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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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schweigend, und jeder verarbeitete den Morgen auf seine Weise. Als Jamie wieder sprach, klang er kein bisschen besser. »Das war gruselig«, sagte er.
    »Was?«
    »Alles.«
    Er war bleich und sein Blick glasig. Ich wusste, er durchlebte noch einmal die letzte Sekunde eines Menschen auf dieser Welt. Gewalt und Hass. Hoffnungslosigkeit und roter Dunst. Er brauchte etwas anderes.
    »Hey, Jamie«, sagte ich. »Wegen des Feuers und so weiter...« Ich wartete, bis er mich ansah und seine Augen nicht mehr ins Leere blickten. »Tut mir leid, dass ich dir so die Fresse polieren musste. Das war wahrscheinlich das Gruseligste, hm?«
    Es dauerte einen Moment, aber dann wich die Anspannung aus seinem Gesicht, und es sah aus, als würde er gleich tatsächlich grinsen. »Fuck you«, sagte er und boxte mich so fest auf den Arm, dass es wehtat.
    Der Rest der Fahrt war easy.
    Beinahe.
    Robin schaltete ihr Blinklicht ein, kaum dass wir die Stadtgrenze überfahren hatten. Ich war nicht überrascht. Dies war ihr Revier. Es leuchtete ein. Ich fuhr auf den Parkplatz eines Supermarkts und stellte den Motor ab. Es würde unangenehm werden, und ich konnte es ihr nicht übelnehmen. Wir trafen uns auf dem Asphalt vor ihrem Wagen. Sie war ein kompaktes Paket aus harten Konturen und Ärger. Sie hielt die Hände unten, bis sie nah genug herangekommen war, und dann ohrfeigte sie mich kräftig.
    Ich nahm es hin, und sie tat es noch einmal. Dem zweiten Schlag hätte ich ausweichen können, aber ich tat es nicht. Ich sah wilde Wut in ihrem Gesicht und eine Andeutung von Tränen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, war jedoch zu aufgeregt. Sie marschierte davon und blieb wieder stehen, aber sie wandte mir den Rücken zu. Als sie sich umdrehte, sah ich Erregung hinter Panzerglas, Andeutungen davon, dunkle Wirbel, aber ihre Stimme klang beherrscht. »Ich dachte, wir hätten alles geregelt. Du und ich. Ein Team. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Wir haben darüber gesprochen.« Sie kam wieder zurück, und ich sah, dass der Zorn in Kränkung übergegangen war. »Was hast du dir dabei gedacht, Adam?«
    »Ich wollte dich schützen, Robin. Ich wusste nicht, wie es ausgehen würde, und ich wollte nicht, dass du da hineingezogen wirst.«
    »Hör auf«, sagte sie.
    »Da hätte alles Mögliche passieren können.«
    »Beleidige mich nicht, Adam. Und du darfst Grantham nicht eine Sekunde lang für einen Idioten halten. Niemand glaubt dir, dass ihr zu einem freundschaftlichen Schwätzchen da rausgefahren seid.« Sie ließ die Hände sinken. »Sie werden sich gründlich umsehen. Und wenn sie irgendwas Belastendes gegen dich finden, dann hilft dir nicht mal der liebe Gott.«
    »Faith hat auf der Farm einen Brand gelegt«, sagte ich. »Er hat Grace überfallen und versucht, mich umzubringen.«
    »Und hat er auch seinen eigenen Sohn umgebracht?«, fragte sie eisig. »Hier sind noch andere Elemente im Spiel. Dinge, die wir nicht verstehen.«
    Ich weigerte mich, klein beizugeben. »Ich nehme, was ich kriegen kann.«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Er hat es verdient!«, schrie ich, erschrocken über meine heftige Reaktion. »Dieses Schwein hat verdient, zu sterben für das, was er getan hat. Dass er es selbst erledigt hat, macht die Gerechtigkeit nur desto vollkommener.«
    »Verdammt!« Sie ging ein paar Schritte weg, kam zurück, und ich sah schwarzen Nebel, wo das Panzerglas rissig wurde. »Was gibt dir das Recht, den Zorn für dich zu pachten, als wärst du der Einzige, der je verletzt wurde? Was ist so besonders an dir, Adam? Du hast dein ganzes Leben so geführt, als ob die Regeln für dich keine Gültigkeit hätten. Du genießt den Zorn, als ob er dich zu etwas Besonderem machte. Aber lass dir etwas von mir sagen —«
    »Robin —« Sie hob die Faust zwischen uns. Ihr Gesicht war fest verschlossen. »Jeder leidet.«
    Das war's. Angewidert fuhr sie davon, ließ mich mit nichts als meinen Zorn zurück, den sie so sehr verachtete. Jamie sah mich fragend an, als ich wieder einstieg. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht und den harten Knoten in meinem Magen. »War nichts weiter«, sagte ich und fuhr ihn nach Hause. Wir blieben eine ganze Weile nebeneinander sitzen. Er hatte es nicht eilig mit dem Aussteigen.
    »Alles okay?«, fragte er schließlich. »Zwischen dir und mir?«
    »Ich war im Unrecht. Sag du's mir.«
    Er sah mich nicht an, aber sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen. Dann drehte er sich um, hob die Faust und hielt sie oben, bis ich mit den

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