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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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ihre Gedanken abschweifen, und sie stellte sich vor, wie er neben ihr lag, ihre Beine umeinandergeschlungen, während seine Lippen über ihr Kinn strichen, auf ihren Mund zu … sie ermahnte sich, sich zusammenzureißen und nur an den vor ihr liegenden Weg zu denken. Die Chance, ihren Streit zu bereinigen, konnte warten, bis sie die Sache mit dem Umandu hinter sich hatten.
    »Macht euch nichts vor«, sagte Ira, den Blick auf den Wald gerichtet, »ich kenne das Terrain nicht. Also bin ich nicht euer Führer. Ihr geht voran und ich halte euch den Rücken frei.«
    Camille griff nach dem Seesack und setzte sich als Erste in Bewegung. Schnell verließ sie den sonnenbeschienenen Strand und trat in den schattigen Wald. Er war ganz anders als der Wald im Hochland, durch das sie auf dem Weg nach Port Adelaide gekommen waren. Sand und Flechten, nackte Wurzeln und vermoderte Baumstämme bedeckten den Boden. Bei jedem Schritt sank die Erde unter ihrem Gewicht ein. Die Luft machte den gleichen weichen, modrigen Eindruck, nur dass die Feuchtigkeit kalt war statt warm.
    Oscar übernahm schnell die Führung, den Kompass in der Hand, während Ira die Nachhut bildete. Camille redete sich ein, dass das Seil des Seesacks, das sie sich diagonal über die Brust gespannt hatte, ihr nicht in den Hals schnitt. Sie wollte nicht, dass die beiden Männer dachten, sie könne keinen Sack tragen, auch wenn es ein schwerer war. Oscar bot ihr nicht einmal an, ihn ihr abzunehmen, wie sie bemerkte. Er hätte es getan – bevor sie ihn behandelt hatte wie ein Stück Dreck.
    Schichten taubenetzter weißer Netze spannten sich von einem Baumstamm zum nächsten. Oscar schob sie mit bloßen Händen auseinander. Das Geräusch der Brandung verstummte und das Krächzen von Ochsenfröschen und das Kreischen aufgescheuchter Vögel aus den limonengrünen Bäumen wurde hörbar. Ab und zu fluchte Ira, schlug sich auf die Haut und fluchte dann abermals. Die Insekten, die um ihren Kopf herum summten, berührten niemals ihre Haut, kamen ihren Augen, ihrer Nase und ihrem Mund jedoch nah genug, um lästig zu sein.
    »Heiliger Riesenstecher, wie lange dauert es noch, bis wir auf den magischen Weg kommen? Hier drin ist es düsterer als bei meiner eigenen Beerdigung.«
    Camille schob das Seil des Sacks zurück und sah Ira an. »Machen Sie darüber ja keine Witze.«
    Seit dem Moment, in dem sie den Wald betreten hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, etwas belausche sie. Als hätten sie eine schlafende Kreatur geweckt, die ihnen jetzt mit stummer Schläue folgte. Das ohrenbetäubende Singen war bisher nicht zurückgekehrt, um ihre Trommelfelle zu quälen, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, dass die Gefahr nah war.
    Einige Schritte vor ihr schob Oscar eine weitere Spinnwebe beiseite. Das achteckige Netz war so gewaltig, dass Camille sich die Größe der Spinne lieber nicht vorstellen wollte, die es geschaffen hatte.
    »Mein Freund, Sie haben wirklich Mumm«, bemerkte Ira.
    Ein schwarz-orangefarbener Schatten huschte vor Ca-milles Augen nach unten und sie spürte ein seltsames Ziehen an ihrem Kleid. Sie schaute hinab und erstarrte. Eine Spinne mit einem faustgroßen Körper und behaarten Beinen saß auf ihrem Rock. Sie begann hinaufzukrabbeln. Camilles Schrei hallte durch den Wald, als sie die Spinne wegschlug. Sie fiel auf den sumpfigen Boden und huschte unter einen Baumstamm. Oscar packte Camille am Arm und zog sie an sich.
    »Hat sie dich gebissen?«
    Sie schüttelte den Kopf, Arme und Beine steif vor Angst.
    »Ich habe noch nie eine so verdammt große gesehen«, sagte Ira, der an dem Baumstamm vorbeilief, als würde die Spinne ihn gleich anspringen. Oscar setzte sich wieder in Bewegung, seine Hand in ihrem Rücken. Sie atmete nicht nur wegen des Vorfalls erleichtert auf. Er machte sich zumindest immer noch Sorgen um sie.
    Als sie begannen, ihr Tempo zu beschleunigen, schwang sich eine weitere schwarze Kreatur von einem nahen Baum. Camille sah sie auf sie zufliegen, aber ihr Warnruf kam zu spät. Die Spinne landete auf Oscars Schulter, fett und pelzig und schnell, und ihre Beine schossen sofort seinen Hals hinauf.
    Oscar stieß einen Fluch aus, während er das Riesenvieh von seiner Haut schlug. Camille hörte den dumpfen Aufprall auf dem belaubten Waldboden. Unerschrocken sprang die Spinne schnell auf ihre fingerlangen Beine und huschte auf Camilles Stiefel zu. Ihr Kreischen hallte erneut durch den Wald, als das Tier auf ihren Rock sprang. Ira schlug die Spinne mit dem

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