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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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rosaroten Narbe und die Worte, die Candace Kane so giftig ausgespuckt hatte, als ich sie fragte, warum Danny sie verlassen wollte.
    Er hatte sich verliebt. Er wollte ein neues Leben anfangen.
    Wo vor Sekunden noch Leere gewesen war, wogten jetzt leuchtende, tropfende Farben. Grace war nicht das Mädchen, das in meinem Kopf lebte. Nicht das Kind aus meinen Erinnerungen. Sie war eine erwachsene Frau, sinnlich und vielschichtig.
    Die schärfste Granate in drei Countys, hatte Jamie gesagt.
    Es gab immer noch Lücken, aber ich sah die Umrisse. Danny hatte auf der Farm gearbeitet, und wahrscheinlich hatte er sie jeden Tag gesehen. Er würde gewusst haben, dass sie mich liebte. Ich drehte mich zur Seite und schaltete die Nachttischlampe an. Ich musste ihr Gesicht sehen.
    »Danny hat dich geliebt«, stellte ich fest. Sie setzte sich auf und zog die Decke unters Kinn. Ich wusste, dass ich recht hatte. »Darum hat er sich von seinen anderen Freundinnen getrennt«, sagte ich. »Darum hat er seine Schulden bezahlt.«
    Ihr Blick wurde nervös, und ihre Züge bekamen eine Steifheit, die aus dem Trotz kam. »Er wollte sich beweisen. Er dachte, er könnte mich umstimmen.«
    »Du warst mit ihm zusammen?«
    »Wir sind ein paarmal ausgegangen. Motorradrennen auf der Autobahn. Spät abends nach Charlotte, zum Tanzen in die Clubs. Er war furchtlos und irgendwie charmant. Aber das, was er wollte, wollte ich nicht.« Sie hob das Kinn, und ihre Augen funkelten hart und stolz.
    »Du wolltest nicht mit ihm schlafen.«
    »Das war ein Teil davon. Der Anfang. Dann wurde er verrückt. Redete von einem gemeinsamen Leben, von Kindern.« Sie verdrehte die Augen. »Die wahre Liebe, wenn du das glauben kannst.«
    »Und du warst nicht interessiert.«
    Sie schaut mir in die Augen, und was sie sagen wollte, war unmissverständlich. »Ich warte auf jemanden.«
    »Deshalb hat er mich angerufen.«
    »Ich sollte erfahren, dass du nicht zurückkommst. Er dachte, wenn du mir das selbst sagst, würde ich es vielleicht wirklich glauben. Er meinte, ich verschwende mein Leben, wenn ich auf etwas warte, das niemals passiert.«
    »Mein Gott.«
    »Aber selbst wenn du getan hättest, was er wollte, wenn du nach Hause gekommen wärst und es mir ins Gesicht gesagt hättest, hätte das nichts geändert.«
    »Und in der Nacht, als du Dannys Motorrad genommen hast...?«
    Sie zuckte die Achseln. »Manchmal muss ich einfach sehen, wie die gestrichelte Linie zu einem durchgehenden weißen Strich wird. Danny hatte es nicht gern, wenn ich das ohne ihn tat. Aber ich hab seine Maschine dauernd genommen. Bin nur nie erwischt worden.«
    »Warum glaubst du, Dolf könnte ihn umgebracht haben?«
    Sie wirkte plötzlich angespannt. »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »Aber wir müssen.« Sie schaute weg. »Er hat dich geschlagen«, sagte ich. »Stimmt's? Er wurde wütend, als du Nein gesagt hast.«
    Sie antwortete erst nach einer Weile. »Ich hab ihn ausgelacht. Das hätte ich nicht tun dürfen, hab's aber getan.«
    »Und da hat er dich geschlagen?«
    »Nur einmal, aber ziemlich fest.«
    »Verdammt.«
    »Er hat mich nicht verletzt. Es gab nur einen blauen Fleck, und es hat ihm sofort leidgetan. Ich habe zurückgeschlagen, und zwar noch fester. Das habe ich Dolf erzählt.«
    »Dolf wusste also davon.«
    »Ja, aber wir haben uns wieder vertragen, Danny und ich. Ich glaube, das hat Dolf begriffen. Anfangs jedenfalls.«
    »Wie meinst du das?«
    »Danny war stur, wie gesagt. Ein Nein konnte er nicht akzeptieren. Als der Rauch sich verzogen hatte, ging er zu Dolf und hielt um meine Hand an. Er dachte, Dolf könnte mich überreden.« Sie lachte kurz und hart. »Der hatte vielleicht Nerven.«
    »Wie ging's weiter?«
    »Dolf fand, das sei die schlechteste Idee, die er je gehört hätte, und das sagte er ihm auch. Er sagte, nie im Leben würde er erlauben, dass ich jemanden heirate, der mich schlägt, und sei es auch nur ein einziges Mal. Egal, warum. Nie im Leben. Danny war betrunken; wahrscheinlich hatte er sich Mut machen müssen. Es passte ihm nicht. Sie fingen an zu streiten, und es wurde unangenehm. Danny hat die Faust gehoben, und da hat Dolf ihn zu Boden geschickt. Er ist härter, als er aussieht. Und ein oder zwei Tage später war Danny einfach verschwunden.«
    Ich dachte über ihre Geschichte nach und konnte es mir vorstellen. Grace war Dolfs ganzer Stolz und seine Freude. Bei dem Gedanken, dass jemand ihr ein Haar krümmte, musste er getobt haben. Und wenn Danny versucht hatte, die

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