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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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dunklem, unergründlichem Blick. Er war sichtlich nicht darüber erfreut, dass sie sich seinem Wunsch verweigert hatte.
    Das Blut rauschte ihr in den Ohren, als ihr bewusst wurde, dass sie ihrem frisch Angetrauten gleich im ersten Moment widersprochen und sich ihm, wenn nicht vor aller Welt, so doch zumindest vor dem Bischof, widersetzt hatte.
    Bradford machte einen Schritt zurück und strich seine Rockaufschläge glatt. „Ganz wie du wünschst“, meinte er knapp. „Wahrscheinlich sollte ich dich davon in Kenntnis setzen, dass ich keinen Empfang werde ausrichten lassen. Mir war einfach nicht danach, will ich doch so viel Zeit wie nur irgend möglich mit dir allein verbringen. Ich warte draußen in der Kutsche.“ Damit nickte er ihr und dem Bischof kurz zu, drehte sich um und verließ den Raum.
    Der Bischof trat hinter dem Tisch hervor und musterte sie kurz, aber eindringlich. Seine feisten Wangen waren bis an die Ohren gerötet. Vermutlich hatte er jedes Wort mit angehört. Mit hochgerecktem Doppelkinn rauschte er wortlos und mit raschelnder Robe hinaus, das schwere Kirchenbuch unter dem Arm.
    Nun endlich stieß Justine den tiefen Seufzer aus, den sie die ganze Zeit zurückgehalten hatte, und ließ sich an den verwaisten Holztisch sinken. Ihr waren die Knie weich geworden. Bradford wollte also geradewegs mit ihr nach Hause fahren. Herrje, wie es aussah, konnte ihr Gatte selbst in einem Gotteshaus nur an das Eine denken.
    Möge Gott nicht nur ihrer Seele gnädig sein, denn sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Ehe mit Bradford ungefähr so wäre, als habe man ein Nashorn zum Haustier. Ein brünftiges Nashorn, wohlgemerkt.

5. Skandal
    Es gilt dem Wunsch zu widerstehen, die Absichten eines Mannes zu hinterfragen, denn meist weiß der arme Mann ja selbst kaum, wie es um seine Absichten bestellt ist.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Bradford House, am Abend
    S tocksteif stand Justine neben dem dampfenden Hüftbad, dem sie eben entstiegen war, und ließ sich von ihrer Kammerzofe – Henri – den nackten Leib mit weichen Tüchern trocken tupfen. Als dies vollbracht war, wandte sich der junge Mann behände um, griff nach einer cremeweißen Chemise und zog sie ihr geschwind über.
    Obwohl Henri jung und von angenehmem Wesen war und sich tatsächlich gab wie eine Dame von Stand – nur eben als Mann gekleidet –, fand sie es dennoch befremdlich, ihn zur Kammerdienerin zu haben. Nicht nur ihre Mutter wäre entsetzt, wüsste sie, dass ein Mann, der nicht Justines Ehemann war, ihren nackten Leib zu Gesicht bekam.
    Henri strich sich die blonden Locken aus der Stirn und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten. „Ich würde vorschlagen, wenig Aufwand zu betreiben, Euer Gnaden. Diese Chemise genügt völlig. Sie ist elegant und doch leicht. Für den Anlass gerade richtig, oui? “
    „Ähm … oui. “
    „Bien.“ Und schon war Henri an den Ankleidetisch geflitzt und klopfte erwartungsvoll auf die gepolsterte Bank. „Kommen Sie. Seine Gnaden wünscht Sie binnen einer Stunde bereit.“
    Justine atmete tief durch und nahm vor dem Spiegel Platz. In ungläubigem Staunen betrachtete sie sich. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Ihr kastanienbraunes Haar türmte sich hoch auf ihrem Kopf, und die cremefarbene Chemise, die Henri ausgesucht hatte, war so fein und durchscheinend, dass ihre dunklen Brustspitzen deutlich zu sehen waren. Eigentlich war alles zu sehen. Doch zu ihrer Verwunderung hatte sie nicht das Bedürfnis, ihre Blöße vor Henri zu bedecken, schien er diese Blöße doch kaum zu bemerken. Er ging so freundlich und routiniert zu Werke, als erweise er der Menschheit einen großen Dienst.
    Weshalb Justine versuchte, die Situation ebenso unverfänglich zu finden, wie er es allem Anschein nach tat. Doch in den Spiegel wagte sie trotzdem nicht mehr zu schauen, sondern hielt den Blick starr an die Decke gerichtet, derweil Henri ihr eine elfenbeinerne Haarnadel nach der anderen herauszog, bis ihre Locken lang und schwer herabfielen.
    Anmutig schnappte sich Henri die silberne Haarbürste vom Tisch, teilte ihr Haar und bürstete es Strähne für Strähne aus. „Dürfte Henri wohl so dreist sein, ein offenes Wort zu sprechen, Euer Gnaden?“, fragte er zwischen zwei kräftigen Bürstenstrichen. „Ohne Sie brüskieren zu wollen, versteht sich.“
    Justine straffte das Kinn und starrte weiter an die Decke. Wehe, wenn er eine Bemerkung über ihre kleinen Brüste machte. „Ich bin nicht so

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