Der Duke, der mich verführte
leicht zu brüskieren, Henri. Sagen Sie, oder fragen Sie, wonach immer Ihnen der Sinn steht.“
Henri ließ ihr Haar los und lehnte sich leicht an ihren Rücken. „Bitte richten Sie Ihrem werten Vater, Lord Marwood, meine besten Wünsche aus, und sagen Sie ihm, dass Henri auf all jene pfeift, die sein Genie nicht zu würdigen wissen.“
Verdutzt riss Justine sich vom Anblick der Decke los und schaute nun doch in den Spiegel, aus dem der junge Mann sie abwartend ansah. „Wie bitte?“
In Henris blauen Augen funkelte es. Als fürchtete er, jemand könne sie belauschen, neigte er sich ihr noch näher zu und flüsterte: „Seine Beobachtungen lassen hoffen. Vielleicht werde ich den glücklichen Tag noch erleben, an dem man unschuldige Männer nicht länger für ein Verlangen, mit dem sie geboren wurden, an den Strick knüpft. Denn wenn eine Schimpansin, von Gott geschaffen und frei von der Sünde der Menschheit, keine Scham empfindet, eine andere Schimpansin zu erfreuen, weshalb sollte es dann schändlich sein, wenn zwei Männer oder zwei Frauen dies in gegenseitigem Einverständnis tun? Oui? “
Justine glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Langsam drehte sie sich zu Henri um. Noch nie hatte ihr jemand gestanden, die Veröffentlichungen ihres Vaters tatsächlich gelesen zu haben – geschweige denn ihr anvertraut, praktischen Nutzen daraus zu ziehen.
Sie griff nach Henris schlanker, zarter Hand und drückte sie innig. „Sie haben seine Arbeiten also gelesen?“
Henri lachte verschmitzt und beugte sich vertraulich vor, bis sein jungenhaftes, glatt rasiertes Gesicht dem ihren ganz nah war. „ Mais oui. Und es war jeden Schilling wert. Mein Respekt kennt keine Grenzen.“
Ganz gerührt hob sie Henris Hand an ihre Lippen und küsste sie. „Ich danke Ihnen für Ihre tief empfundenen Worte. Auch im Namen meines Vaters, der diesen Beobachtungen elf Jahre seines Lebens gewidmet hat. Es bedeutet mir so viel. Es bedeutet uns mehr, als ich Ihnen sagen kann.“
Henri entwand ihr seine Hand und schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Nicht doch. Ich bin es, der Ihnen die Hand küssen sollte.“ Dann hob er mahnend einen Finger und ließ ihn über ihrem Kopf kreisen. „Umdrehen. Wenn wir nicht rechtzeitig fertig sind, wirft Seine Gnaden mich raus und ich muss zurück nach Frankreich.“
Justine tat, wie ihr geheißen, und zwinkerte Henri im Spiegel verschwörerisch zu. „Das würde Seine Gnaden niemals wagen.“
Frisch gewandet und frisiert und für ihren Gatten mehr als bereit, hatte Justine es sich inmitten der weichen, weiß bestickten Kissen auf ihrem imposanten Mahagonibett behaglich gemacht. Obwohl alles in Bradfords Haus über die Maßen groß und kostspielig war, fühlte sie sich schon recht wohl, was sicher auch den Dienern zu verdanken war, die sie herzlich willkommen geheißen hatten.
Viel Zeit blieb gewiss nicht mehr, bis Bradford zu ihr käme, weshalb Justine nochmals einen raschen Blick in Wie man einen Skandal vermeidet werfen wollte. Sie zog das kleine rote Buch unter dem Kissen hervor und blätterte hastig zu der Stelle, an der, wenn sie sich recht erinnerte, ein kurzer Blick hinter die Türen des ehelichen Schlafgemachs geworfen worden war. Ein sehr kurzer Blick, sollte man wohl sagen.
Da war es. Enttäuscht hielt sie inne und blickte auf den kurzen Abschnitt, der kaum eine Seite füllte. Selbstredend fand sich keine Bebilderung, weshalb sie hoffte, dass zumindest anschaulich beschrieben würde, in welcher Position sich die Frau ihrem Gatten präsentieren solle. Denn eigentlich reizte es sie nicht sonderlich, es wie ein Schaf, eine Ziege, eine Kuh oder ein Pferd, auf allen vieren und mit gerecktem Hinterteil zu tun. So hatte sie es im Buch ihres Vaters gesehen, das hervorragend illustriert war. Zwar wusste sie, was wohin gehörte, und dass am Ende Mann und Frau dabei auf ihre Kosten kommen sollten, aber wie genau es vonstattenging, war ihr noch immer ein Rätsel. Auf jeden Fall gab es gewiss es eine bessere Position als den Vierfüßlerstand. Doch welche?
Sie kuschelte sich unter die Bettdecke und versuchte angestrengt, zwischen den wenigen Zeilen zu lesen.
Der frischgebackenen Ehefrau harren zahlreiche Pflichten, deren höchste es ist, Nachwuchs zu zeugen. Indem man seine Erwartungen gering hält, wird man weniger enttäuscht werden, denn obwohl manche Männer um die Bedürfnisse der Frauen wissen, ist ihre Zahl doch begrenzt, und die meisten sind diesbezüglich bedauerlich ungelenk. Deshalb ist die
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