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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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krank«, antworte ich einfach. Ich schlucke und drehe mich von ihm weg, mein Körper zittert noch immer vor Begierde, und ich weiß, dass Petes Gesicht nicht das ist, das ich zu sehen gehofft habe.

Brise d ´Été – Sommerbrise
    Yuzu mit einer dunklen Kirschfüllung
    Die Luft ist schwer und klebrig vor Hitze. Ich habe das Gefühl, direkt aus einem glühend heißen Bad zu kommen, Dampf hängt in den Härchen auf meiner Haut. Ich muss blinzeln, damit die Welt nicht verrutscht. Mein Herz pocht in einem gleichmäßigen Rhythmus. Heute Morgen bin ich im Halbschlaf zu mir gekommen, war an einem Ort, an dem Mama singend und tanzend um mich herumschwebte. Paris, Paris, Paris, bettelte sie. Wir ziehen nach Paris, Gracie. Du musst nicht gehen, wir ziehen nach Paris. Die einzige Möglichkeit, sie aus meinem Kopf zu vertreiben, war, mich unter die kalte Dusche zu zwingen und anschließend aus dem Haus zu stolpern.
    Auf dem Weg zur Apotheke komme ich an einem chinesischen Reformhaus und einem Teegeschäft vorbei. Normalerweise bin ich so in Eile, dass ich meine Umgebung kaum wahrnehme, besorge nur schnell Mehl oder Zucker, bringe die Tageseinnahmen zur Bank, gebe einen Kissenbezug mit Kaffeeflecken in die Reinigung. Heute kann ich kaum schneller gehen als Yok Lan, jeder Schritt ist eine Anstrengung, die mir den Atem raubt. In diesem Reformhaus gibt es keine Vitaminpillen, keine bunten Plakate mit fröhlichen Gesichtern. Stattdessen werden hier getrocknete Haifischflossen verkauft, gelblich und transparent, Gläser mit getrockneten Pilzen, Kräuter, die nach Fisch riechen. Am Eingang steht ein Miniaturschrein, rot mit goldenen Buchstaben darauf. Räucherstäbchen stecken in einem alten Becher, heruntergebrannt bis auf die gelben Stummel. Eine Frau fächelt sich mit einer Zeitschrift Luft zu und starrt mich ausdruckslos durch das Fenster an. Ihr Gesicht ist schlaff, entweder ist sie gelangweilt oder erschöpft von der Hitze.
    In dem Teegeschäft sind die Muttchen hinter der Theke in eine lebhafte Diskussion vertieft. Sie tragen rotbraune Schürzen, stützen sich auf die Messingdeckel der großen Teebehälter, schütteln die Köpfe, zischen und tratschen. Ich muss sie gar nicht verstehen – die Haltungen und Gesten von Frauen, die über andere Frauen herziehen, sind universell. Nein, sie ist keine gute Mutter. Du hast recht, sie ist fett geworden. Was ist mit ihrem Mann, sieht er das denn nicht? Mein Gott, so eine Wichtigtuerin. Wer kommt schon mit so einer Schwiegermutter aus? Sie scheinen vor Energie zu sprühen, auch wenn es nur um Verleumdungen und einseitige Wahrheiten geht. Ich frage mich, ob ihr Tee meine Erkältung kurieren kann, entscheide mich jedoch für den traditionelleren Weg und gehe in die Apotheke.
    Dort ist es beruhigend hell, und ein Mann mit schütterem Haar steht in einem schneeweißen Kittel hinter der Ladentheke. Er hat die Hände gefaltet; die wenigen Haarsträhnen sind sorgfältig von einer Seite zur anderen geharkt wie der Sand eines penibel gepflegten Zen-Gartens. Er lächelt mich nicht an; er ist viel zu sehr damit beschäftigt, einer anderen Kundin zuzuhören und zu nicken. Die Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben, während er sich auf ihren sich bewegenden Mund konzentriert. Sie ist nicht größer als ein Kind, hat aber den Körper einer Frau, versteckt unter einem großen Kapuzen-Sweatshirt. Sie muss furchtbar darin schwitzen. Dunkles Haar fällt ihr in den Nacken, seidig und lang. Sie flüstert eindringlich auf den Apotheker ein, beugt sich zu ihm vor, als wollte sie nach seinem Revers greifen. Sie hebt die bebende Stimme, doch ich kann nicht verstehen, was sie sagt. Als ich näher trete und genauer hinsehe, erkenne ich sie: die Sorgenfalten auf ihrer Stirn, das wunderschöne Haar. Es ist die Frau, die vor dem Lillian’s gestanden und mit Rilla gesprochen hat. Der Apotheker trommelt ungeduldig mit den Fingern auf die Glastheke. Zeit ist Geld. Der Nagel an seinem kleinen Finger ist länger als an meinem und an der Spitze vergilbt.
    »Entschuldigen Sie«, mische ich mich ein. »Kann ich helfen?«
    Sie zuckt zusammen, als ich vorsichtig meine Hand auf ihren Arm lege.
    »Rilla arbeitet für mich, ich habe Sie im Café gesehen«, murmele ich als Erklärung.
    Ihre Augen werden groß, als sie mich wiedererkennt. Sie nickt. »Ich … wir brauchen eine Creme, für Verbrennungen«, sagt sie mit einem ausgeprägten philippinischen Akzent. Zweifellos arbeitet sie als Dienstmädchen oder

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