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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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Schritte trennten. Schenkte man seinem Ruf Glauben, dürfte ihm eine solche Situation nicht fremd sein. Im Gegensatz zu ihr.
    Um ihm und auch sich selbst zu beweisen, dass die Gegebenheiten sie keineswegs einschüchterten und dass sie es mit jeder Frau aufnehmen könnte, die zu kennen er sich jemals erfreut hatte, zog es sie unweigerlich zu ihm. Kaum mehr einen Schritt von ihm entfernt, blieb sie stehen. „Man starrt eine Dame nicht an, Bradford“, neckte sie ihn.
    Er räusperte sich und sah so rasch beiseite, dass ihm einzelne Strähnen seines nassen dunklen Haars in die Augen fielen. „Ich … verzeih.“
    Erneut räusperte er sich und erhob sich dann zu seiner ganzen, stattlichen Größe. „Wir sollten dir noch ein wenig mehr anziehen. Deine Beine … sie … sie sind nackt.“
    Wie charmant. Der Duke of Bradford, bald schon ihr Duke of Bradford, Lebemann und Lüstling par excellence, geriet bei ihrem Anblick ins Stottern und entschuldigte sich dafür, einfach nur ein Mann zu sein. Und bat sie gar, sich zu bedecken!
    Das war weiterer Beobachtung würdig. Da er ihr Verlobter war, und das auch noch für mindestens fünf weitere Tage, stand es ihr wohl an zu erforschen, woran ein Mann seines Alters, seiner Herkunft und seiner Erziehung Gefallen fand. Was kümmerte es sie, dass alles, was sie ihn nun fragen würde, halb London vor Scham im Boden versinken ließe.
    „Wie findest du sie?“, fing sie an.
    Entgeistert schaute er sie an. „Wie finde ich was?“
    „ Meine Beine. Du erwähntest sie eben.“
    Entgeistert zuckte er die Achseln. „Was soll mit deinen Beinen sein?“
    „Na ja … seit ich denken kann, habe ich mich gefragt, weshalb um Beine so ein Aufhebens gemacht wird. Wusstest du, dass die Frauen in Afrika ihre Beine nicht bedecken, wie wir es tun? Bei uns darf man ja nicht mal die Knöchel sehen. Was glaubst du wohl, weshalb das so ist? Bedeuten uns Beine mehr als ihnen? Und wenn ja, warum nur? Letztlich sind es doch nur Beine, die uns von einem Ort an den anderen tragen sollen. Im Tierreich gibt es so etwas nicht. Noch nie wurde ein Giraffenmännchen dabei beobachtet, wie es die Beine seiner Artgenossinnen anstarrt, selbst wenn sie bei Weitem lang genug wären, um solcher Bewunderung würdig zu sein.“
    Justine ließ ihr rechtes Bein vorschnellen, dass ihre noch immer feucht durchscheinende Chemise sich straff darum spannte, und reckte ihm ihre nackten Zehen entgegen. Sie neigte den Kopf und musterte ihre Gliedmaßen mit wissenschaftlichem Interesse. „Ein wenig o-beinig sind sie, wofür ich aufrichtig um Verzeihung bitte, aber davon mal abgesehen – was hältst du von ihnen? Aus der Perspektive eines Engländers betrachtet, wohlgemerkt. Lohnen sie überhaupt einen Blick? Gewiss hast du genug Beine gesehen, um Vergleiche anstellen zu können.“
    Er schien sprachlos zu sein und blickte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
    Ungerührt erwiderte sie seinen Blick und setzte ihren Fuß dann rasch wieder auf die Dielen. So viel also zur Ansicht eines Engländers. Ganz offensichtlich war sie selbst für Homo sapiens libertinus zu freizügig. „Vermutlich sollte ich mich entschuldigen. Mir war nicht bewusst …“
    „Du musst dich nicht entschuldigen, Justine“, sagte er leise. „Und um auf deine Frage zurückzukommen: Nein, du hast keine O-Beine. Du hast sogar ausgesprochen wohlgeformte Beine. Und ich möchte zudem darauf hinweisen, dass ich, wären wir Giraffen, immerzu auf deine Beine starren und dir hinterherpfeifen würde, bis es den anderen Giraffen ganz furchtbar, furchtbar peinlich wäre.“
    Ungläubig sah sie ihn an, dann prustete sie vor Lachen. Ach, wie herrlich unanständig sie beide waren! Und das Schlimmste daran war – sie genoss es. Endlich erkannte sie den wilden und ausgelassenen Bradford wieder, den sie so schamlos angeschmachtet hatte. Den Bradford, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte und der ihr alles, was ihr in London so steif und langweilig vorgekommen war, ganz unglaublich aufregend erscheinen ließ.
    Obwohl ihr schon jetzt die Wangen glühten, beschloss sie, nun, da ohnehin alle Etikette über Bord geworfen war, ihrem Verlobten ruhig noch ein wenig mehr zu gönnen. Sie wollte sich ihm dafür erkenntlich zeigen, dass er ein Gentleman gewesen und auf ihren törichten, unbedachten Vorschlag, einige wenige Nächte mit ihr zu verbringen, nicht eingegangen war.
    Schüchtern lächelnd raffte sie ihre nasse Chemise bis zum Saum seines Hemdes, um ihm einen

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