Der dunkle Fluss
Steine. »Ich bin keine Mutter. Ich dachte, vielleicht könnte ich es sein, doch das war eine Selbsttäuschung.« Sie schaute weg. »Ich war in jeder Hinsicht ungeeignet.«
»Wer ist der Vater?«
Sie seufzte. »Ein Mann. Groß und schön und stolz, aber eben nur ein Mann.«
»Dolf Shepherd«, sagte ich. Sie sah erschrocken aus. »Wie kommst du darauf?«
»Sie haben ihm das Kind überlassen. Auf der Serviette, die Sie mir für ihn mitgegeben haben, stand etwas von guten Leuten, die ihn lieben. Von guten Leuten, die ihn nicht vergessen werden.«
Ihr Gesicht verhärtete sich.
»Es gibt keinen anderen Grund, weshalb Sie das geschrieben haben.«
»Du weißt gar nichts.«
»Es passt.« Sie taxierte mich und wog ihre Worte ab. Als sie sprach, tat sie es mit entschiedener Endgültigkeit, als habe sie einen brutalen Entschluss gefasst. »Ich hätte nie mit dir reden sollen«, sagte sie.
Danny Faith wurde unter einem konturlosen Himmel aus Stahl beerdigt. Wir saßen auf Klappstühlen, die aussahen, als seien sie aus dem gleichen Metall. Die Hitze sickerte durch alles, sodass die Kleidung feucht wurde und die Blumen welkten. Frauen, die ich noch nie gesehen hatte, bewegten gezackte Fächer vor ihren mit hart erworbener Perfektion geschminkten Gesichtern. Eine Tante von Danny hatte die Beerdigung geplant und bezahlt; ich kannte sie nicht, doch sie war leicht zu erkennen — sie hatte das gleiche rote Haar —, und ich vermutete, die anderen Frauen waren ihre Freundinnen. Sie waren mit schmächtigen Männern in alten Autos gekommen, und ihre Diamanten mühten sich im leeren Licht um Glanz.
Die Tante sah betrübt aus, aber ich beobachtete sie mit stiller Bewunderung. Der Sarg hatte mehr gekostet als ihr Auto. Ihre Freundinnen hatten weite Reisen auf sich genommen, um bei ihr zu sein.
Eine gute Frau, dachte ich. Wir saßen eine Zeit lang in fast völliger Stille da und warteten auf die festgesetzte Zeit und auf die Worte, die Danny in die Erde folgen würden. Ich sah Grantham im selben Augenblick, als er mich entdeckte. Er stand in einiger Entfernung und trug einen dunklen, zugeknöpften Mantel; er beobachtete die ernsten Gesichter der Anwesenden, und ich versuchte, ihn zu ignorieren. Er tat seine Arbeit — es war nichts Persönliches. Aber ich sah, dass mein Vater ihn ebenfalls im Auge behielt.
Der Pfarrer war derselbe, der meine Mutter beerdigt hatte, und die Jahre hatten ihn grausam behandelt. Trauer floss aus seinen Augen, sein Gesicht war lang und verhärmt. Doch seine Worte besaßen immer noch ihre tröstende Kraft. Köpfe nickten zustimmend. Eine Frau bekreuzigte sich.
Die ironische Fügung war für mich schwer zu ertragen. Ich hatte Danny in einer Grube gefunden, damit er in eine andere gelegt werden konnte. Aber ich nickte hin und wieder, und die Gebete kamen auch aus meinem Mund. Er war mein Freund gewesen, und ich hatte ihn im Stich gelassen. Deshalb betete ich für seine Seele.
Und ich betete für meine.
Ich blickte Grace an, als der Pfarrer seine Predigt über Erlösung und ewige Liebe beendete. In ihrem Gesicht sah ich nichts, doch ihre Augen waren so blau wie Dolfs. Sie hielt sich starr aufrecht und presste eine kleine Handtasche an ihr schwarzes Kleid. Es war deutlich zu sehen, warum Danny sie geliebt hatte, warum jeder es tat. Selbst hier, an diesem Ort, schienen die Blicke der Leute sie zu finden. Sogar die Frauen beachteten sie.
Als der Pfarrer geendet hatte, winkte er Dannys Tante heran, und sie trat langsam an das Grab und legte eine weiße Blume auf den Sarg. Dann wandte sie sich ab und ging an der Reihe der Sitze entlang. Sie drückte Hände und sprach ein paar Dankesworte zu meinem Vater, zu Janice und zu Miriam. Ihr Blick wurde sanft, als sie vor Grace stehen blieb. Sie nahm ihre Hand in beide Hände und wartete einen Moment, damit jeder den besonderen Augenblick erkannte.
Dann strahlte sie. »Ich höre, er hat Sie sehr geliebt.« Sie ließ Grace' Hand los, und Tränen rollten über ihre welken Wangen herab. »Sie beide wären ein wunderschönes Paar gewesen.«
Dann ging sie schluchzend davon, eine gebeugte Gestalt unter dem verfärbten Himmel aus Stahl.
Ihre Freundinnen folgten ihr und stiegen mit ihren schweigenden Männern in die alten Autos. Auch meine Familie ging, aber ich blieb aus irgendeinem Grund noch da. Nein, sagte ich mir. Das war gelogen.
Ich kannte den Grund, und ich konnte niemandem etwas vormachen. Nicht meinem Vater. Nicht dem Pfarrer.
Niemandem.
Ich blieb auf dem
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