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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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gehen«, sagte sie. »Grace —«
    »Geh weg, Adam.«
    »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Raus!« Ich ging zur Tür und blieb mit der Hand am Rahmen stehen.
    »Denk noch einmal gut nach, Grace. Ich bin es — und ich liebe Dolf auch.«
    »Du kannst mir nicht helfen, Adam. Und du kannst Dolf nicht helfen.«
    Ich wollte nicht gehen. Es gab noch manches zu sagen. Aber sie schlug mir die Tür vor der Nase zu, und ich starrte auf die dünne blaue Farbe. Am liebsten hätte ich die Tür eingeschlagen. Ich wollte eine verängstigte Frau, die es besser wissen sollte, so lange schütteln, bis sie zur Besinnung käme. Aber sie war wie diese Farbe — an manchen Stellen so dünn, dass das Holz durchschimmerte. Ich strich mit der Hand über die Tür, wobei ein bisschen Farbe abblätterte. Ich blies die Flöckchen von meinen Fingerspitzen.
    Hier war etwas in Bewegung, das ich nicht annähernd durchschaute. Die Dinge hatte sich geändert, und die Leute auch. In einem hatte mein Vater recht.
    Fünf Jahre waren eine lange Zeit, und ich hatte keine Ahnung von nichts.
    Ich rief Robin an. Sie war zu einer häuslichen Auseinandersetzung gerufen worden und sagte, sie könne nicht lange reden. Im Hintergrund hörte ich eine Frau, die Obszönitäten kreischte, und einen Mann, der immer wieder rief: »Halt die Klappe.«
    »Hast du das mit Dolf gehört?«, fragte ich.
    »Ja. Es tut mir leid, Adam. Sie stellen einen Gefangenen nicht ohne guten Grund unter Beobachtung. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Mir ging durch den Kopf, was Grantham gesagt hatte: Ich will nicht, dass er sich umbringt, bevor ich dieser Sache auf den Grund gekommen bin.
    Er musste sich irren.
    In allem.
    »Schon gut. Deshalb habe ich nicht angerufen. Ich habe Grantham gesehen. Er will deinen Chef um deine Suspendierung bitten.«
    »Das hat er schon getan. Mein Chef hat ihm gesagt, er soll sich verpissen.«
    »Das ist gut.«
    »Tja, der Tipp mit dem Lagercontainer, den du mir gegeben hast, war gut. Sie haben ihn gestern Abend durchsucht und Crystal im Wert von über dreihunderttausend Dollar gefunden. Zebulon Faith ist vielleicht ein dickerer Fisch, als wir dachten. Sie haben außerdem kistenweise Hustensaft gefunden, vermutlich gestohlen aus einem Versandlager in der Nähe des Flughafens in Charlotte.«
    »Hustensaft?«
    »Ja. Man benutzt die Inhaltsstoffe zur Herstellung von Meth. Ist eine lange Geschichte. Hör zu, es gibt da noch etwas, das du wissen solltest —« Sie brach ab, und ich hörte, wie ihre Stimme lauter wurde. Sie redete nicht mit mir. »Setzen Sie sich hin, Sir. Sie werden sich auf der Stelle hinsetzen. Und da bleiben Sie.
    Ich muss aufhören, Adam. Ich wollte dir nur sagen, dass die Drogenbehörde ein paar Leute herumschicken wird, um aufgrund dessen, was wir da gefunden haben, zu ermitteln. Vielleicht wollen sie mit dir sprechen. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Wir unterhalten uns später.«
    »Moment noch«, sagte ich.
    »Aber schnell.«
    »Ich brauche den Namen der Frau, die Anzeige gegen Danny Faith erstattet hat.«
    Robin schwieg, und ich hört den Mann wieder. »Halt die Klappe. Halt die Klappe. Halt die Klappe.« Dann kreischte die Frau, vielleicht seine Ehefrau: »Sag du mir nicht, ich soll die Klappe halten, du verlogenes Arschloch, du Betrügersau!«
    »Wozu?«, fragte Robin.
    »Soweit ich weiß, ist sie die Letzte, die Danny lebend gesehen hat. Wenn Grantham sich die Zeit dazu nicht nimmt, werde ich es tun, verdammt.«
    »Komm Grantham nicht in die Quere, Adam. Ich habe dich davor gewarnt. Er wird dir den Kopf abreißen, wenn er es erfährt.«
    »Sagst du es mir?«
    Ich hörte, wie sie ausatmete. »Sie heißt Candace Kane. Nennt sich Candy.«
    Die Stimmen hinter Robin schwollen wieder an — ein wütendes Paar, das sich gegenseitig in Stücke riss. »Ich muss Schluss machen«, sagte Robin. »Sie steht im Telefonbuch.«
    Im Wagen umgab mich weiches Leder und ein vertrauter Geruch, und der Motor lief so leise, dass ich ihn fast nicht hörte. Ich ließ die Fenster herunter, um die Hitze hinauswehen zu lassen. Die Weite des Landes um mich herum war überwältigend. Einen Augenblick lang wirkte sie tröstlich, aber der Augenblick war nur kurz. Ich musste mit meinem Vater sprechen.
    Ich bog aus Dolfs Zufahrt und fuhr zum Haus meines Vaters. Sein Truck war nicht da, aber Miriam saß auf der Verandaschaukel. Ich stieg aus und ging zu ihr. Sie blickte auf, doch ihr Gesicht verriet mir nichts. Ich dachte an scharfe Klingen und

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