Der Duft von Orangen (German Edition)
Traum gewesen war, an der Kommode festgeklammert hatte.
„Emm? Ist alles in Ordnung?“
Das war dem so ähnlich, was er letzte Nacht zu mir gesagt hatte, dass ich Angst hatte aufzuschauen, Angst hatte, den damaligen Johnny in meinem Heute zu sehen. Ich gurgelte noch einmal und spuckte das Wasser aus. Benetzte mein Gesicht. Ich hörte seine nackten Füße auf dem Badezimmerboden.
„Kann ich dir irgendetwas bringen?“
„Nein.“ Ich räusperte mich. „Mir geht es gut.“
Ich fühlte mich besser. Trotz meines immer noch etwas unruhigen Magens spürte ich, dass ich sogar Hunger hatte. Ich schaute mich im Spiegel an. Blasses Gesicht. Dunkle Ringe unter den Augen. Ich hatte schon mal besser ausgesehen.
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Ich muss wohl irgendetwas Falsches gegessen haben.“
„Aha“, sagte Johnny. „Willst du trotzdem zur Arbeit gehen?“
Ich nickte. „Ja, mir geht es gut. Ich muss nur ein paar Cracker oder so essen, um meinen Magen zu beruhigen.“
„Bist du sicher?“ Er sah zweifelnd aus. Und wunderschön mit seinen verschlafenen Augen, dem zerzausten Haar und der tief auf den Hüften sitzenden Pyjamahose.
„Ja.“ Ich nahm meine Zahnbürste und drückte eine ordentliche Menge Zahnpasta darauf. Dann putze ich mir die Zähne, spülte aus. Und noch einmal, bis der Geschmack in meinem Mund verschwunden war.
Johnny sah mir zu. Ich spürte seine Blicke, doch keiner von uns sagte etwas, als ich das Wasser in der Dusche anstellte und aus meinem Nachthemd schlüpfte. Er beugte sich vor, um es aufzuheben, was nett war, wie ich fand, denn wenn ich mich vornüber beugen würde, würde ich vermutlich einen weiteren Übelkeitsanfall erleiden. Johnny befühlte den Stoff und hängte das Hemd dann an den Haken an der Tür.
„Ich mag dieses Nachthemd“, sagte er. „Es hat mir schon immer gefallen.“
Ich zitterte, eine Hand unter dem immer noch kalten Wasser. Es konnte ewig dauern, bis es warm wurde. Meine Nippel richteten sich aufgrund der Kälte auf, nicht vor Erregung, und ich legte eine Hand auf meine linke Brust und fühlte meinen Herzschlag.
„Das hast du mir gekauft“, erinnerte ich ihn.
Er hatte es eines Abends mitgebracht und mir mit einer Geste überreicht, als schenke er mir die Kronjuwelen. Mir gefiel das Nachthemd mit seinem leichten Retrostil und dem weichen Stoff auch. Es war etwas, das ich zum Schlafen anziehen würde … und in meinen Träumen.
„Wieso hast du ausgerechnet das ausgewählt?“, fragte ich.
Johnny schaute mich an. „Es sah aus wie etwas, das du anziehen würdest. Es sah aus wie du.“
Ich atmete ein paarmal flach ein, zwang meinen Mageninhalt, an seinem Platz zu bleiben. Und die Welt auch. Ich stieg unterdie Dusche und schrie leise auf, weil das Wasser jetzt zu heiß war. Ich fummelte an der Mischbatterie herum, hielt mein Gesicht in den heißen Strahl und hoffte, dass ich nicht weinen musste.
„Bist du sicher, dass ich dir nicht helfen kann?“ Johnny schob den Duschvorhang beiseite und schaute mich besorgt an.
„Ein Toast“, sagte ich. „Ich denke, trockenes Toast wäre gut. Und ein Pfefferminztee. Das ist echt lieb von dir, Baby. Danke.“
„Klar. Kein Problem.“ Er klang nicht gerade beruhigt, zog den Vorhang aber wieder zu.
Ich wartete, bis ich die Badezimmertür ins Schloss fallen hörte, bevor ich auf Hände und Knie sank. Ich hatte nicht das Gefühl, mich erneut übergeben zu müssen. Mir war nicht schwindelig. Aber ich zitterte und suche Trost darin, nah am Boden zu sein. Ich schlug meine Hände vors Gesicht und presste sie gegen den glatten Rand der Badewanne. Das Wasser prasselte auf meinen Rücken.
Ich hatte den Film Die Frau des Zeitreisenden gesehen. Die Heldin sehnte sich verzweifelt nach einem Kind. Wütend auf ihren Ehemann trifft sie sich mit seinem vorsterilisierten Ich und drängt ihn, mit ihr zu schlafen, damit sie schwanger wird, auch wenn ihr Ehemann aus der Jetztzeit das nicht will. In andern Worten, sie fickt ihren damaligen Ehemann, um mit ihrem jetzigen Ehemann ein Kind zu haben.
Weder in meinen Episoden noch in meinen Träumen hatte ich Johnny gebeten, ein Kondom zu benutzen. Mein Gott, 1978 hatte es doch schon welche gegeben, oder? Selbst wenn sie in der Zeit vor AIDS kaum jemand benutzt hat? Und außerdem nahm ich die Pille – wenn auch etwas unregelmäßig. Wir hatten aufgepasst, und selbst wenn wir das nicht getan hätten, könnte der heutige Johnny mich nicht schwängern.
„Ach verdammt“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher