Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
spöttisch.
»Eigentlich könnte es nicht ungünstiger sein«, fuhr ihn der Magier an.
Ariyal zögerte nicht. »Dann gib mir das Kind, und du wirst dir um den Fürsten der Finsternis keine Sorgen mehr machen müssen.«
»Natürlich. Und was denkt Ihr – wie lange würde ich wohl ohne das Kind überleben, das mich schützt? Würdet Ihr mich nicht töten, so übernähme Tearloch dies ganz gewiss.«
»Wir könnten dafür sorgen, dass du am Leben bleibst«, bot Jaelyn ruhig an. Sie war nicht im Geringsten überrascht, als Ariyal ihr einen wütenden Blick zuwarf.
»Sprich für dich selbst«, fuhr er sie an. »Ich sehe keinen Grund, das längst überfällige Ableben dieses rückgratlosen Feiglings noch länger hinauszuzögern. Tatsächlich habe ich schon viel zu lange darauf gewartet, die Welt von dieser Pest zu befreien.«
»Ariyal … Verdammt.« Jaelyn eilte blitzschnell zu den Fenstern, durch die man auf die nasse Straße blicken konnte. Ihre Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Ein rascher Blick reichte aus, um die Schatten zu erkennen, die durch den Vordereingang glitten und sich auf den Säulengang zubewegten. »Es scheint, als habe dein Stammesangehöriger Verstärkung mitgebracht.«
Ariyal fluchte. »Wie viele?«
»Ich kann sechs Sylvermyst erkennen – nein, warte, es sind sieben, einschließlich Tearloch. Und …« Jaelyn schüttelte den Kopf, als die Schatten aus ihrem Blickfeld verschwanden und das Haus betraten.
Obwohl sie sie nicht mehr im Blick hatte, nahm sie mithilfe ihrer Jägerinneninstinkte die Hitze ihrer Körper wahr, als sie sich lautlos durch die unteren Etagen bewegten, offensichtlich auf der Suche nach Eindringlingen. Ein starker Geruch nach Kräutern stieg ihr in die Nase, der verriet, dass es sich um Sylvermyst handelte – männliche Sylvermyst. Aber zugleich war da eine eigenartige … Leere – sie konnte es nicht anders erklären -, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf sie zubewegte.
»Was?«, fragte Ariyal nach.
Jaelyn wandte sich wieder dem Sylvermyst zu und griff nach ihrer Schrotflinte, ging aber leer aus. Verdammt. Sie würde sich eine neue Waffe besorgen, und eher würde die Hölle einfrieren, als dass Ariyal sie ihr wieder wegnahm.
»Ich weiß nicht, was es ist«, gestand sie mit gepresster Stimme.
Ariyal schwieg und suchte mithilfe seiner eigenen Kräfte das Haus ab. »Tearloch.« Er setzte eine grimmige Miene auf und blickte Jaelyn in das argwöhnische Gesicht. »Er hat einen Geist beschworen.«
»Kann er uns schaden?«
»Tearloch hat die Gabe, die mächtigsten Seelen zu erwecken.«
»Ich deute das als ein Ja«, murmelte Jaelyn und warf einen Blick zurück zum Fenster. »Wir müssen von hier verschwinden.«
»Nicht ohne das Kind.« Er vollführte eine auffordernde Geste mit dem Bogen. »Hol das Kind, Sergei.«
Der Magier schüttelte den Kopf und wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Kleiderschrank aus Kirschbaumholz stieß, der in der Ecke des Kinderzimmers stand.
»Nein, ich kann nicht.«
Ariyal zuckte mit den Achseln. »Dann werde ich dich töten.«
»Besser ein Pfeil durchs Herz als das, was die Lakaien des Fürsten der Finsternis mir antun würden«, stieß Sergei hervor.
Ariyal verkniff sich ein ironisches Lächeln, als er zusah, wie Jaelyn gegen ihren Wunsch ankämpfte, ihm die Kehle herauszureißen.
Oder vielleicht auch das Herz.
Aber wie auch immer – irgendwie gelang es ihr, ihre Blutgier zu überwinden. Die Frage war nur – warum?
Er war zwar mächtig, doch wenn sie ihn wirklich tot sehen wollte, oder wenn sie ihn gefangen nähme und ihn den Orakeln auslieferte, gäbe es nicht viele Dinge, die er tun könnte, um sie aufzuhalten.
Und das ließ ihn noch neugieriger darauf werden, was zum Teufel sie da tat. Und was sie mit ihm zu tun beabsichtigte, wenn ihr das Spiel zu langweilig wurde.
Darüber jedoch konnte er sich ein anderes Mal Gedanken machen, das musste er einsehen, als ein dunkler Nebel durch die Wand drang, sich auf das Kinderbett zubewegte und schließlich daneben zum Stillstand kam.
Ariyal senkte den Bogen, da dieser gegen den Geist nutzlos war, und beobachtete, wie der Nebel die Gestalt eines großen, dünnen Mannes mit hageren Gesichtszügen und rasiertem Kopf annahm. Er schien mit einer Satinrobe bekleidet zu sein, und ein schwerer Silberanhänger hing um seinen Hals.
Der Geist griff mit einer Hand nach dem schlafenden Kind. »Ah, die Erwählte.«
Seine Stimme grollte wie Donner, begleitet vom fauligen
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