Oscars Art zu argumentieren war nicht sehr kultiviert. Er hob die Stimme, stichelte gern und machte bisweilen sogar Bemerkungen unter der Gürtellinie, obwohl er im nächsten Moment immer eine leise Entschuldigung für Camille bereithatte.
    »Sie haben recht, Randall«, sagte ihr Vater. »Dieses Mädchen würde sich auch mit verbundenen Augen auf der Christina zurechtfinden.« William folgte Oscar aufs Achterdeck und außer Hörweite.
    »Ich weiß nicht, warum dein Vater darauf besteht, diesen Gassenjungen weiterzubeschäftigen«, flüsterte Randall Camille zu.
    »Er ist kein Gassenjunge mehr«, erwiderte sie und dachte an den Nachmittag zurück, an dem sie nach Hause gekommen war und Oscar, damals ein hochgewachsener, magerer Fünfzehnjähriger, in der Küche vorgefunden hatte, wo er Juanitas Dinnerbraten verschlang. Ihr Vater hatte neben ihm gesessen und war förmlich geplatzt, so eilig hatte er es, die Geschichte zu erzählen, wie Oscar ihn vor einem Taschendieb gerettet hatte. Er hatte ihn auf der Christina angeheuert und den unterernährten

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