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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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aus. Er hält sich für einen Schöngeist, der im wilden Chiapas völlig fehl am Platz ist.«
    »Und das hast du Patrick erzählt«, stellte sie fest, ohne zu begreifen, was dies genau bedeutete.
    »Ich war wütend«, gestand er. »Dein Bruder hatte mir klargemacht, dass Hans Bohremann kein schlechter Patron ist, denn er lässt nicht zu, dass man die Peones schlägt oder um ihren Lohn betrügt. Sie müssen nur das als Vorschuss erhaltene Geld abarbeiten, dann können sie gehen. Aber eine Montería ist eine andere Sache. Dort wird unter extremen Bedingungen gearbeitet, die Aufseher sind verrohte Kerle, und wenn der Patron sehr weit weg ist, kann er nichts kontrollieren. Das sagte ich Patrick, und er bot sich an, selbst mit Hans Bohremann zu reden, denn Ix Chel hatte ihm bereits einige Geschichten über das Schicksal ihres Vaters erzählt, der halb tot aus einer solchen Montería geflohen war.«
    Alice lehnte sich gegen die Wand der Hütte.
    »Warum hast du mir das bisher verschwiegen?«, fragte sie scharf. Andrés starrte weiterhin betreten auf den Boden, und Ix Chel blickte verwirrt von einem zum anderen. Sie konnte vermutlich kein Wort des Gespräches verstehen, spürte aber deutlich die Spannung zwischen den beiden.
    »Ich fühlte mich schuldig«, gab Andrés leise zu. »Ich hatte deinen Bruder zu einem Streit mit Hans Bohremann aufgehetzt. Meinen Verdacht kennst du.«
    »Aber …« Alice hob ratlos die Hände. »Der Streit fand doch gar nicht statt. Patrick starb auf dem Weg zur Plantage.«
    Andrés sackte in sich zusammen.
    »Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Das Gespräch zwischen deinem Bruder und Hans Bohremann fand statt. Als Patrick starb, befanden wir uns bereits auf dem Rückweg.«
    Kälte schien aus dem Boden der Hütte bis tief in Alice’ Knochen zu kriechen. Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    »Du hast mich belogen. Warum?«
    »Weil … weil es mir damals, als du plötzlich in mein Verlies hereinspaziert bist, richtig schien. Ich kann es nicht einmal genau erklären. Ich wollte nicht, dass du mich für die Ereignisse verantwortlich machst. Und vor allem wollte ich vermeiden, dass du deinen eigenen Krieg mit Hans Bohremann beginnst, der dich unnötig in Gefahr gebracht hätte. Ich war es deinem Bruder schuldig, dich zu schützen.«
    Sie richtete sich zu jener steifen Haltung auf, die Tante Grete ihr einst eingetrichtert hatte, damit sie wohlerzogen und damenhaft wirkte.
    »Und warum hast du mir später trotzdem von deinem Verdacht gegen ihn erzählt? Du widersprichst dir selbst. Ich will gar nicht wissen, was du mir noch alles verheimlichst.«
    Er fuhr zusammen, als hätte sie ihm einen Hieb versetzt.
    »Als ich dich etwas besser kannte, wurde mir klar, dass du die Wahrheit zu hören verdienst. Du hattest ein Recht zu erfahren, wer deinen Bruder getötet hat. Deshalb beschloss ich, dir zu helfen. An meine erste Lüge dachte ich nicht mehr. Hin- oder Rückweg, das war doch unwichtig.«
    Er unternahm einen zaghaften Versuch, sie zu berühren, aber sie wich zurück.
    »Nun gut. Es war der Rückweg. Patrick, Ix Chel und du. Dann bist du aufgebrochen, um in einem Indio-Dorf Nahrung zu besorgen. Oder ist das auch eine erfundene Geschichte?«
    »Nein«, beteuerte er, »alles andere habe ich wahrheitsgemäß erzählt.«
    »Dann frag Ix Chel endlich, was geschah, als du weg warst!«
    Alice zwang sich, ruhig zu atmen. Sie wollte möglichst schnell herausfinden, wer Patrick ermordet hatte, danach wäre Zeit genug für eine Auseinandersetzung mit Andrés. Gedanken rasten durch ihren Kopf, während Andrés mit Ix Chel redete. Warum hätte Hans Bohremann ihren Bruder töten sollen, nur weil der mit seinen geschäftlichen Plänen nicht einverstanden gewesen war? Es ergab keinen Sinn. Doch sie kannte eine Person, die es hasste, wenn dem Kaffeebaron irgendein Vorwurf gemacht wurde. »Rosario«, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Ihr erster Instinkt musste richtig gewesen sein.
    Ix Chel lächelte verlegen, aber auch erleichtert, dass ihre zwei Gäste ihr Streitgespräch beendet hatten und sie zum Weitersprechen aufgefordert wurde.
    Damals, auf dem Rückweg zur Hazienda, war es bereits finstere Nacht geworden. Patrick und sie saßen nebeneinander an ihrem Lagerfeuer, und ihr Malalil zeigte ihr Bilder aus einem Buch über seine Heimat, um ihnen beiden die Zeit zu vertreiben. Der Aufbruch von der Plantage war recht überstürzt vonstattengegangen, und sie hatten nicht einmal Zeit gehabt,

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