Der Duft von Tee
hält, während sein muskulöser Arm noch immer fest um meine Taille geschlungen ist.
»Und?«, flüstert er wieder. Diese Stimme. Seidiger als eine Berührung. Eine Berührung, die ich auf meinem Körper spüren möchte, auf meinen Brüsten. Ein Schauer durchfährt mich. Ich schließe die Augen und spüre, wie die Luft über meine Lider streicht. Berühr mich. Berühr mich, bettele ich leise.
»Bist du glücklich?«
»Mmm …«, stöhne ich. Ich spüre ein Pochen tief in meinem Innersten und wünsche mir verzweifelt, dass seine Lippen meinen Körper berühren. Bitte.
Léons Lippen wandern zu meinem Ohr, als wollte er etwas sagen, doch stattdessen beginnt er, meinen Nacken zu küssen. Ich höre, wie mein Atem stöhnend aus mir herausstolpert. Sein Mund ist warm und feucht, als er mich küsst und mir etwas ins Ohr flüstert. Seine vollen Lippen berühren leicht meine Wangen. Ich sehne mich danach, ihn mit meinem eigenen Mund zu spüren; mit aller Kraft versuche ich, mich umzudrehen.
»Vorsichtig«, warnt er, doch er lächelt mich mit seinen elfenbeinfarbenen Zähnen an. Ich strecke die Hand nach ihm aus, verzweifelt, endlich finden sich unsere Münder. Ich habe das Gefühl, mich in ihn zu ergießen, in diesen Kuss, in ihm zu ertrinken, mich darin zu verlieren. Mein Körper sehnt sich danach, ein Teil von ihm zu werden, ihn als Teil von mir zu spüren.
Die Schwerkraft zerrt an mir, da Léon nur einen Arm um meine Taille gelegt hat. Er küsst meinen Nacken, mein Körper bebt vor Verlangen, meinen Mund noch einmal auf seinen zu pressen. Ich will ihn. Jetzt. Ich beiße mir auf die Lippen, als ich seine Hitze an der Innenseite meiner Oberschenkel spüre und schmecke voller Lust das Salz meines eigenen Bluts.
»Bitte …«, flehe ich, meine Stimme ist rau und heiser vor Begierde. Als ich mich enger an ihn schmiege, gleite ich an ihm hinunter. Er fängt mich auf, drückt den Arm fest unter meine Brüste.
»Vorsichtig«, warnt er, ein Brummen diesmal, das mein Verlangen noch steigert.
Doch wir sind aus dem Gleichgewicht. Ich entgleite seinem Griff. Ich schreie, sehne mich verzweifelt nach der Hitze und dem Duft seines Körpers.
»Grace!«, ruft er und versucht, mein Handgelenk zu umklammern.
Plötzlich ist da ein Rauschen, wie wenn man das Ohr an eine Muschel hält. Die Geräusche einer Welle auf einem Kiesstrand. Aus der Dunkelheit taucht eine Wand von Gesichtern mit offenen Mündern auf. Ich kneife konzentriert die Augen zusammen. Vor mir sind tausend Leute, eine Menge von Zuschauern, die beobachten, wie ich an Léons Hand schwinge. Ihre Augen und Münder und Gesichter zeichnen sich in der Dunkelheit ab. Eine Chinesin dreht sich zu ihrer Freundin um, flüstert, schnalzt missbilligend mit der Zunge. Ihr Gesicht wird deutlicher. Sie hebt eine bleistiftdünne Augenbraue. Léons Griff ist so fest, dass ich aufschreie. Dann ist die Frau fort, in der Dunkelheit verschwunden. Plötzlich habe ich Angst. Mein Herz pocht laut in meinen Ohren. Lass mich nicht los! , flehe ich stumm.
»Grace!«, schreit er mit seinem vollen, schnurrenden Akzent. In seiner Stimme liegt eine Verzweiflung, die meine Sehnsucht weckt. Ich falle.
Falle.
Falle.
Falle.
»Hey, hey, hey«, murmelt jemand.
Ich schnappe nach Luft.
»Gracie. Alles ist gut. Liebling?«
Pete hält mich fest, während ich zapple und um mich schlage. Er ist hinter mir, versucht, meine Unterarme festzuhalten, sie auf meine Brust zu drücken.
»Nein!« Meine Stimme ist atemlos und verzerrt.
»Du hast nur schlecht geträumt. Alles ist gut …«
Mein Körper steht unter Strom, prickelt vor Sehnsucht. Ich keuche. Léon , schreie ich mit jeder Faser, während ich allmählich zu Atem komme. Langsam wird mir die Schwere meines Kopfes wieder bewusst, sein Gewicht und das stetige Trommeln in meinem Schädel.
Dann liege ich still auf der Matratze.
»Was war das denn?«, flüstert Pete und lässt mich los. Das Blut rauscht durch meinen Körper, als wäre ich eine Meile gelaufen. Ich bin noch immer benommen von meinem Traum, das Zimmer wirbelt schwindelerregend um mich herum. Léon. Orangefarbene Schleifen. Ein tiefer Fall. Léon. Flussblaue Augen.
»Ja?«
»Ich habe dich noch nie so erlebt. Bist du in Ordnung?«
Ich ziehe die Decke weg und lege mich nackt und schwer atmend auf den Rücken. Das Zimmer dreht sich langsamer, dann steht es endlich still.
Ich wende meinen schweren Kopf, um Pete anzusehen, seine Stirn ist gerunzelt, seine Augen ernst.
»Ich glaube, ich werde
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