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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Mann und trat zu ihrer kleinen Gruppe.
    Es gab ein großes Hallo, Schultern wurden geklopft und Hände gedrückt, und Emma folgerte daraus, dass es sich bei dem Fremden um Carl Scheerer handeln musste. Noch beachtete sie keiner, die Männer waren mit sich selbst beschäftigt, und so nutzte sie die Zeit, um Scheerer genauer in Augenschein zu nehmen.
    Verwegen sah er aus – mit seinen leuchtend blauen Augen und dem lockigen, schwarzen Haar, das ihm beinahe bis zu den Schultern reichte. Er war jünger, als sie es aufgrund seiner Stellung vermutet hatte, dreißig vielleicht. Dennoch strahlte er eine natürliche Autorität aus, die ihn von den anderen Forschern abhob. Er sprach nicht laut, doch keines seiner Worte ging unter; seine Stimme war dunkel, ruhig und zugleich bestimmt. Vielleicht rührte seine überwältigende Präsenz aber auch von seiner Statur: Er war groß, kräftig und – Emma gestand es sich nur zögernd ein – äußerst gut gebaut.
    Als habe er gespürt, dass sie sich Gedanken über ihn machte, fiel der Blick seiner blauen Augen auf sie. »Verzeihen Sie, kann ich Ihnen helfen?«, fragte er höflich. »Suchen Sie vielleicht den Weg?«
    Emma räusperte sich verlegen. Ich gehöre doch dazu, wollte sie sagen, aber das kam ihr zu plump vor. Noch ehe ihr etwas Eloquenteres einfiel, mischte Crusius sich ein: »Darf ich Ihnen meine Assistentin vorstellen, lieber Scheerer: Emma Röslin, Pflanzenzeichnerin aus Stuttgart.«
    Scheerers Gesichtsausdruck veränderte sich vollkommen. Seine Augen wurden schmal, der Kiefer angespannt. Ohne den Blick von ihr zu lassen, sagte er langsam: »Sie haben nie etwas davon gesagt, dass Ihr Assistent eine Frau ist, Crusius.« Und nach einer kurzen Pause: »Krüger, Pagel, wussten Sie davon?«
    »Natürlich, Crusius hatte uns den Namen in seinem Brief doch mitgeteilt«, sagte Krüger verwirrt. »Wie hätten wir sonst wissen sollen, wen wir abholen müssen? Auch dem Zolloffizianten, der das Fräulein vom Schiff geholt hat, mussten wir schließlich einen Namen sagen.«
    Pagel ergänzte: »Crusius hatte uns geschrieben, dass wir so vorgehen sollten, falls das Schiff Verspätung hätte. Hätte Mr. Flinner uns nicht geholfen, wären wir noch später hier angekommen.«
    Mit erzwungener Ruhe sagte Scheerer: »Sehr umsichtig gedacht. Allerdings missfällt mir, dass meine Forscher offensichtlich mehr wissen als ich. Mir haben Sie nur gesagt, Herr Crusius, Sie erwarteten Ihren Assistenten. Männliche Form.«
    Emma stand wie erstarrt vor dem Forschungsleiter, der, obgleich er mit Crusius sprach, immer noch sie fixierte. Sie fühlte sich jämmerlich unter diesem Blick – eine schwitzende, rotgesichtige junge Dame in einem dunklen Kleid, das nicht hierher passte.
    »Männlich, weiblich, wer nimmt es da schon so genau«, sagte Crusius leichthin. »Fräulein Röslin wird eine Bereicherung der Gruppe sein, glauben Sie mir. Ihre Zeichnungen sind gut.« Pragmatisch setzte er hinzu: »Außerdem ist sie nun schon mal hier.«
    »Was nicht der Fall wäre, wenn Sie mir von Anfang an gesagt hätten, dass sie eine Frau ist«, versetzte Scheerer und wandte sich endlich von ihr ab. Scharf sagte er zu Crusius: »Ich hätte niemals zugelassen, dass meine Forscher sie auch nur vom Schiff holen ließen! Fräulein Röslin hätte gleich zurück nach Deutschland reisen können.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich Ihnen ihr Geschlecht verschwiegen habe.« Crusius lachte, als habe er einen kleinen Scherz gemacht. »Wie dem auch sei: Fräulein Röslin gehört zu mir, ich trage für sie die Verantwortung.«
    »Irrtum«, sagte Scheerer schneidend. »Die Verantwortung für die gesamte Forschungsgruppe obliegt mir. Und damit auch die Entscheidungsgewalt.«
    »Sie ist meine Assistentin.«
    »Sie ist eine Frau, und ich werde sie nicht mit in den Busch nehmen.«
    »Sie können sie nicht zurückschicken!«
    »Sie werden sich wundern, was ich alles kann, Crusius!«
    Emma, die dem Schlagabtausch der beiden Männer mit wachsendem Unbehagen zugehört hatte, stockte der Atem. Er würde doch nicht …
    »Sie wird gehen«, sagte Scheerer kühl. »Das ist mein letztes Wort.«
    Emma schlug sich die Hand vor den Mund. Crusius warf ihr einen raschen Blick zu. Fast unmerklich zwinkerte er ihr zu.
    »Sie bleibt«, sagte er ruhig. »Sie ist nämlich nicht nur meine Assistentin, sondern auch meine Verlobte.«
    Emma schnappte nach Luft.
    Scheerer drehte sich langsam zu ihr um.
    »Stimmt das?«, fragte er.
    Ihr Blick flog von ihm zu Crusius,

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