Der Duft des Sussita
Ungar aus Österreich namens Peter, Ofir, der Psychologe, Asaf, genannt Hagavoha, Sergej, der Mathematiker, die Psychologie studierenden Tami und Anat, Jotam, der Maler, Daniel, der Rechtsanwalt, der Historiker Joni, natürlich auch der Musiker Eyal Kabron, Tomer Hatipus selten und nie lange, ebenso Jarden, aber für jeden von uns war das Café Greg das Zentrum unserer Existenz, das Studium war nur Nebensache.
So saßen wir dort von morgens bis abends, wir diskutierten wesentliche Dinge und weniger Wesentliches, wir tranken unseren Milchkaffee und Espresso, einen nach dem anderen. Rücksichtslos. Kompromisslos. Während die anderen im Seminar studierten, saßen wir im Kaffeehaus Greg, die Rebellen. Wir rebellierten und nahmen unseren Kaffee mit oder ohne Milch, mit oder ohne Zucker, die Dozenten und Studenten kamen alle zu uns, das ist eine Tatsache. Unser Stammtisch war die wirkliche Universität, die Dozenten wussten es, die Studenten wussten es, hier wird wirklich gelernt, im Kaffeehaus Greg, neben dem Haupteingang der Universität, alles andere war Quatsch, eine Illusion.
Dort also habe ich auch den Österreicher kennengelernt, der zwischen Familie und Kuhmelken unseren Stammtisch aufsuchte. Er kannte meine Schwäche für die deutsche Kultur, wollte mich desillusionieren, konnte es aber nicht. Damals sprach ich noch kein Deutsch, wollte es aber. Heute gibt es keinen Stammtisch mehr, denke ich manchmal.
Wenn schon nicht den Stammtisch, so gibt es doch den Österreicher, dachte ich. Ich war froh, ihn nach ungefähr fünf Jahren wiederzusehen.
Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust, in der brütenden Hitze den Kibbuz anzuschauen. Dagmar wollte aber natürlich den Kibbuz sehen, also durchstreiften wir das gesamte Areal. Wir näherten uns der Plastikfabrik, konnten sie jedoch nur von draußen betrachten, weil es Fremden nicht erlaubt war, in die Fabrik einzutreten. Das Produzieren von Plastik soll geheim bleiben, erklärte uns der Österreicher.
Der Höhepunkt unseres Besuches im Kibbuz Mischmar Haemek war der Kuhstall. Wir sahen kleine und große und mittelgroße und sogar neugeborene Kühe. Heutzutage braucht man die Kühe nicht mehr zu melken, sagte uns der Österreicher, die Kühe melken sich selbst, sie gehen zu einer in Holland produzierten Maschine und werden dort automatisch gemolken, mehrmals am Tag. Die Kühe bekommen dort etwas zu fressen, also sind sie zufrieden und wollen gemolken werden, alle Kühe hier gehen gerne zu der holländischen Maschine.
Den Kühen geht es hier relativ gut, wir haben hier auch eine Art Klimaanlage für die Kühe, wie gesagt, es gibt viele Menschen, denen es schlechter geht als unseren Kühen im Kibbuz, sagte der Österreicher, natürlich sind die Kühe nicht frei, das ist wahr, aber was wissen schon Kühe von der Freiheit, sie denken nicht so, sie wissen nicht, dass sie Leibeigene sind, so geht es aber auch vielen Menschen, sagte der Österreicher, viele Menschen denken, sie seien frei, während sie doch Sklaven sind, Leibeigene. Dies ist unser Kuhstall, hier habe ich gearbeitet, sehr viel habe ich in diesem Stall gearbeitet, bevor wir die Maschine aus Holland angeschafft haben.
Nach der Tour durch den Kibbuz und nachdem wir etwas Kleines in der großen Kantine getrunken hatten, ohne Geld dafür bezahlen zu müssen, kehrten wir zurück ins Haus des Österreichers. Weil wir alle Hunger hatten, beschlossen wir, ein drusisches Essen im nahe gelegenen Daliat El-Karmel einzunehmen. In dieser Stadt wohnen die Drusen, über die wenig bekannt ist, weil sie ihre Religion geheim halten. Ihre Küche ist hervorragend.
Die Drusen sind ein äußerst interessantes Volk, sagte der Österreicher. Sie haben eine geheime Religion, viel weiß ich über die Drusen nicht. Man sagt, sie seien Araber, Muslime, man sagt aber, dass sie an Seelenwanderung glauben, was der moslemischen Religion widerspricht. In der Vergangenheit wurden sie deswegen auch verfolgt, und ich habe gehört, sagte der Österreicher, dass Platon ein Heiliger für sie ist. Das ist alles, was ich weiß. Und ja, sagte der Österreicher, die israelischen Drusen sind ihrem Land treu und dienen in der Armee.
Wir machten also halt in Daliat El-Karmel. Es war ein einfaches Restaurant. Wir saßen draußen auf den Plastikstühlen. Der nette Kellner brachte uns rasch verschiedene Salate, drusische Spezialitäten, selbstverständlich Tahina und Hummus, verschiedene Oliven und Gurken und und und. Fladenbrot, was man hier Pita nennt,
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