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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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Elfenbeinfarbene Kugeln schwimmen in einem milchigen Uterus. Ich gieße die Flüssigkeit in den Ausguss und schneide mir eine dicke, cremige Scheibe ab, lege eine ausgebüxte Tomate darauf, stelle mich an den Küchentisch und esse. Das gelbe Öl läuft mir das Kinn hinunter. Es schmeckt köstlich und aromatisch. Nach Sommer und Sonnenschein. Ich lecke mir die Finger ab.
    Dabei denke ich an Léon und seine beiden Mädchen. Wie hießen sie noch gleich? Lila und Joy. Ich frage mich, wie sie wohl aussehen. Ob sie Celines feingliedrige Anmut geerbt haben? Léons volle Lippen und buschige Brauen? Seine himmelblauen Augen? Ich stelle sie mir mit tiefschwarzen Ringellocken und in schönen Seidenkleidern an einem alten Küchentisch aus Kiefernholz mit einer rot karierten Tischdecke vor. Sie lassen erwartungsvoll die Beine baumeln, weil sie noch nicht bis auf den Boden reichen. Léon macht ihnen Toast und bestreicht ihn dick mit weicher, gesalzener französischer Butter. Eins der Mädchen möchte Marmelade. Er lächelt liebevoll und gibt löffelweise glänzende Himbeermarmelade auf einen Toast. Er küsst die beiden auf die hohe, blasse Stirn, und sie sehen zu ihm auf und lachen.
    Pete kommt in die Küche. »Habe ich dir von dem Brunch am Sonntag erzählt?«
    Ich halte inne. Seltsamerweise habe ich plötzlich ein schlech tes Gewissen. Ein Stück Tomate bleibt mir im Hals stecken.
    Er geht zum Waschbecken und gießt sich ein Glas Wasser ein. »Wir sind am Sonntag zum Brunch im Aurora eingeladen. Im Crown.«
    Mein Herz setzt einen Moment aus. Ich huste, um die Kehle freizubekommen. »Ach ja? Okay, klingt gut. Die machen tolle Macarons.«
    »Was?«, fragt Pete. »Meinst du diese Baisers? Macaronen??«
    »Macar ons . Das ist Französisch«, füge ich hinzu. »Ich liebe Macarons.«
    Er sieht gedankenverloren zur Decke und zieht die Boxershorts hinunter, die das Bein hochgekrochen sind.
    Ich verbanne die Vorstellung von Léon und seinen Mädchen so schnell aus meinem Kopf, als ob Pete Gedanken lesen könnte.
    »Ich glaube, sie machen keine Desserts mehr. Zu viel Aufwand. Oder zu teuer, keine Ahnung.« Er zuckt mit den Schultern.
    »Aber was ist mit Léon?«, flüstere ich.
    »Hä? Was soll mit ihm sein?«
    »Nun ja, es ist sein Restaurant – ist er da nicht enttäuscht?«
    Pete schnaubt und schüttelt den Kopf. »Bestimmt nicht, wenn er dadurch Kosten sparen kann. Ich habe gehört, dass sie auch billiger geworden sind, es gibt jetzt viel mehr Fleisch und chinesische Gerichte. Sehr preiswert.«
    »Aha.«
    »Abends haben sie noch eine kleine Dessertkarte, aber das ist wohl größtenteils billiges Fertigzeug.« Pete leert das Glas und stellt es auf die Anrichte. Er küsst mich auf die Wange. »Ich komme nicht zum Abendessen, ich muss zu einer späten Besprechung mit den Bauherren. Ich hole mir ein Sandwich oder so.«
    Ich nicke stumm, als er die Küche verlässt, dann werfe ich einen Blick auf die Einkaufstüten, die um mich herumstehen, und entdecke dabei eine zusammengeknüllte, fettige Papiertüte neben dem Waschbecken, die nach Fritten und billigem Öl riecht. Ich beobachte Pete, wie er sich die Schuhe anzieht und sich dabei verrenkt, um dem Tennisspiel zu folgen, wobei seine Mundwinkel nach unten zeigen. Ich lehne mich gegen die Anrichte und denke über die Zusammenstellung der Antipasti-Platte nach. Für eine Person.

Une Petite Flamme – Eine kleine Flamme
    Espresso mit einer Ganache aus dunkler Schokolade und einem Stück Blattgold
    Das sonntägliche Brunchbüffet des Aurora hat Weltklasse, Desserts hin oder her. Sobald man den Raum betritt und die Meeresfrüchtetheke zur Rechten sieht, läuft einem das Wasser im Mund zusammen – Hummer in der Farbe von Blutorangen auf einem Bett aus fein gehobeltem Eis, geöffnete Austern, die ihr salziges Innenleben zur Schau stellen. Um die Ecke ist ein ganzer Bereich nur für Käse reserviert. Ich sehe große Räder von duftendem, frischem Parmesan und scharfen, zerlaufenden Weichkäse mit einer grauweißen Rinde. Hinter den Käsen hängt eine wunderschöne Honigwabe an einem Metallrahmen. Der Honig tropft an einem silbernen Gitter hinunter in eine kleine Schale. Überall riecht es himmlisch – Kupferschalen mit warmem, frischem Brot werden an die Tische gebracht, gereifter Schinken wird vom Knochen geschnitten, der Chocolatier schöpft weiche Pralinen. Es ist ein Schlaraffenland für Erwachsene, Welten entfernt von den Männern, die an den Straßenecken kauern und Congee schlürfen und

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