Der Duke, der mich verführte
Empfindungen waren so überwältigend, dass sie aufkeuchte und sich an seinen breiten Schultern festklammerte, um nicht hinüberzusinken. „Das ist … nicht fair, Bradford. Ich gebe mir alle Mühe, ein ernsthaftes Gespräch mit dir zu führen, und du …“
„Radcliff“, unterbrach er sie. „Mein Name ist Radcliff.“ Dann senkte er wieder den Kopf und zog ihr mit den Zähnen das Kleid von der Schulter, derweil er seine Hände erneut zwischen ihre Schenkel schob. „Nur zu, Duchess. Ich bin sehr gespannt auf unser Gespräch. Nur bitte ich dich darum, es auf eine Viertelstunde zu begrenzen.“
Sie lachte unruhig. „Viel Zeit ist das nicht.“
Er lächelte grimmig. „Dann solltest du sie gut nutzen.“
Sie seufzte, versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen – was nicht leicht war – und sich auf das zu beschränken, was sie gerade am dringlichsten von ihm erfahren wollte. „Verzeih mir, wenn ich dir damit zu nahe trete, aber du hast mir an jenem Abend, als ich dich nach deiner Narbe fragte, keine Antwort gegeben. Es lässt mir keine Ruhe, nur Gerüchte und Andeutungen zu kennen, aber nicht zu wissen, was wirklich geschehen ist. Willst du es mir nicht erzählen?“
Er verharrte. Langsam hob er den Kopf von ihrer Schulter, mied jedoch ihren Blick. Ihre Röcke, die er hochgerafft gehalten hatte, fielen mit leisem Rascheln wieder über ihre Beine.
Nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, trat er einen Schritt zurück und meinte: „Man hat mir mit einem Messer das Gesicht aufgeschlitzt, daher die Narbe. Was brauchst du mehr zu wissen?“ Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er sich um und durchquerte den Raum, riss die Türen auf, dass sie laut gegen die Wände schlugen, und war verschwunden.
Ungläubig sah sie ihm nach. Sie verstand durchaus, dass es nicht leicht für ihn war, darüber zu sprechen, aber ein gewisses Maß an Höflichkeit ihr gegenüber war sicherlich nicht zu viel verlangt.
Im Nu war Justine vom Schreibtisch gesprungen, atmete einmal tief durch und eilte ihm nach. Als sie ihn schließlich am anderen Ende der großen Halle eingeholt hatte, packte sie ihn beim Arm, damit er stehen bliebe und sie ansah. „Mach nicht auch noch das Wenige zunichte, das uns verbindet, indem du einfach wegläufst, wenn ich dir eine Frage stelle.“
Er schnaubte sichtlich aufgebracht. „Ich bin nicht weggelaufen.“
„Doch, bist du.“
„Können wir unser Gespräch nun beenden? Ich habe einen Termin mit meinem Sekretär. Ein Anwesen führt sich nicht von allein, musst du wissen.“
Völlig enerviert starrte sie ihn an. Ebenso gut hätte man versuchen können, mit einem Warzenschwein zu räsonieren. „Mir war nicht bewusst, dass wir überhaupt ein Gespräch begonnen haben. Vielleicht sollte ich dir einen Anreiz bieten, der dich zum Bleiben bewegt – den einzigen Anreiz, für den du empfänglich scheinst.“ Mit großer Geste deutete sie an sich hinab.
Er zog seine Weste straff und sah beiseite. „Ich hatte dich beizeiten von meiner Obsession in Kenntnis gesetzt.“
„Ja, aber du hattest dabei vergessen zu erwähnen, dass dies jegliche Konversation ausschließt. Ich möchte, dass wir auf mehr als nur eine Art miteinander verkehren, und werde in dieser Hinsicht keine Zugeständnisse machen. Ich habe ein Anrecht auf eine tiefer gehende Beziehung zu meinem Gatten.“
Er grinste und trat ihr unschicklich nah. „Eine tiefer gehende Beziehung zu Eurem Gatten, Duchess? Die kannst du haben. Heute Abend, neun Uhr. In meinem Bett.“
Ja, war es denn zu fassen? Der Mann hätte sich wirklich einen Platz im Tierreich verdient! Sie zupfte ihre Röcke zurecht und scherte sich einen Teufel darum, dass ihr Betragen nun keinen Deut schicklicher war als das seine. „Ich will gar nicht wissen, mit welcher Sorte Frauen du dich zu umgeben gewohnt bist, aber eines lass dir gesagt sein: Bis du mir nicht den nötigen Respekt erweist und dich zu einem vernünftigen Umgang und ebensolchen Unterhaltungen mit mir entschließt, kannst du lange auf den Vollzug unserer Ehe warten. Auch wenn du und ganz London da anderer Ansicht zu sein scheint, ist Intimität immer noch ein Privileg, Euer Gnaden. Kein Anrecht.“
Damit rauschte sie hoch erhobenen Kopfes an ihm vorbei und hoffte ein für alle Mal klargestellt zu haben, dass sie nicht nur dem Namen nach, sondern durch und durch eine Duchess war.
Am selben Abend
Nur in seinen Morgenrock gehüllt, marschierte Radcliff im flackernden Kerzenschein dem Gemach seiner
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