Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
Holzpfeil in der Hand. Mit einer eleganten Bewegung hatte er ihn gespannt, bereit zu schießen.
Jaelyn schnitt eine Grimasse. Auch wenn sie ganz und gar damit einverstanden sein mochte, den Magier in ein menschliches Nadelkissen zu verwandeln, so jagte ihr das Wissen, dass Ariyal Bogen und Pfeile aus dem Nichts herbeizaubern konnte, doch einen kalten Schauder über den Rücken.
Sie war definitiv allergisch gegen Holzpfeile.
Sergei erbleichte. Zweifellos erinnerte er sich daran, dass sein ehemaliger Verbündeter einen überaus nervösen Zeigefinger hatte.
»Kein Grund zur Aufregung, Ariyal«, versuchte der Magier ihn zu beschwichtigen. »Es besteht keine Notwendigkeit, dass irgendjemand von uns voreilig handelt.«
Ariyal blieb unverändert angriffsbereit. »Leg das Fläschchen beiseite.«
»Ihr seid der Eindringling.« Sergei fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Legt Ihr Eure Waffe beiseite.«
Jaelyn trat angespannt von einem Fuß auf den anderen. Die beiden Männer hatten eindeutig ein Problem miteinander, das nichts mit ihr zu tun hatte, und sie beabsichtigte keineswegs, ins Kreuzfeuer zu geraten.
Nicht, wenn dieser verdammte Magier über einen Zauber verfügte, der ausschließlich dazu bestimmt war, Vampiren zu schaden.
»Das ist dann wohl eine Pattsituation«, spottete Ariyal.
Sergei trat vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und ließ seinen Blick zur Wiege gleiten.
»Wenn Ihr gekommen seid, um das Kind zu holen, vergeudet Ihr nur Eure Zeit«, sagte er. »Ihr werdet sterben, wenn Ihr es berührt.«
Ariyal gab einen angewiderten Laut von sich. »Du denkst, ich könnte deine Magie nicht überwinden?«
Sergei war sichtlich bemüht, seinen angeschlagenen Mut zusammenzunehmen. »Ich bezweifle nicht, dass Ihr imstande seid, die Schutzschilde um die Wiege zu zerstören, doch der Zauber, mit dem ich das Kind belegt habe, wurde eigens dafür gewirkt, Personen Schaden zuzufügen, in deren Adern Feenvolkblut fließt.« Er schob das Kinn vor und bewegte sich verstohlen noch einen weiteren Schritt vorwärts in den Raum. »Das war der einzige Weg, um Euren Freund Tearloch davon abzuhalten, mit meiner Beute zu verschwinden.«
Jaelyn nahm die bittere Verzweiflung des Magiers wahr, und sie stellte sich ihm in den Weg, um ihn daran zu hindern, zu dem Baby zu gelangen. Sie setzte ein kaltes Lächeln auf.
»Denk nicht einmal daran.«
Sergei blieb stehen und kniff die Augen zusammen, in denen kaum verhohlener Hass aufflackerte.
Es war deutlich zu erkennen, dass er keine besondere Vorliebe für Vampire hegte.
»Zurückbleiben, Blutsaugerin«, zischte er und hielt die Phiole über seinen Kopf.
»Du kannst dieses Spiel nicht gewinnen«, warnte Ariyal ihn mit unerbittlicher Stimme.
»Glaubt Ihr, das wüsste ich nicht?«, fauchte der Magier. »Ich spiele auch nicht länger, um zu gewinnen, sondern lediglich, um zu überleben.«
»Dieses Ende ist sehr unwahrscheinlich«, meinte Ariyal gedehnt, während er die Bogensehne noch einen Millimeter weiter spannte.
»Wartet«, keuchte Sergei. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
»Warum?«, wollte Ariyal wissen. »Wenn du stirbst, stirbt der Zauber mit dir.«
»Zusammen mit dem Kind«, stieß der Magier hervor.
Jaelyn ging zu ihrem Begleiter und fasste ihn brüsk am Arm. »Ariyal …«
»Natürlich behauptest du, das Kind an dich gebunden zu haben«, spottete Ariyal, ohne Jaelyn anzublicken. »Ich kenne deine Angewohnheit, nur dann die Wahrheit zu sagen, wenn sie deinen Zwecken dient.«
Die hellen Augen verdunkelten sich vor Angst. »Wollt Ihr es riskieren, das Balg zu töten, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich lüge?«
»Ja.«
»Nein«, unterbrach Jaelyn die beiden und verdrehte die Augen angesichts dieses typisch männlichen Imponiergehabes. Warum sollte man auch miteinander kommunizieren, wenn es doch so viel mehr Spaß machte, sich auf die Brust zu trommeln? Sie drehte sich um, um den Magier prüfend anzusehen, da sie spürte, dass seine Angst nicht nur in ihrem Eintreffen in diesem Stadthaus begründet lag. »Was meinst du damit, dass du nur zu überleben versuchst?«
Sergei zuckte unruhig mit der Schulter. »Ich bin nicht wahnsinnig. Marika überzeugte mich, dass die Auferstehung des Fürsten der Finsternis uns beiden die Macht verschaffen würde, nach der wir strebten, doch ich fand heraus, dass diese Macht einen Preis fordert, den zu bezahlen ich nicht länger willens bin.«
»Wie günstig«, erwiderte Ariyal
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