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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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fragen will: ob er ein Kondom benutzt hat. Er öffnet den Mund, um noch etwas zu sagen, doch ich hebe die Hand.
    »Nein, erzähl mir nichts. Keine Details. Das ertrage ich nicht.«
    Er wartet, und als ich wieder zu ihm aufsehe, redet er mühsam weiter, als müsste er sich jedes Wort abringen. »Es macht mich krank. Ich wollte es dir nicht sagen. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich so etwas getan habe.«
    Ich nicke.
    »Ich kann es nicht erklären. Es klingt so dumm, aber es war wie eine Art Wahnsinn. Mit dir keine Familie haben zu können, nicht miteinander darüber reden zu können …«
    Das mit dem Wahnsinn verstehe ich. Diese Mama-Wildheit, die mich dazu gebracht hat, mich in einen Franzosen zu verlieben und die arme Rilla zur Schnecke zu machen. Ich strecke meine Hand nach ihm aus. Er sieht mich an, als wollte er mich um Erlaubnis fragen. Dieser kleine Blick lässt mein Herz dahinschmelzen. Habe ich ihn so verunsichert? Ich rücke näher an ihn heran und nehme seine Hand. Als ich ausatme, fühlt es sich an, als hätte ich eine Ewigkeit die Luft angehalten.
    »Gracie, es hat mich innerlich zerrissen, dass du keine Kinder bekommen kannst. Ich wollte welche, sicher, doch du hast jeden Tag davon geträumt und nur dafür gelebt. Ich wusste, wie gern du Mutter werden wolltest. Das war so offensichtlich, und ich konnte nichts tun. Aber was noch schlimmer ist, schlimmer als alles andere, ist das, was mit uns passiert …«
    »Ich weiß.« Es ist so schwer, es auszusprechen. Ich schlucke. »Ich habe versucht, mich mit dem Lillian’s abzulenken. Mit … Tagträumen. Ich wusste nicht, was ich sonst …« Meine Stimme bebt.
    Er beugt sich vor, unsere Köpfe berühren sich. Einen Moment lang sitzen wir so da, in dieser seltsamen Haltung bilden wir ein perfektes Dreieck.
    »Ich liebe dich so sehr.«
    »Ich weiß.«
    »Es tut mir so leid.«
    Ich seufze. »Ich weiß. Es tut mir auch leid.«
    Liebste Mama,
    können zwei Menschen eine Familie sein? Reicht das aus?
    Ich schätze, bei uns war das so, bei dir und mir? Gemeinsam waren wir mehr als nur zwei Menschen.
    Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Pete und ich das auch versuchen.
    Deine dich liebende Tochter
    Grace

Thé pour Deux – T ee für zwei
    Pink Earl Grey mit einer Ganache aus dunkler Schokolade
    Der Kalender in der Caféküche zeigt an, dass sich der September dem Ende zuneigt. Bald ist Weihnachten, und dann beginnt ein neues Jahr. Der Gedanke macht mir Angst, als würde ich versuchen, die Zeit an die Leine zu legen wie einen Hund. Ich starre die kleinen, schwarzen Felder und Nummern an, die über das Kalenderblatt verteilt sind.
    »Besuch für dich.«
    Gigi steht in der Küchentür, die Arme über ihrem riesigen Bauch verschränkt. Sie spricht wieder mit mir, gibt mir jedoch klar zu verstehen, dass sie das nicht gerne tut.
    »Danke, ich bin in einer Minute da«, antworte ich lächelnd, doch sie sieht mich nicht mal an. Ich ziehe meine mit Ganache bekleckerte Schürze aus und wasche mir die Hände.
    Als ich ins Café komme, sitzt Pete an einem Tisch an der Wand, die Zeitung unaufgeschlagen neben sich. Statt darin zu lesen, unterhält er sich mit Gigi, die einen Stapel Teller und Tassen zwischen der Armbeuge und ihrem runden Bauch balanciert. Mit dem anderen Arm gestikuliert sie und erzählt eine Geschichte. Pete lächelt ihr zu. Ich bleibe kurz stehen und beobachte sie, Gigi schüttelt den Kopf und verdreht die Augen. Auf dem Tisch stehen zwei Teller, auf jedem liegt ein Baguette. Die Fenster hinter Pete rahmen einen grauen Himmel ein. Ihn hier zu sehen, macht mich ein wenig nervös, so wie bei unseren ersten Dates.
    »Hallo«, unterbreche ich sie.
    Pete lehnt sich zurück; sein Lächeln wird sanfter.
    »Soll ich euch einen Kaffee machen?«, fragt Gigi kurz angebunden. Sie sieht mehr Pete als mich an.
    »Danke, das wäre wunderbar.«
    »Ich hätte gerne einen grünen Tee, wenn das okay ist«, fügt Pete hinzu.
    Gigi nickt. »Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Ja, Sie auch, Gigi.«
    Als sie mit dem Geschirr zurück in die Küche geht, zieht Pete eine Braue hoch. »Sie ist schon was Besonderes. Und ziemlich clever.«
    »Da hast du recht; sie ist wirklich etwas Besonderes. Manchmal macht sie mich wahnsinnig, aber sie ist mir auch eine große Hilfe mit den Lieferanten und den einheimischen Kunden.«
    Pete sieht sich im Café um, und ich bemerke, wie er alles in sich aufnimmt. Es geradezu in sich aufsaugt. Ich frage mich, was er davon hält. Ich möchte ihn fragen, doch

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