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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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verstehen, obwohl es dem Chol-Dialekt nicht fremd war. Sie fand sein Gerede einfach nur anstrengend.
    Andrés übersetzte diese Worte gewissenhaft mit unbewegter Miene. Alice konnte nicht widerstehen, ihn verschmitzt anzugrinsen. Er war nicht verärgert, erklärte nur kurz auf Englisch, dass er wohl nicht auf die richtige Weise vorgegangen war.
    Ix Chel blieb mit Patrick in Palenque, bis die Regenzeit begann und die Grabungen unterbrochen wurden. Er bot an, sie mitzunehmen zu dem deutschen Kaffeebaron, bei dem er ein paar Monate unterkommen würde, um seine Notizen und Zeichnungen zu sortieren. Aber Ix Chel musste mit ihrer Familie reden und ihnen erklären, dass sie die Frau eines Caxlán geworden war. Sobald die nächste Trockenzeit begonnen hätte, wollte sie Patrick bei den Ruinen treffen. Sie zog mit ihren zwei Brüdern wieder in das Heimatdorf. Manuel gab seinen Lohn bereits unterwegs für Aguardiente aus, aber Candido erwies sich als vernünftiger, sodass die Familie ein paar neue Hühner und Schweine kaufen konnte. Ix Chel hatte gehofft, dass die Neuigkeit ihrer Heirat ein weiterer Grund zur Freude sein könnte, doch sie stieß nur auf zornige oder verlegene Gesichter. Ihr Vater hatte bereits mit einem jungen Mann aus dem Dorf den Brautpreis ausgehandelt und zudem großzügige Geschenke von ihm erhalten. Sie hatte kein Recht, seine Pläne derart zu durchkreuzen, vor allem nicht wegen eines Caxláns, der die Traditionen ihres Volkes nicht kannte. Nach längeren Streitgesprächen, bei denen Ix Chel Ungehorsam und Aufsässigkeit vorgeworfen wurden, riet die Mutter ihr schließlich heimlich zur Flucht. Sie erhielt sogar die letzten Centavos, die von Candidos Lohn noch übrig waren, und wurde von ihm nach Jovel gebracht. Alice erfuhr zum ersten Mal, dass dies der indianische Name von San Cristóbal de las Casas war. Von dort aus schloss Ix Chel sich einer Ochsenkolonne an und gelangte schließlich zu der Hazienda von Hans Bohremann. Sie war klug genug vorzugeben, dass sie einfach nur eine Arbeit als Muchacha suchte, sonst wäre sie nicht einmal durchs Eingangstor gelassen worden. Aber bald schon konnte sie Patrick wieder in die Arme schließen.
    Sie fühlte sich nicht wohl in dem großen, prächtigen Haus, wurde von den anderen Indias als glückliche Hure eines wohlhabenden Mannes beneidet und aus Missgunst ignoriert. Die Hausherrin, Doña Rosario, behandelte sie wie Schmutz an ihren Füßen. Dennoch war sie glücklich, wieder bei ihrem Malalil zu sein, und hoffte, ihm bald ein Kind schenken zu können.
    Die ganze Zeit über war Hans Bohremann nicht auf der Hazienda, sondern besuchte seine Kaffeeplantage. Eines Tages erfuhr Patrick etwas, das ihn sehr wütend machte, und er beschloss, ihn dort aufzusuchen.
    »Frag sie, was es war!«, drängte Alice Andrés. »Patrick hat es ihr mit Sicherheit erzählt.«
    Zu ihrem Erstaunen sah sie nur betretene Gesichter. Ix Chel blickte fragend zu Andrés, als wolle sie zunächst seine Zustimmung einholen, bevor sie die Frage beantwortete.
    »Ich war schuld«, gab er schließlich zu, ohne dass Ix Chel etwas gesagt hatte.
    »Schuld an was?«, flüsterte Alice.
    »Schuld daran, dass Patrick zornig auf Hans Bohremann wurde«, gestand er mit gesenktem Blick. »Er hatte mich überredet, mit ihm auf die Hazienda zurückzukommen, denn er wollte Hans Bohremann davon überzeugen, dass ich kein so gefährlicher Aufwiegler war wie angenommen. Zunächst bot sich eine gute Gelegenheit. Das Wasserkraftwerk, mit dem die Maschinen zur Kaffeeverarbeitung betrieben werden, hatte eine Störung an der Turbine. Ich sollte das Problem lösen und dadurch wieder die Gunst des Patrons gewinnen. Dazu war ich bereit. Unsere Reise zu der Plantage war eigentlich schon geplant, aber da schnappte ich eine Neuigkeit von dem Bruder der Hausherrin auf.«
    Die Erwähnung von Juan Ramirez verursachte Alice Unbehagen. Sie hatte Andrés nichts von ihrem Verhältnis zu diesem Mann erzählt, da sie selbst kaum noch mehr daran gedacht hatte.
    »Was sagte er dir denn?«
    »Dass Hans Bohremann ins Mahagonigeschäft einsteigen und eine Montería erwerben wollte, die dann von einem Vertreter verwaltet werden würde. Er hatte seinem Schwager vorgeschlagen, diese Aufgabe zu übernehmen, doch der eitle Juan war nicht begeistert von der Idee, sich im Dschungel mit einem Haufen grobschlächtiger Capataces, störrischer Indios und Schwärmen von Moskitos herumzuschlagen. Er schüttete mir nach mehreren Gläsern Comiteco das Herz

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