Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
einen Kurzbesuch abgestattet und ihr von der erfolgreichen Unterredung mit Oskar berichtet. Die Ältere hatte sie umarmt und sich von Herzen mit ihr gefreut. Beim Abschied hatte sie Emma gebeten, nicht abzureisen, ohne noch einmal bei ihr vorbeizuschauen, und Emma hatte es ihr gerne versprochen.
    Wann es wohl losgehen würde? Carl hatte angekündigt, die Forscher beim heutigen Nachtmahl über seine Pläne in Kenntnis zu setzen, und nicht nur deshalb konnte Emma es gar nicht erwarten, dass es endlich Abend wurde. Sie gestand sich ein, dass sie sich im Busch so sehr an Carls Anwesenheit gewöhnt hatte, dass es ihr seltsam vorkam, ihre Tage in Brisbane nun ohne ihn zu verbringen.
    Als sie ihm endlich gegenübersaß, flatterten so viele Schmetterlinge in ihrem Bauch, dass sie innerlich den Kopf über sich schüttelte. Vor allem, weil Carl wieder ganz der souveräne Leiter war und mit keinem Blick, keinem Wort zu erkennen gab, dass sich zwischen ihm und Emma seit Silvester etwas verändert hatte. Er aß gleichmütig das zähe Hammelfleisch, das die Wirtin ihnen aufgetischt hatte – ihre Kochkünste ließen wirklich zu wünschen übrig –, und zwischendurch erklärte er seiner Gruppe, wie die nächsten Monate ablaufen würden. Emma war froh darüber, dass Carl die ganze Zeit redete; so fiel es nicht weiter auf, dass sie kaum den Blick von ihm abwenden konnte. Sie hörte ihm eben aufmerksam zu!
    Und was er erzählte, war spannend genug.
    »Die nächste Expedition wird etwas anders verlaufen als die im Dezember«, sagte er. »Wir werden mehrere Tage lang durchreiten, bis wir den Cunningham’s Gap Scrub erreichen, einen subtropischen Regenwald. Dort stehen Hütten, die einem Straßeningenieur gehörten, Mr. Hay. Ich habe ihn auf einer früheren Reise kennen gelernt, ein netter Mann. Inzwischen ist er mit einer Straße weiter südlich beschäftigt, seine alten Hütten im Cunningham’s Gap Scrub stehen also leer und sind als Wohnplatz für uns geradezu perfekt.«
    »Wo genau liegt der Cunningham’s Gap Scrub?«, fragte Oskar.
    »Südwestlich von hier auf dem Main Range, einem Streifen der Great Dividing Range. Wie Sie wissen, ist das die Gebirgskette, die parallel zur Ostküste verläuft«, antwortete Carl mit kühler Sachlichkeit.
    »Nach allem, was ich weiß, herrscht in diesem Regenwald eine unglaubliche Artenvielfalt«, warf Krüger eifrig ein.
    Carl nickte. »Das ist der Grund, weshalb wir diesmal nicht weiterziehen werden: Selbst wenn wir einige Monate lang nur dort forschen, wird die Ausbeute so groß sein, dass sowohl die Kolonialregierung als auch Ihr Auftraggeber, Crusius, zufrieden sein wird.«
    Er lächelte Oskar und Emma knapp zu.
    Ein bisschen verunsichert war sie ja schon, musste sie zugeben. Carl könnte sie zumindest mit mehr Wärme anlächeln oder ihr einen heimlichen Blick zuwerfen …
    Nun mach dich nicht verrückt, dachte sie. Er hat dir versprochen zu warten, und dazu würde es kaum passen, wenn er dich mit seinen Blicken verschlingen würde!
    Halbwegs beruhigt lauschte sie dem weiteren Gespräch.
    »Die nächsten Tage sollten wir damit zubringen, uns mit allem einzudecken, was wir brauchen werden. Das betrifft vor allem das wissenschaftliche Material, weniger den Proviant. Wenn unsere Vorräte zur Neige gehen, werden wir uns problemlos Nachschub in Ipswich besorgen können.«
    »Reisen wir auch über Ipswich?«, wollte Krüger wissen.
    Carl nickte. »Ja, wir werden dort übernachten. Davor und danach müssen wir uns mit Busch-Inns begnügen.«
    »Diesen floh- und wanzenverseuchten Gasthäusern im Nirgendwo?« Pagel kratzte sich am Kopf. »Zelten wär mir lieber, Scheerer.«
    »Aber den Lastochsen nicht«, sagte Carl trocken. »Da wir im Regenwald in Hütten leben werden, können wir uns das Mitschleppen des Zeltstoffes sparen, oder? Dann können die Ochsen nämlich das gesamte Material alleine tragen, wir müssen die Pferde nicht bepacken und können den ganzen Weg über reiten. Ich habe schon mit der Wirtin gesprochen, wir machen es wie gehabt: Wir mieten ein Zimmer für die Zeit unserer Abwesenheit und lagern dort alles ein, was wir nicht mitnehmen können. Oder wollen, wie die Zelte.«
    Pagel sah nicht überzeugt aus.
    Begütigend setzte Carl hinzu: »Wir sind ja nicht lange unterwegs. Länger als ein paar Tage brauchen wir nicht bis zur Main Range.«
    »Und wenn es unterwegs kein Busch-Inn gibt?«, gab Krüger zu bedenken.
    »Dann bitten wir um einen Schlafplatz auf einer Station.« Carl zuckte

Weitere Kostenlose Bücher