Der Duft von Orangen (German Edition)
lachte leise. „Wir sind zumindest sehr viel jünger als er.“
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und stöhnte leise auf. „Als ob wir Kniestrümpfe und Ballerinas tragen und unsere Haare zu Zöpfen flechten.“
„Vielleicht hat er ein Faible für Schulmädchen“, zog Jen mich auf.
„Igitt.“ Ich warf ihr durch meine Finger einen Blick zu und sah dabei aus dem Augenwinkel, dass Johnny sich mit dem Rückenzu uns in eine der hinteren Sitzecken verzogen hatte. Wenigstens musste ich so nicht drauf achten, keinen Blickkontakt zu ihm herzustellen.
„Was ich damit sagen wollte, er hat mich noch nie vorher begrüßt.“ Jen zog eine Augenbraue hoch. „Und außerdem hat er nur dich angeschaut.“
Ich ließ nicht zu, dass die Hoffnung sich in mir breitmachte. „Mal ehrlich, erst überfalle ich ihn in seinem Haus, dann suche ich ihn in seiner Galerie auf und versuche, mit ihm rumzumachen. Er denkt vermutlich, es ist besser, wenn er mir einen kleinen Knochen hinwirft, bevor ich einen auf Glenn Close in „Eine verhängnisvolle Affäre“ mache und seine Tochter entführe oder so.“
Jen lachte. „Der war gut.“
„Ich meine es ernst!“
Die Türglocke klingelte erneut, und ein paar Minuten später saß Johnny nicht mehr allein da. Die Frau, die sich zu ihm gesellt hatte, war die gleiche, mit der er schon mal hier gewesen war. Modisch, glamourös … und offensichtlich genervt. Sie ging nicht zum Tresen, um sich etwas zu bestellen, sondern setzte sich nur ihm gegenüber und fing an, ihre Lederhandschuhe auszuziehen, wobei sie ihn mit wütender Miene musterte.
Jen hatte der Frau hinterhergeschaut, als sie an uns vorbeigegangen war. Nun dreht sie sich wieder zu mir um. „Er scheint eine Schwäche für jüngere Frauen zu haben. Kein Wunder, dass er uns im Vergleich zu ihr als ‚Mädels‘ bezeichnet.“
„So viel älter als wir ist sie auch nicht.“
„Mindestens sieben oder acht Jahre, vielleicht sogar zehn, wenn sie was an sich hat machen lassen. Und ihre Kleidung lässt auch darauf schließen.“
Ich fühlte mich nicht besser, die Frau auseinanderzunehmen, die vielleicht oder vielleicht auch nicht mit dem Mann ausging, nach dem ich so verrückt war. Ich wurde langsam wirklich verrückt … „Wie auch immer, wenn sie zusammen sind, sind sie zusammen. Das macht nichts von dem, was zwischen uns passiert ist – oder nicht passiert ist –, besser.“
„Aber macht es das schlimmer?“, fragte Jen. „Das hast du vorhin behauptet. Es wäre schlimmer, wenn er mit jemandem zusammen wäre.“
„Ja, aber – wie gesagt – nur, wenn er eigentlich mit mir zusammen sein wollte und es aufgrund dieser anderen Frau nicht könnte.“
„Weißt du was?“ Mit einem Seufzer schob Jen ihren Teller beiseite. „Ich finde, du denkst zu viel darüber nach. Warum kaufst du nicht einfach eine Flasche Wein, ein wenig gute Schokolade und gehst damit abends zu ihm. Trag was Nettes, aber nicht zu offenherzig. Entschuldige dich für das, was passiert ist – oder nicht passiert ist –, und guck, was sich daraus entwickelt.“
Ich verdrehte die Augen. „Ja. Genau. Du spinnst wohl.“ „Warum denn nicht?“
„Ich habe es schon mal mit einem Friedensangebot probiert. Hat man ja gesehen, wie gut das funktioniert.“
„Du bist so pessimistisch!“
Ich schickte ihr einen bösen Blick. Jen zuckte nur mit den Schultern und schaute noch mal zu der anderen Frau. Dann beugte sie sich vor und flüsterte: „Ich meine ja nur.“
„Ich komme mir so schon dumm genug vor, Jen. Nein. Ich werde ihm einfach aus dem Weg gehen. Jede Begegnung mit ihm meiden.“
„Viel Spaß dabei.“ Jen schaute über ihre Schulter, dann sah sie mich mit erhobenen Augenbrauen an.
Johnny war aufgestanden. Seine Begleiterin ebenfalls. Er wartete wie ein Gentleman, bis sie an uns vorbeigerauscht war. Sie schenkte uns keinerlei Beachtung, aber er zögerte auf Höhe unseres Tisches. Dieses Mal sagte er nichts. Schaute mir nur so lange in die Augen, wie das Universum brauchte, um aus dem Staub einer explodierenden Sonne geboren zu werden. Mit anderen Worten, eine halbe Sekunde. Dann war er weg, folgte ihr zur Tür hinaus und ließ mich zurück, atemlos und mit einem Kribbeln im Bauch.
„Mensch, Süße!“, sagte Jen mitfühlend.„Da hast du dir wirklich was eingebrockt.“
Ich schaffte es gerade noch, meinen Hausflur zu betreten und zwei, drei Schritte zu machen, da überrollte es mich wie ein Tsunami. Meine Augen tränten von dem Gestank
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