Der Duft von Orangen (German Edition)
küssen.
Es gibt so viel zu sagen, doch ich habe keine Worte. Ich weiß so viel, und doch weiß ich nichts. Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. Ich küsse seine Lippen. Ich schaue ihm in die Augen.
„Ich muss dir etwas sagen.“
Etwas verändert sich in seinem Blick, als er mit seiner Hand in kreisenden Bewegungen über meinen Bauch fährt. Ich sage nichts. Er lächelt.
„Ja?“
„Ja“, sage ich.
„Wirklich?“ Johnny schaut auf meinen Bauch, seine Hand streichelt mich weiter. Er sieht mir in die Augen. „Wirklich, Emm?“
„Ja.“
Er überrascht mich mit einem Kuss, presst seine Lippen fest auf meine. Er lacht an meinem geöffneten Mund und zieht sich dann zurück, um mir beide Hände auf den Bauch zu legen.
„Ich werde mich um dich kümmern, Emm“, sagt er. „Ich will, dass du das weißt.“
Ich weiß, dass er es ernst meint. Ich sehe es in seinen Augen. Höre es in seiner Stimme.
Und mein Herz bricht, weil ich weiß, dass ich ihm das Herz brechen muss .
Ein leichter Wind kommt auf. Hebt den Saum meines Kleides. Zerzaust mein Haar. Ich trete ein paar Schritte zurück.
„Ich muss dir noch etwas sagen, Johnny.“
In ein paar Stunden wird sich Ed das Leben nehmen, wird sich die Pulsadern aufschneiden und in diesem Pool verbluten. Sein Tod wird die Enklave auseinanderreißen und Johnny in einenStrudel aus Drogen, Alkohol, Sex und Exzessen stürzen, der ihn direkt in eine Nervenheilanstalt führt und ihm so die Chancen nimmt, die er auf einem goldenen Tablett gereicht bekommen hat. Es wird sein Leben für immer verändern.
Das kann ich nicht zulassen. Ich kann das hier aufhalten. Ich kann Johnny vor dem warnen, was Ed vorhat. Sie könnten ihn am Leben erhalten, wenigstens für heute Nacht. Und das würde könnte – vielleicht alles verändern.
Ich habe einen Schmetterling unter meinem Fuß und bin bereit, ihn zu zermalmen.
Ich schaue Johnnys perfektes, wunderschönes Gesicht an. Sein junges Gesicht, seinen jungen Körper. Ich schaue den damaligen Johnny an und fühle mich, als hielte ich seine Zukunft in Händen. Ich kann das für ihn tun. Kann ihm das Leben geben, das er haben wird, wenn die Tragödie nie geschieht.
Ein Leben ohne mich darin.
Das weiß ich so genau, wie ich alles andere weiß. Wenn Johnny weiter fortfährt, seinen Körper und sein Gesicht gegen Ruhm und Erfolg einzutauschen, wird er niemals ein Künstler werden. Das hat er mir selber erzählt. Wenn ich das für ihn ändere, würde sich auch alles andere ändern, und dreißig Jahre in der Zukunft würde ich in einen Coffeeshop gehen und ihn niemals treffen.
Ich kann es nicht tun.
„Emm?“ Johnny greift nach meiner Hand.
Der Wind frischt weiter auf, weht mir meine Haare in die Augen. Ich schiebe sie weg, verzweifelt darum bemüht, einen klaren Blick auf Johnny zu behalten. Ich liebe ihn – sowohl den jungen Mann, der er einst war, aber noch viel wichtiger den Mann, der er jetzt ist. Ich will ihn, und ich will dieses Kind der Unmöglichkeit.
„Ich bin verrückt“, sage ich laut.
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass mir das völlig egal ist.“ Johnny greift nach meiner Hand. „Ich werde mich um dich kümmern, Emm. Das habe ich dir auch gesagt. Alle andere ist nicht wichtig. Okay?“
„Ich liebe dich“, sage ich. „Egal was passiert, versprich mir, dass du das nie vergisst. Und … dass du mir vergibst.“
„Was soll ich dir vergeben?“
Der Geruch von Orangen stürmt auf mich ein, überwältigt mich. Ich kämpfe gegen ihn an. Drehe mich um. Ich bin noch nie vor seinen Augen verschwunden. Ich will nicht, dass er es sieht. Aber ich gehe, ich kann es nicht aufhalten. Und irgendwie fühlt es sich dieses Mal anders an.
Es fühlt sich an wie das allerletzte Mal.
„Du hast mehr als ein hübsches Gesicht und einen geilen Arsch“, sage ich. „Und ich liebe dich. Vergiss das nicht. Wir werden uns wiedersehen. Glaub einfach daran, okay?“
32. KAPITEL
D u bist zurück“, sagte Johnny.
Ich blinzelte und setzte mich auf. Ein feuchtes Tuch fiel mir von der Stirn in den Schoß. Ich lag auf der Couch in Johnnys Büro.
„Oh nein.“
„Pst. Keine Sorge. Niemand hat etwas mitbekommen.“
Ich schüttelte den Kopf. „Johnny …“
„Pst, sagte ich. Ist schon okay, Emm.“ Johnny nahm meine Hand, streichelte jeden einzelnen Finger. „Ich kümmere mich um dich.“
Ich drückte seine Hand. „Ich muss dir etwas sagen.“
Er lächelte. „Ja. Ich weiß.“
Ich wartete darauf, dass mein Gehirn
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