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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Handschrift war ziemlich zittrig vor Anspannung. Der Deutsche lächelte fast unmerklich, steckte das zusammengefaltete Blatt ein und stieg aus dem Wagen.

30
    Zweihundert Meter von der Stelle entfernt, an der sie angehalten hatten, ragte hinter einer ansteigenden Almwiese eine fast senkrechte Felswand auf. Aaro wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann sah er sich um. Gruber und Achim gingen voran und redeten gedämpft miteinander. Sie schienen nicht zu befürchten, dass Aaro und Niko fliehen könnten. Aber eine Flucht war auch nicht das, was Aaro als Erstes im Sinn hatte. Fünf Prozent vom Goldfund – dieses Angebot kam ihm von Minute zu Minute interessanter vor.
    Als Gruber mit der Karte in der Hand stehen blieb, holten die Jungen ihn ein. »Der Buchstabe Y«, sagte Gruber äußerst zufrieden, ja beinahe heiter.
    Und tatsächlich. Aaro blickte auf den rauschenden Bach, der vor ihnen den Hang herabfloss und im Mondlicht weiß schäumte – und dann in einen etwas größeren, aus der anderen Richtung kommenden Bach mündete. Dadurch entstand unübersehbar die Form eines Y. Nach dem Zusammenfluss strömte das Wasser in einen runden Alpensee, der wahrscheinlich sehr tief war. Aaro war mehrmals am Genfer See gewesen und sein Vater hatte ihm erzählt, die sechzig Kilometer lange und fünfzehn Kilometer breite Pfütze würde aufgrund ihrer enormen Tiefe mehr Wasser enthalten als sämtliche Seen Finnlands zusammen.
    Gruber ging auf die beiden Bäche zu, dicht gefolgt von Achim. Aaro und Niko schlossen sich in andächtiger Stille an. Plötzlich blieb er wieder stehen und nahm die Lampe zur Hand.
    Aaro und Niko brauchten eine Weile, bis sie erfassten, was der Deutsche gesehen hatte. Neben dem rechten Bachbett, am Fuß einer Felswand, befand sich eine Öffnung. Ein schwarzes Loch, eine dunkle Höhle.
    Aaro schluckte gespannt. Der Lichtkegel von Grubers Lampe hüpfte bereits über den felsigen, nur kümmerlich bewachsenen Hang vor ihnen.
    Gruber ging deutlich langsamer und achtete genau darauf, wo er hintrat, als hätte er Angst vor einer Falle. Instinktiv drosselte auch Aaro das Tempo.
    Vor der Höhlenöffnung blieben sie stehen. Die regelmäßige Form verriet, dass sie von Menschen gemacht worden war. Während des Krieges kam es in den Alpen zu den unterschiedlichsten Baumaßnahmen. Aaro hatte in der Schweiz gesehen, wie ein Teil dieser alten Stollen noch immer genutzt wurde. Die Scharniere riesiger Metalltüren konnten überraschend gut geölt sein und manchmal ragten frisch mit grauer Farbe gestrichene Belüftungsrohre aus dem Boden. Darunter verbargen sich Bunker.
    Aber die Stelle, an der sie sich jetzt befanden, war etwas anderes. Aaro betrat hinter Gruber und dessen Handlanger die Höhle. Auf dem ebenen Kiesboden waren die Reste einer Feuerstelle, platt getretene Saftpackungen und Bierdosen und weiterer Müll zu erkennen. Jemand hatte sein Zeichen an die Wand gesprüht. Nirgendwo sah man Öffnungen, die tiefer in den Berg hineinführten, von Türen ganz zu schweigen. Falls hier einmal etwas gewesen war, dann hatte es schon vor zig Jahren jemand gefunden.
    Enttäuscht blickte Aaro auf Gruber. Dieser wirkte überhaupt nicht unzufrieden, im Gegenteil. Der Lichtkegel seiner Lampe wanderte systematisch über die unebenen Wände der Höhle. Er suchte nach einem X, dem nächsten Buchstaben im Code. Aber es war nichts zu sehen, was in die Richtung deutete.
    »Ich bin in vielen solcher Höhlen gewesen«, sagte Gruber. »In einem Teil davon war der Eingang oder besser gesagt der Mechanismus für dessen Öffnung geschickt getarnt.«
    »Aber so eine Höhle wie diese ist doch bestimmt schon oft untersucht worden, und zwar so gründlich, dass etwas entdeckt worden wäre«, sagte Aaro, intuitiv mit gedämpfter Stimme.
    »Die Orte, die auf den Karten der Nazis verzeichnet sind oder an denen man ein Versteck vermutete, hat man untersucht. Aber normale Höhlen wie diese gibt es in den Alpen zu Tausenden, die kann niemand systematisch abklappern.«
    Der Lichtkegel wanderte über Wände und Boden, aber es fiel nichts Besonderes ins Auge, schon gar nichts, was mit der Form des Buchstaben X zu tun hatte. Ein I war allerdings zu sehen: eine schräge, dunkle Linie auf der hinteren Wand, wie durch Rauch oder Kohle entstanden. Es gab noch mehr davon, aber die eine Linie war stärker als die anderen.
    »Das könnte der Querstrich von einem X sein«, sagte Aaro zu Gruber.
    »Das habe ich gemerkt«, gab Gruber kurz

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