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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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mit den Schultern. »Sie war nicht schlecht, denke ich. Sie sagt, dass es dem Baby gut geht und mir auch, keine Probleme.«
    »Das klingt doch prima.«
    »Ja. Sie hat mir gesagt, dass es am 29. Oktober kommen wird.«
    »Wirklich?« Ich sehe zu Gigi auf. Sie wirkt ungerührt. Ich versuche, die Wochen im Kopf zu zählen. Es sind noch ungefähr neun. Die Zeit ist so schnell vergangen. Ich muss wohl etwas verwirrt aussehen, weil sie mich auslacht.
    »Grace, irgendwann muss es ja kommen«, sagt sie und hebt die Augenbrauen.
    »Da ist was dran«, gebe ich zu.
    »Aber darüber möchte ich nicht zu viel nachdenken«, sagt Gigi, die jetzt einen Schritt von der Theke zurücktritt, sich mit den Händen aber weiter daran festhält. Sie starrt ihren Fuß an, den sie langsam kreisen lässt. Ein Hauch von Frustration huscht über ihr Gesicht.
    »Weißt du, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird?«
    »Nun, es ist kein Junge«, antwortet sie nüchtern.
    »Ach ja?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Mädchen ist. Mann, meine Füße bringen mich um«, murrt sie. »Wegen der Hitze und dieser dämlichen Schwangerschaft sind sie jetzt fast so groß wie deine.«
    »Vielen Dank«, sage ich mit gespielter Gekränktheit.
    Gigi grinst mich an, ohne sich zu entschuldigen. Inzwischen weiß ich, dass das ihre Art ist, mir zu zeigen, dass sie mich mag: mich aufzuziehen und zu necken, als wäre ich ihre ältere Schwester. Ihr Grinsen entblößt ihre kleinen Schneidezähne, die frech über ihre Unterlippe gucken. Dieses Lächeln lässt sie so viel jünger aussehen. Ich werfe den Kaffeesatz in den Müll und fahre mir über den Haaransatz, wo frischer Schweiß mich juckt.
    »Woher weißt du, dass es ein Mädchen ist?«
    »Pau Pau und meine Tante, die glauben, dass es ein Mädchen ist. Mama ist es ohnehin scheißegal.« Sie zieht einen Stuhl unter einem der Tische hervor und lässt sich darauf fallen. »Pau Pau hat so einen alten chinesischen Kalender konsultiert. Oder so was in der Richtung.«
    »Okay, ein Mädchen. Wow.«
    Gigi sieht zu mir hoch und verdreht die Augen, doch sie lächelt wieder. »Grace, ernsthaft. Entweder ist es ein Mädchen, oder es ist ein Junge, richtig? Fifty-fifty.«
    »Ja, ja, schon klar«, antworte ich und verdrehe selbst die Augen, um ihr zu zeigen, dass es mir egal ist. Doch ich spüre, wie mein Herz ein paar Schläge aussetzt. Gigi kratzt geistesabwesend an irgendetwas auf dem Tisch herum, einem Krümel von einem Macaron oder Ganache oder einem eingetrockneten Milchfleck, der nicht ordentlich weggewischt wurde.
    »Hast du dir schon einen Namen überlegt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es gibt einen chinesischen Namen, den ich sehr gern mag und der zu meinem Nachnamen passt. Der wäre ganz süß, denke ich. Aber mir ist kein englischer Name eingefallen.«
    »Soll sie denn beides bekommen? Also, wird beides in ihrem Pass oder ihrem Ausweis stehen?«
    »In den Dokumenten wird nur ihr chinesischer Name stehen. Aber ich werde ihr auch einen englischen Namen geben. Wir haben alle einen.«
    Ich poliere weiter die Theke, bis das Metall wie ein Spiegel glänzt. In seiner gebogenen Oberfläche spiegelt sich mein Gesicht so lang gezogen wider wie die Schnauze eines Pferdes.
    »Wer hat dir deinen englischen Namen gegeben? Deine Mutter?«
    »Nein, Pau Pau. Sie fand, dass er leicht auszusprechen ist. Gab’s da nicht mal eine bekannte Sängerin, die Gigi geheißen hat? Keine Ahnung.«
    Ich nehme die Tabletts mit den Macarons heraus und stelle sie vorsichtig auf die glänzende Oberfläche.
    Gigi sagt: »Na ja, irgendwann muss es ja mal raus. Also, Frank, mein Freund, er …« Sie verstummt, dann spitzt sie die Lippen. Es ist das erste Mal, dass sie ihren Freund erwähnt. Ich nehme an, dass er der Vater des Babys ist.
    Jetzt bin ich neugierig. »Er ist was?«
    »Ach, nichts. Er spielt nur verrückt.«
    »Ja?«
    »Er geht mir irgendwie aus dem Weg. Ich meine, vermutlich hat er einfach zu viel tun. Er ist zum Saalchef befördert worden, deshalb muss er eine Menge Schichten übernehmen. Aber er geht auch viel auf Partys. Ich sehe ihn nie.« Sie hält inne. »Ich sollte auch befördert werden, weißt du. Aber …«
    »Aber?«
    »Ich bin schwanger geworden. Eine dieser dürren Zicken, wahrscheinlich Crystal, hat es dem Big Boss erzählt, und das war’s dann mit der Beförderung. Und schließlich konnten sie ganz auf mich verzichten … wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ich blicke mit einem Stirnrunzeln auf. »Was? Das ist doch

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