Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
wie Scheerer sie gerade gegen mich vorgebracht hat, nicht auf mir sitzen lassen kann. Emma ist für sich selbst verantwortlich, Punkt.«
    »’türlich, ’türlich«, murmelte Pagel.
    »Sehr verständlich«, sagte auch Krüger. Unsicher sah er Emma an. »Es ist bewundernswert, wie gefasst Sie damit umgehen, Fräulein Röslin.«
    »Ich? Och ja …«
    Du liebe Güte, was sollte sie darauf nur antworten?
    »Ich weiß es ja schon seit ein paar Tagen«, meinte sie schließlich lahm.
    »Seit ein paar Tagen, verstehe«, wiederholte Krüger und warf ihr einen Blick zu, der zwischen Unglauben und Verständnislosigkeit schwankte.
    Wahrscheinlich, dachte Emma, hielt er sie nun für durch und durch gefühllos. Dass sie alles andere als das war, wurde ihr nur allzu klar, als sie es endlich wagte, Carl anzuschauen. Er sah immer noch völlig überrumpelt aus, und sie hätte nichts lieber getan, als ihm alles zu erklären. Doch das ging natürlich nicht.
    Vertrau mir, Carl, beschwor sie ihn stumm.
    Oskar schien es zu genießen, dass er Herr der Situation war.
    »Emma war der Meinung, Sie würden ihr weiterhin erlauben, an unseren Expeditionen teilzunehmen«, sagte er leichthin zu Carl. »Mir ist zwar schleierhaft, wie sie zu dieser Einschätzung kommt, da Sie uns Ihre Meinung über Frauen im Busch ja deutlich genug mitgeteilt haben. Aber ich bin sicher, Sie werden Emmas kindliches Vertrauen in Sie nicht enttäuschen, nicht wahr?«
    Kindliches Vertrauen! Emma warf Oskar einen empörten Blick zu. Doch bevor sie etwas sagen konnte, meinte Carl: »Ich denke, Fräulein Röslin hat hinreichend bewiesen, dass sie ebenso gut im Busch zurechtkommt wie wir alle. Ich habe also keine Bedenken, sie weiterhin für Sie arbeiten zu lassen, Crusius.«
    »Wie selbstlos von Ihnen«, sagte Oskar. Er klang amüsiert, als wisse er genau, weshalb Carl nicht mehr auf Emmas Anwesenheit verzichten wollte. In seinen Augen aber blitzte Wut auf. Oder Eifersucht?
    »Was stehen wir hier noch rum?« Oskar stieß seinem Pferd die Fersen in die Seiten. »Wir sind nicht zum Plaudern hier, oder? Auf nach Ipswich.«
    »Recht hat er«, sagte Pagel und trieb sein Pferd ebenfalls an. Auch Krüger schien froh, der peinlichen Situation entfliehen zu können, und kümmerte sich ungefragt darum, die Ochsen von ihren Gräsern loszueisen. So fanden Emma und Carl sich im Handumdrehen allein wieder.
    Im Schritt ritten sie nebeneinander her. Carl sah stur geradeaus, und Emma warf ihm nervöse Seitenblicke zu. Warum sagte er denn nichts? Freute er sich gar nicht, dass sie Oskar definitiv nicht heiraten würde?
    Doch als er ihr endlich sein Gesicht zuwandte, glühten seine Augen. Ein ganzer Schwarm Schmetterlinge flog in ihrem Bauch auf.
    »Wie hast du das geschafft, Emma?«
    Vage antwortete sie: »Ich habe mit ihm geredet.«
    »Und das hat genügt?«
    »Mhm«, machte sie unverbindlich.
    Carl schwieg skeptisch. Kein Wunder, sie hörte ja selbst, dass ihre Erklärung reichlich dünn klang! Aber was sollte sie ihm sagen? Es war unmöglich, ihm schon jetzt zu enthüllen, dass die ganze Verlobung eine Erfindung und ihre Auflösung deshalb gar nicht so schwer gewesen war. Carl würde nur enttäuscht von ihr sein, weil sie ihn von Anfang an belogen hatte. Solange er nichts von den schrecklichen Wochen in Stuttgart wusste, als deren logische Folge sie die Verlobungslüge ansah, würde er ihre Verzweiflung damals in Brisbane nicht nachvollziehen können. Sie musste schweigen; er sollte sie nicht für eine Frau halten, die ihre Umgebung schamlos beschwindelte, nur um ihren Willen zu bekommen.
    »Carl«, sagte sie bittend, »frag nicht weiter. Ich werde es dir erklären, sobald ich dir auch … das andere erklären kann. So wie ich es dir an Silvester versprochen habe.«
    Er schaute sie eindringlich an.
    Sie hätte nie gedacht, dass blaue Augen so dunkel wirken konnten. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und seinen Kopf zu sich herübergezogen, um in dieser Dunkelheit zu versinken, einer Dunkelheit, die nicht gefährlich war, sondern erregend und voller Liebe. Wie gerne hätte sie ihn einfach während des Reitens geküsst!
    Carl schien ähnliche Gedanken zu hegen, denn sein Blick wanderte unwillkürlich zu ihrem Mund. Verbotene Bilder formten sich in Emmas Geist. In ihrer Fantasie führte eins zum anderen, und sie spürte eine Hitze in sich, die eindeutig nicht von der Sonne herrührte.
    Ihr wurde bewusst, dass sie das, was sie mit Ludwig so verabscheut hatte, mit Carl

Weitere Kostenlose Bücher