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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ich missmutig in meine Handflächen. „Mist. Mist. Mist.“
    Ein Baby. Johnny und ich würden ein Baby bekommen. Ich strich mit feuchten Händen über meinen Bauch.
    Wie sollte ich ihm das nur erklären?
    Mir wurde bei dem Gedanken ganz übel, ihm zu sagen, dasswir durch ein Wunder, durch einen unglaublichen, unerklärlichen, fantastischen Vorfall Eltern wurden. Er würde noch einmal Vater werden, obwohl er bereits Großvater war. Ich mochte mir kaum ausmalen, was Kimmy dazu sagen würde.
    Ich fand ihn in der Küche, wo er mich mit Tee und geröstetem Toast erwartete. Er blätterte in einem Ordner mit Rechnungen aus der Galerie, nahm jedoch sofort die Brille ab und stand auf, als ich eintrat. Er musterte mich genau.
    „Geht es dir besser? Bist du sicher, dass du nicht lieber zu Hause bleiben willst?“
    „Ja.“ Ich schüttelte den Kopf und setzte mich hin. Der Toast roch gut, und plötzlich überkam mich ein wahrer Heißhunger. „Mir geht es gut. Ehrlich.“
    Ich zwang mich zu einem Lächeln, aß die Scheibe Toast in wenigen Bissen und spülte sie mit Tee hinunter. Die Krümel verteilten sich auf dem Tresen. Ich pickte sie mit den Fingerspitzen auf.
    Johnny lehnte sich zu mir herüber und überraschte mich mit einem Kuss. „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch.“
    Während der Fahrt zur Arbeit schaffte ich es, mich halbwegs angeregt mit ihm zu unterhalten, und falls ihm auffiel, dass ich ein wenig stiller war als sonst, ließ er es unkommentiert. Im Büro saß ich wie ein Zombie an meinem Tisch, füllte Formulare aus und ging ans Telefon, ohne wirklich mit den Gedanken dabei zu sein.
    Das Schlimmste war gar nicht mal, dass ich dachte, ich wäre verrückt. Das war zu erwarten, wenn man sich meine Krankenakte anschaute. Das Schlimmste war auch nicht, zu kapieren, dass ich nicht nur vom Jahr 1978 geträumt hatte, sondern dass ich wirklich da gewesen war. Diesmal war ich nicht Alice, die durch den Spiegel ging. Ich war die Weiße Königin, die an das Unmögliche glaubte.
    Das Schlimmste war, dass ich nach einem ganzen Leben, in dem ich mich gegen ungewollte Schwangerschaften geschützt hatte, in dem ich vorsichtig gewesen war und auf meinen Körper geachtet hatte, ich schließlich doch ungeplant schwanger geworden war.
    Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und stieß ein tiefes, beinahe unhörbares Stöhnen aus. Schwanger. Ein Baby. Wie konnte ich nur ein Baby kriegen?
    Die Vorstellung, Kinder zu bekommen, hatte ich schon vor langer Zeit aufgegeben. Wie sollte ich auch neun Monate mit einem anderen Lebewesen in mir überstehen, wenn ich mir nicht immer sicher war, wo ich war oder was ich tat? Wie könnte ich eine Mutter sein, verantwortlich für ein anderes Leben, wenn ich jeden Augenblick in die Dunkelheit abrutschen konnte?
    Oder in die Vergangenheit, dachte ich. Ich hatte einen sauren Geschmack im Mund. Verfaulte Orangen. Aber ich roch sie nicht. Ich schmeckte sie nur.
    Als ich meine Augen öffnete, erwartete ich, Sommerhitze zu spüren, einen Swimmingpool zu sehen. Einen jungen Johnny, der mich mit glänzenden Augen anschaute. Stattdessen sah ich meinen Computer, in dessen Monitor sich mein Gesicht spiegelte wie ein Geist.
    Ich legte meine Hände auf meinen Bauch, der mir schon immer viel zu rundlich gewesen war. Was für ein kleines Leben schwamm in mir herum? Eine Tochter? Ein Sohn? Würde er die Augen seines Vaters haben, sie das Lächeln ihrer Mutter?
    Ich öffnete den Webbrowser und suchte nach Zeitreisen. Sehr viele Informationen erhielt ich nicht. Ich fand ein paar Seiten mit vielen ausgefallenen Begriffen und Beschreibungen von Elementarteilchen, die sich schneller als das Licht bewegen, von Partikeln und physikalischen Vorgängen, die ich noch nie verstanden hatte. Ich fand viele Bücher- und Filmkritiken, einige sogar von Büchern, die ich gelesen, und Filmen, die ich gesehen hatte. Ich las sehr viel und erfuhr sehr wenig, was über das hinausging, das ich bereits wusste.
    Es gab keine Zeitreisen .
    Und schon gar nicht wurden sie dadurch verursacht, dass man vom Klettergerüst purzelte. Und doch war es die einzige Antwort, die mir einfiel. Ich ging in die Dunkelheit; ich kehrte zurück. Ich litt seit Jahren unter Episoden, aber keine waren so gewesen wie die, die ich nach der „Kollision“ mit Johnny im Mocha gehabt hatte.
    Wieder stützte ich meinen Kopf in meine Hände. Nichts hiervon ergab Sinn, und doch war es vollkommen logisch. Ich musste es einfach nur glauben.
    In der Mittagspause

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