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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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erfolgt glücklicherweise erst in Deutschland, denn sonst bräuchte ich noch weitere Maschinen.«
    Er lachte stolz. Alice dachte, dass er vielleicht bereits nach Möglichkeiten suchte, sich diese Maschinen zu beschaffen.
    »Ich hatte keine Ahnung, wie kompliziert die Ernte ist«, gestand sie. »Ich bin ein Stadtmensch. Kaffee kenne ich nur in Form von dunklen Bohnen, die gemahlen werden müssen. Ich stellte mir immer vor, dass diese Bohnen eben irgendwo wachsen, nichts weiter.«
    Hans Bohremann lächelte sie an, nachsichtig, aber ohne jede Herablassung.
    »Sie sind Künstlerin, ich weiß. In Ihrem Leben gibt es andere Prioritäten. Ich schätze die Kunst, Fräulein Wegener, ebenso wie die Wissenschaft. Daher habe ich auch Dr. Scarsdale und Ihren Bruder unterstützt. Mexiko hat eine einzigartige Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.«
    Er klang ehrlich wie ein fleißiger Geschäftsmann, der aber auch bereit war, die Welt jenseits seines Horizonts zu respektieren. Alice konnte keinen Grund finden, diesen Mann zu verurteilen, und sie fühlte, wie ihre Anspannung nachließ. Ihr Unbehagen im Haus der Bohremanns musste in erster Linie durch Rosario ausgelöst worden sein.
    »Was ist mit Ihrer Familie in Guatemala? Wollen die Verwandten nicht lieber auf Ihrer Hazienda wohnen?«, fragte sie.
    Hans Bohremann biss sich auf die Lippe und blickte kurz in die Weite des Himmels über ihnen.
    »Mein Vater hängt an seinem Haus. Meine Schwestern sind in Guatemala verheiratet. Ich war der einzige Sohn. Ich habe meinen Vater mehrfach eingeladen, aber ich befürchte, er missbilligt meine Ehe mit Rosario.«
    Alice blickte auf. Er vermied es immer noch, sie anzusehen, und sie begann zu ahnen, dass er ihr durch dieses Geständnis ungewöhnliches Vertrauen bewies. Hans Bohremann war kein Mensch, der seine eigenen Probleme gern mit anderen besprach.
    »Aber warum? Ihre Frau scheint die geborene Hausherrin einer Hazienda zu sein. Sie ist sehr tüchtig.« Sie forderte ihn zum Weitersprechen auf, teils aus persönlicher Neugier, aber auch in der Hoffnung, vielleicht einen hilfreichen Rat geben zu können.
    »Rosario hat alles, was ein Mann sich nur von einer Frau wünschen kann«, erklärte er mit Nachdruck.
    Alles außer Herzenswärme, dachte Alice, schalt sich aber gleich darauf für ihre Voreingenommenheit. Nur weil Rosario ihr gegenüber distanziert war, musste sie sich nicht bei allen Leuten so zeigen.
    »Aber sie ist Mexikanerin«, fuhr Hans Bohremann fort. »Unter den deutschen Siedlern ist es üblich, Mädchen aus befreundeten und benachbarten Familien zu heiraten, die allesamt auch deutscher Abstammung sind. Die Söhne reicher Kaffeebarone holen sich ihre Frauen oft aus Deutschland, weil ihnen die hier aufgewachsenen Mädchen nicht vornehm genug sind. Manchmal verbindet man sich mit den führenden Familien Mexikos, aber selbst das wird mit Skepsis betrachtet. Rosario stammt aus einfachen Verhältnissen. Doch als ich sie sah, da wusste ich, dass sie die einzig wahre Frau für mich ist. Ich habe es nicht bereut, obwohl mein Vater mich dafür verurteilt.«
    Alice begann zu ahnen, was die Gründe für Rosarios stete Wachsamkeit und ihr tief sitzendes Misstrauen sein konnten. Wer stets gegen Ablehnung anzukämpfen hatte, dem fiel es sicher nicht leicht, sich Neuankömmlingen gegenüber herzlich zu zeigen, wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Hatte Rosario womöglich vermutet, sie könnte auch von ihr wegen ihrer Herkunft als Frau Bohremann nicht anerkannt werden? Das würde die kühle Zurückhaltung erklären und auch den Perfektionismus, der Alice eingeschüchtert hatte.
    »Ich denke, es war sehr mutig von Ihnen, diese Frau zu heiraten«, sagte sie ehrlich. Hans Bohremann lächelte sie an, und sie glaubte plötzlich, ihn mögen zu können. Dann rief einer der Männer nach ihm, und sein Pferd trabte davon.
    Die nach Lübeck benannte Kaffeeplantage lag unmittelbar zu Füßen der Berge, die sich wie eine schützende Mauer hinter ihr erhoben. Die Kaffeekirschen wuchsen auf ungefähr mannshohen Bäumen mit feucht glänzenden Blättern, die in parallelen, schnurgeraden Reihen gepflanzt worden waren. Schmale Pfade dazwischen waren für die Erntearbeiter angelegt worden. Im November würde die Erntezeit beginnen, wie sie bereits von Dr. Scarsdale gehört hatte. Bis dahin war über vier Monate Zeit, doch man schien bereits mit Vorbereitungen beschäftigt zu sein, denn als die kleine Kolonne der Reisenden näher kam, liefen

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