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Der Duft des Sommers

Der Duft des Sommers

Titel: Der Duft des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Maynard
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hatten. Wenn mein Vater kam, würde Frank sich verstecken. Nicht, dass mein Vater sich je lange hier aufhielt. Ich versuchte immer schon, vor der Tür zu sein, wenn sein Wagen vorfuhr, damit die beiden – mein Vater und meine Mutter – nicht miteinander reden mussten. Oder, besser gesagt, sich anschwiegen, was noch schlimmer war.
    Normalerweise hätte ich mir nach dem Duschen ein Handtuch um die Hüften geschlungen und wäre so in mein Zimmer gegangen. Aber mit Frank im Haus wurde ich mir plötzlich meines schmalen unmuskulösen Brustkorbs und meiner mickrigen Schultern bewusst. Er konnte mich mit einem Griff hochheben und zerschmettern.
    Aber auch ich konnte ihn zerschmettern. Nur auf andere Weise.

    Wann willst du da anrufen?, hatte Eleanor gefragt. Bei der Polizei, meine ich.
    Später. Muss es mir erst noch überlegen.
    Ich wünschte, es wäre nicht so, aber ich wurde das Bild nicht los, wie meine Mutter am Küchentisch saß und er ihr Kaffee einschenkte. An sich keine große Sache. Er hatte gerade sorgfältig ihr Brötchen mit Butter bestrichen. Vorher hatte er es aufgerissen, anstatt es aufzuschneiden, wie er es uns gezeigt hatte. Als meine Mutter hineinbiss, blieb ein kleiner Marmeladenklecks an ihrer Wange hängen. Er tunkte einen Zipfel seiner Serviette in ihr Wasserglas und tupfte die Marmelade ab. Als er meine Mutter berührte, trat dieser Blick in ihre Augen. Wie bei jemandem, der ewig durch die Wüste gewandert ist und eine Oase findet.
    Frühstück, sagte er. Was will der Mensch mehr?
    Diesen Moment niemals vergessen, sagte sie.

17
    Mein Vater und Marjorie hatten einen Kombi gekauft, bei dem man die Hecktür hochschieben konnte, anstatt sie aufklappen zu müssen wie bei unserem alten Kombi. Dieser Autotyp war erst seit kurzem auf dem Markt, weshalb die beiden monatelang auf einer Warteliste gestanden hatten. Als ihnen der Dodge-Händler dann einen dieser Kombis anbieten konnte, hatte der eine rotbraune Farbe, die Marjorie nicht gefiel. Sie wollte ein weißes Auto, weil sie irgendwo gelesen hatte, dass weiße Autos am seltensten in Unfälle verwickelt waren.
    Richard und Chloe sind meine kostbare Fracht, sagte sie. Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu, Und Henry natürlich.
    Zuletzt nahmen sie doch den rotbraunen. Dein Vater ist ein hervorragender Fahrer, sagte Marjorie zu uns, als seien wir in Sorge, auf der Autobahn ums Leben zu kommen. Mir machte eher Sorgen, dass ich viel zu wenig in Autos unterwegs war und fast immer zuhause festsaß. Wobei das Essen bei Friendly’s mit meinem Vater und Marjorie allerdings nicht gerade meine bevorzugte Art war, unterwegs zu sein.
    Sie hielten immer um Punkt halb sechs vor der Tür. Ich
stand dann, wie gesagt, schon draußen. Vor allem diesmal wollte ich auf jeden Fall verhindern, dass mein Vater ins Haus kam.
    Richard saß auf der Rückbank neben dem Kindersitz von Chloe und hörte sich mit Kopfhörern eine CD an. Er schaute nicht auf, als ich einstieg, aber Chloe. Sie konnte jetzt schon ein paar Wörter sprechen. Im Moment hielt sie eine Banane in der Hand, die sie teilweise aß, aber hauptsächlich auf ihrem Gesicht verschmierte.
    Gebt eurem Bruder ein Küsschen, Kinderchen, sagte Marjorie.
    Ist schon okay, sagte ich. Der Gedanke zählt auch.
    Was hältst du von dieser Hitze, Sohn?, fragte mein Vater. Zum Glück haben wir uns für den Kombi mit Klimaanlage entschieden. An so einem Wochenende würde ich am liebsten die ganze Zeit im Auto bleiben.
    Gute Idee, sagte ich.
    Wie geht’s deiner Mutter, Henry?, fragte Marjorie. Wenn sie sich nach meiner Mutter erkundigte, hörte sie sich immer an, als sei von einer Krebskranken die Rede.
    Prima, gab ich zur Antwort.
    Marjorie war nun ganz bestimmt nicht der Mensch, mit dem ich über meine Mutter sprechen wollte.
    Jetzt zum Schulanfang wäre eine gute Gelegenheit für deine Mom, sich einen Job zu suchen, sagte Marjorie. Wenn die ganzen College-Kids wieder zurück an die Uni müssen. Sie könnte doch ein paar Abende die Woche irgendwo kellnern oder so. Damit sie mal aus dem Haus kommt. Und ein bisschen Geld verdient.

    Sie hat einen Job, erwiderte ich.
    Ich weiß. Die Vitamine. Ich dachte, vielleicht ein bisschen was Stabileres.
    So, mein Sohn, sagte mein Vater. Siebte Klasse. Was hältst du davon?
    Da ich darauf nichts zu sagen wusste, ließ ich es bleiben.
    Richard überlegt sich, ob er bald mit Lacrosse anfangen soll, nicht wahr, Rich?, sagte mein Vater.
    Richard neben mir wippte mit dem Kopf zu irgendeinem

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