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Der Duft des Sommers

Der Duft des Sommers

Titel: Der Duft des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Maynard
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Vater hat mit seinem Nachbarn darüber geredet, der ist bei der Bundespolizei. Ich glaube, die Polizei nimmt an, dass er sich noch hier in der Gegend rumtreibt, weil sie überall Straßensperren errichtet haben wegen des langen Wochenendes, und sie meinen, er wäre ihnen nicht durch die Lappen gegangen, wenn er versucht hätte, die Stadt zu verlassen. Er könnte sich natürlich irgendwo in einem Kofferraum oder so versteckt haben, aber die denken, er ist irgendwo untergekrochen, bis seine Verletzungen
ausgeheilt sind. Die Polizei meint, er müsste sich bei dem Sprung aus dem Fenster mindestens das Bein gebrochen haben.
    Selbst wenn er noch hier in der Gegend ist, sagte ich, muss er ja nicht so schlimm sein. Der will vermutlich nur in Ruhe gelassen werden.
    Sogar jetzt, wo ich wütend auf Frank war, weil er mir meine Mutter wegnahm, fand ich es unangenehm, wenn jemand so über ihn sprach, als sei er ein Bösewicht. Obwohl ich mir inzwischen wünschte, dass er einfach verschwinden würde, konnte ich es ihm komischerweise nicht übelnehmen, dass er mit meiner Mutter zusammen sein wollte. Alles, was er mit ihr machte, hätte ich schließlich auch gerne mit einem Mädchen gemacht.
    Ich weiß gar nicht, warum die Leute sich so aufregen, sagte ich. Er ist wahrscheinlich nicht mal gefährlich.
    Du hast wohl die Zeitung nicht gelesen, erwiderte Eleanor. Da war ein Interview mit der Schwester von der Frau drin, die der Typ umgebracht hat. Und er hat auch noch sein eigenes Baby getötet.
    Manchmal sind Geschichten anders, als sie in der Zeitung stehen, sagte ich. Ich hätte ihr gerne erzählt, wie Mandy Frank ausgelacht hatte, wie sie ihn ausgetrickst hatte, damit er sie heiratete und glaubte, Francis Junior sei sein eigener Sohn, obwohl er den Jungen dann trotzdem sehr geliebt hatte. Aber das konnte ich alles nicht sagen, und deshalb blätterte ich die Jukebox-Seiten durch und suchte nach einem Song, der für die richtige Stimmung sorgen würde.
    Eine Kassiererin drüben im Pricemart hat ihn gesehen,
sagte Eleanor. Nachdem sie sein Foto gesehen hatte, rief sie bei der Hotline an. Er war mit einer Frau und einem Kind zusammen. Vermutlich Geiseln. Die Kassiererin hatte gehofft, die Belohnung zu kriegen, aber dafür reicht die Info nicht aus. Das ist das Spannendste, was sich in dieser Stadt ereignet hat, seit meine Mutter mich hier in die Verbannung geschickt hat.
    Ich weiß, wo er ist, sagte ich. Bei mir zuhause.

    Nachdem ich bezahlt hatte – auch für Eleanor –, gingen wir rüber zur Videothek. Eleanor meinte, ich müsste unbedingt diesen Film sehen, Bonnie und Clyde, in dem ein Verbrecher eine schöne Frau entführt und sie dazu bringt, mit ihm Banken auszurauben. Im Gegensatz zu Patty Hearst war Bonnie nicht reich, aber sie war rastlos und langweilte sich, so wie meine Mutter an dem Punkt, als Frank auftauchte, vermutete Eleanor, und wahrscheinlich hatte sie auch ewig keinen Sex gehabt. Und Clyde besaß diese starke Ausstrahlung, genau wie der Entführer von Patty Hearst.
    Warren Beatty, sagte Eleanor. Jetzt ist er schon ziemlich alt, aber als der Film gedreht wurde, war er der schönste Mann aller Zeiten. Meine Mutter meint, er hätte auch im echten Leben so eine Wirkung auf Frauen gehabt. Er hatte ständig irgendwelche Frauen aus Hollywood, die mit ihm ins Bett gehen wollten, obwohl sie wussten, dass er andere Frauen hatte. Sie sind ihm einfach verfallen.
    Bonnie und Clyde verliebten sich in diesem Film. Sie fuhren kreuz und quer durch die Gegend, überfielen Banken und Geschäfte und lebten in ihrem Auto. Das Komische
war, dass Clyde nicht mit Bonnie schlafen konnte. Er hatte irgendeine Phobie, aber sie war ihm trotzdem verfallen, nur wegen seiner Ausstrahlung. Am Ende wurden sie beide erschossen. Ein Typ, der zu ihrer Gang gehörte und den sie für einen Freund hielten, verriet die beiden, um sich selbst vor dem Knast zu retten.
    Am Ende gibt’s diese Szene, wo das FBI sie aufgespürt hat und in einen Hinterhalt lockt, erzählte Eleanor. Als Bonnie erschossen wird, sieht man so viel Blut, dass meine Mutter weggucken musste, aber ich hab es mir angeschaut. Die hatten diese Maschinengewehre, und ihr Körper zuckte auf dem Autositz rum, während er durchlöchert wurde, und überall sickerte das Blut durch ihr Kleid.
    Faye Dunaway hat Bonnie gespielt, sagte Eleanor. Sie ist toll, und sie hat Wahnsinnskleider an in dem Film. Nicht unbedingt das, in dem sie erschossen wird, aber andere.
    Ich glaube, es ist nicht so eine

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