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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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leise. »Aber, aber, kein Grund zur Sorge. Das ist nur ein Spiel.«
    Pete und ich holen auf, und bald liegen wir leicht vorn. Ich habe Pete noch nie so konzentriert gesehen. Seine Miene ist grimmig und verkniffen.
    »Okay, wer liegt jetzt vorn?«, fragt Léon.
    »Wir«, antwortet Pete schnell.
    Die Sonne steigt am Himmel auf, verschwommen und grell wie ein Orangenlikör.
    Celine schlägt auf. Der Ball knallt sauber in die Mitte des Feldes – genau richtig. Léon klatscht sie ab. Nachdem wir ein paarmal Glück gehabt haben, ist Pete endlich mit dem Aufschlag an der Reihe.
    »Verausgab dich nicht zu sehr, Kumpel, vielleicht musst du in der nächsten Runde gegen mich antreten!«, ruft Don vom Spielfeldrand. Wir alle lachen bis auf Pete, der, während er aufschlägt, Léon schnell einen finsteren Blick zuwirft. Léon erwidert Petes Aufschlag mit einem wuchtigen Topspin. Der Ball schießt mit hoher Geschwindigkeit über das Netz, und Pete, dessen Körper vom Aufschlag noch immer vorgebeugt ist, will sich schnell in Position bringen. Als er sich aufrichtet, trifft der Ball mit einem grässlichen Geräusch seine linke Augenbraue. Pete fährt sich mit der Hand ins Gesicht und jault wie ein Tier, bevor er hintenüberfällt. Seine Beine geben unter ihm nach, seine Füße gleiten zur einen Seite weg, sein Körper fällt auf die andere. Der Schläger rutscht ihm aus der Hand, als er auf dem Boden aufschlägt; das dumpfe Geräusch fährt mir durch Mark und Bein, und ich lege eine Hand auf den Mund.
    »Pete«, schreit Marjory vom Spielfeldrand und stürzt auf uns zu. Wir kauern beide über ihm.
    » Merde! «, flucht Léon und läuft um das Netz herum zu uns. Celine hebt die Hand an die Augen, um gegen die Sonne etwas erkennen zu können. Don steht auf.
    Marjory sieht Pete ins Gesicht, hält es in den Händen und sagt irgendetwas wie: »Kannst du mich hören? Bist du okay?«
    Léon, der sich über sie beugt, reicht ihr eine Wasserflasche. »Vielleicht sollten wir ihm etwas Wasser ins Gesicht spritzen?«
    Mein Mund ist offen, aber ich sage nichts.
    Marjory sieht mich scharf an. »Grace?«
    Der Schock, Pete so schlaff und leblos zu sehen, sitzt mir tief in den Knochen.
    »Ist er in Ordnung?«, höre ich mich flüstern. Petes Augen öffnen sich. Er sieht sich ein paar Sekunden suchend um, gerade als Léon ihm Wasser ins Gesicht spritzt. Pete gibt einen Laut zwischen einem Schrei und einem Gurgeln von sich. Er sieht erst Marjory an, die sich tief über ihn beugt, dann mich. Schließlich entdeckt er Léon, der mit der Wasserflasche in der Hand ein paar Schritte zurückgetreten ist.
    »Pete, bist du okay?«
    Pete sieht wieder zu mir. »Scheiße«, flucht er. Ich stelle mir den stechenden Schmerz vor, den er gerade verspürt. Er wischt sich das Wasser aus dem Gesicht.
    »Keine Sorge«, sagt Marjory langsam und besänftigend. »Du hast nur einen Ball abgekriegt.«
    Pete versucht sich aufzurichten. Ich lege ihm die Hand auf den Rücken und helfe ihm auf. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Er sieht Léon wütend an.
    »Soll ich etwas Eis holen?«, ruft Don.
    »Ja, das wäre wunderbar. Sieh mal nach, ob im Clubhaus ein Eisbeutel im Kühlschrank liegt«, antwortet Marjory.
    »Ich gehe mit«, bietet Celine an.
    Als sie zusammen verschwinden, starrt Pete weiter Léon an. Sein Blick ist eiskalt.
    »Du Arschloch«, zischt er.
    »Bitte?« Léon beugt sich vor, auf seinem Gesicht spiegeln sich Besorgnis und Verwirrung.
    » Du Arschloch , habe ich gesagt.«
    Léon dreht sich zu Marjory und mir um, als würde er von uns eine Erklärung erwarten. Wir sehen einander an.
    »Verdammt, Pete«, flüstere ich und reibe ihm den Rücken.
    »Es war nicht sein Fehler«, sagt Marjory leise.
    »War es verflucht noch mal doch!«, knurrt Pete. Er verzerrt das Gesicht vor Schmerzen und schließt die Augen.
    Léon stellt sich gerade hin. Petes Tonfall und sein Gesichtsausdruck bedürfen keiner weiteren Erklärung.
    Pete öffnet erneut die Augen. »Er hat mir den Ball direkt ins Gesicht geschlagen! Und dann spritzt er mich auch noch nass!«
    »Pete, ich glaube nicht …« Ich erhebe die Stimme in der Hoffnung, ihn so zur Vernunft oder zumindest zum Schweigen zu bringen.
    »Du französischer Scheißkerl. Das war Absicht, das weißt du ganz genau. Zuerst Grace und jetzt das«, faucht er.
    Marjory starrt mich an, sagt aber nichts. Léon sieht mich nicht einmal an. Ich habe das Gefühl, von einem Strudel immer weiter in die Tiefe gerissen zu werden. Mein Herz rast.
    Léons

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