Der Duft von Hibiskus
und abends zum Zähneputzen zugestanden wurde, reichte nicht aus, um die Binden einigermaßen sauber zu bekommen.
Nach einigem Hin- und Herüberlegen gestand sie sich ein, dass es nur eine Lösung gab. Eine grässliche Lösung: Sie musste Carl Scheerer um einen eigenen Wassereimer bitten. Es war zwar schrecklich peinlich, denn gewiss würde er ahnen, wozu sie den Eimer brauchte – aber was sollte sie sonst tun? Oskar darum zu bitten kam nicht in Frage; er wagte sowieso schon zu viele Vertraulichkeiten.
Also Scheerer.
Sie knetete ihre Hände, während sie auf ihn zuging. Er saß vor seinem Zelt und schrieb Tagebuch. Als er sie kommen hörte, hob er den Kopf.
»Fräulein Röslin! Schon fertig mit dem Zeichnen?«
»Äh, nein.« Sie räusperte sich. »Ich … ich hätte eine Bitte.«
Scheerer runzelte die Stirn. »Sie sehen ein bisschen krank aus. Geht es Ihnen nicht gut?«
»Doch, doch. Ich bräuchte nur … also, ich bräuchte …«
»Nun sagen Sie schon. Was brauchen Sie?«
»Einen Eimer«, presste sie hervor.
»Einen Eimer?« Er lachte. »Und das ist Ihnen so peinlich?«
Sie starrte auf das trockene Laub zu ihren Füßen. »Ich bräuchte nicht nur einen Eimer, sondern auch Wasser. Viel Wasser. Einige Tage lang.«
Langsam sagte Scheerer: »Ach so. Ich verstehe. Entschuldigen Sie bitte, dass ich gelacht habe.«
Er stand auf und ging zu dem Zelt, in dem sich die Ausrüstung befand. Mit einem Holzeimer in der Hand kam er zurück.
»Das ist von nun an Ihrer.«
Sie griff mit brennenden Wangen nach dem Eimer und murmelte einen Dank, ohne Scheerer in die Augen zu sehen. Was er nun wohl von ihr hielt? Sicher fand er es mehr als merkwürdig, dass sie nicht ihren Verlobten in dieser delikaten Angelegenheit um Hilfe gebeten hatte, sondern ihn.
Doch Scheerer sagte nur: »Der creek ist weit. Das Wasserschleppen ist zu anstrengend für Sie.«
»Das schaffe ich schon«, versicherte sie ihm schnell. Um zu demonstrieren, wie mühelos sie es hinbekommen würde, ging sie zu dem vollen Wassereimer, der bei der Feuerstelle stand, und hob ihn probeweise an. Er war wirklich sehr schwer.
»Stellen Sie ihn wieder ab, Sie sind ja schon ganz rot im Gesicht«, sagte Scheerer. »Ich hole sowieso täglich Wasser, ein Eimer mehr oder weniger macht da nichts aus. Wo soll ich Ihnen den vollen Eimer denn hinstellen?«
»Vielleicht einige Schritte vom Lager entfernt, in den Busch?« Sie brachte kaum mehr als ein Flüstern heraus.
»Gute Idee«, sagte er, »dahin ziehen Sie sich ja sowieso ein paar Mal täglich zurück. Es wird also niemandem auffallen.«
Himmel, war das peinlich! Jetzt spielte er auch noch auf ihre Notdurft an, die sie gezwungenermaßen unter freiem Himmel verrichtete, wenn auch im Schutz von Bäumen und Gebüsch. Das waren die unangenehmen Seiten des Expeditionslebens. Sie schämte sich so sehr, dass sie am liebsten geweint hätte.
Doch sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und hob den Kopf. Sie hatte schießen lernen wollen, da würde sie jetzt ja wohl imstande sein, Scheerer trotz des unerquicklichen Themas in die Augen zu sehen!
»Danke«, sagte sie fest.
»Gern geschehen.« Er lächelte.
Dann schien ihm noch etwas einzufallen. »Sagen Sie, sollten Sie nicht ruhen, wenn Sie …?«
»Oh nein, ich kann arbeiten wie sonst auch«, beeilte sie sich zu sagen. Das fehlte noch, dass sie tagelang untätig im Zelt herumliegen musste! Das Ruhegebot während der Periode hatte sie schon zu Hause genervt, hier würde sie es ganz bestimmt nicht einhalten.
»Gut, Sie müssen es wissen.« Scheerer überlegte kurz. »Ich denke, ich sollte Ihnen gleich mal Wasser holen. Und ab morgen früh machen wir es wie besprochen.«
Er schnappte sich den Eimer, den er ihr gerade erst in die Hand gedrückt hatte, und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg zum Fluss.
Verwirrt blickte sie ihm hinterher. Wenn das ihre Mutter wüsste! »Mit einem Mann darfst du nie, nie, nie über dieses Thema sprechen«, hatte sie Emma eingeschärft, als sie einmal von Frau zu Frau gesprochen hatten. »Er würde sich für immer mit Grausen von dir abwenden. Wenn es gar nicht anders geht, dann sag, Tante Erna sei zu Besuch. Diese Anspielung wird er verstehen.« Die Mutter hatte Emma die Wange getätschelt. »Aber das hat ja noch lange Zeit. Erst musst du heiraten, vorher betrifft dich das sowieso nicht, Liebes.«
Nun, es hatte sie betroffen, aber das hatte sie der Mutter natürlich nicht sagen können.
Emma sah Scheerer nach, wie er
Weitere Kostenlose Bücher