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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Machen wir das Beste draus. Schließlich sind wir Männer und keine Memmen.« Er drehte sich zu Emma um, sein Lachen erstarb. »Aber wie du als Frau mit solchen Umständen zurechtkommen sollst, weiß ich wirklich nicht. Was machen wir nur mit dir? Du kannst dich ja nicht betrinken wie wir.«
    »Das braucht sie auch nicht«, sagte Carl kühl. »Ich werde schon dafür sorgen, dass sie eine anständige Mahlzeit bekommt, die sie auch ohne Schnaps herunterkriegt.«
    »Wie konnte ich nur daran zweifeln, lieber Scheerer, dass Sie alles regeln werden«, sagte Oskar spöttisch.
    Einen Moment lang standen die beiden Männer sich feindselig gegenüber, ohne ein Wort zu sagen, doch schließlich wandte Oskar sich ab und klopfte Pagel auf die Schulter. »Na los, alter Freund. Gehen wir die staubige Kehle befeuchten.«
    Princess am Zügel, folgte Emma den Männern zum Stall, der ebenso wackelig aussah wie das Gasthaus. Hoffentlich würde es in der Nacht keinen weiteren Regen geben. Emma bezweifelte, dass Haus und Stall dicht waren. Ein eilfertiger, schmaler Mann mit gelblicher Haut kam ihnen entgegen und übernahm ohne große Worte nacheinander die Pferde und die Lastochsen. Er sah anders aus als alle Menschen, die Emma bisher zu Gesicht bekommen hatte, und sie nahm sich vor, Carl später zu fragen, woher er wohl kommen mochte.
    Als sie schließlich in die Dämmerung der Hütte traten, wurden sie von einem weiteren Mann mit gelblicher Haut begrüßt. In gebrochenem Englisch fragte er sie, ob sie nur trinken oder auch essen und übernachten wollten. Er führte sie zu einer hölzernen Theke, an der bereits ein halbes Dutzend abgerissener Gestalten standen.
    Emma schluckte, als die Köpfe der Männer sich der Forschergruppe zuwandten und die Blicke aller an ihr, Emma, hängen blieben.
    »Nicke ihnen zur Begrüßung zu, und dann beachte sie nicht weiter«, hörte sie Carl hinter sich raunen.
    Sie schluckte und folgte seiner Anweisung. Carl drängte Emma so an die schäbige Theke, dass Krüger schützend zu ihrer Linken stand, er selbst stellte sich rechts neben sie. Emma war froh um seine imposante Gestalt, die die Männer hoffentlich davon abhalten würde, sich ihr zu nähern.
    »Warum starren die mich so an?«, flüsterte sie Carl unbehaglich zu.
    »Wahrscheinlich haben sie seit Monaten keine Frau mehr gesehen«, flüsterte er zurück. »Und eine wie dich schon gar nicht.«
    War das ein Kompliment gewesen? Doch Carl hatte sich bereits dem Wirt zugewandt, einem dicken Mann mittleren Alters mit rotem, fettglänzendem Gesicht.
    »Was darf’s denn sein, die Herren?«, fragte der Wirt jovial. »Sie sind keine Squatter, was?«
    »Forscher«, sagte Carl. »Auf dem Weg in den Regenwald.«
    Der Wirt lächelte breit. »Und Sie machen bei mir Station, sehr schön, sehr schön. Dann haben Sie bestimmt ordentlich Hunger, was?«
    Carl nickte. »Auf ein schönes Essen ohne irgendwas drin, das die Dame hier krank machen könnte.« Er wies mit dem Kinn in Emmas Richtung.
    Der Wirt kratzte sich am Kopf, weiße Schuppen rieselten auf die Theke. Er wischte sie nicht fort. »Krank macht mein Essen niemanden, das können Sie mir schon glauben. Aber wenn Sie was Exklusives wollen«, er hob die Hände in einer entschuldigenden Geste, »dann wird’s natürlich teurer.«
    »Das war mir klar.«
    »Nun, dann sind wir uns ja einig.« Der Wirt rieb sich die Hände. Dann rief er dem höflichen Mann, der sie vorhin begrüßt hatte und der sich als Koch herausstellte, in sehr schnellem Englisch etwas zu. Ob der gelbe Mann ihn wohl verstand? Emma jedenfalls gelang es nicht. Na ja, war vielleicht auch besser so. Oder wollte sie wirklich wissen, was sich hier normalerweise im Essen befand?
    Für die nächsten zehn Minuten unterhielt sie sich mit Carl und Krüger. Carl war zurückhaltend und höflich, wie stets seit ihrem mitternächtlichen Gespräch an Silvester. Krüger schien sich in der schweiß- und alkoholgeschwängerten Atmosphäre der Hütte nicht recht wohl zu fühlen, er sprach leise und warf den fremden Männern ängstliche Blicke zu. Oskar und Pagel standen ein wenig abseits, tranken bereits den zweiten Schnaps und ignorierten sie.
    Emma hätte sich gerne hingesetzt, nach dem langen Ritt war sie nun doch müde. Doch als sie sich genauer in der Gaststube umsah, fiel ihr auf, dass kein einziger Stuhl darin stand. Auch Tische gab es nicht.
    »Wo werden wir denn essen?«, wagte sie den Wirt zu fragen, der gerade mit den ersten beiden Tellern

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