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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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sie und Danny hätten heiraten wollen. Das Gleiche hatte sie mir gesagt, aber über Gray Wilson.
    Er wollte mich heiraten.
    Danny Faith. Gray Wilson.
    Beide waren tot.
    Alles nahm eine ganz neue Bedeutung an, und auch wenn nichts sicher war, bekam ich Angst. Ich dachte an das, was der Pfarrer am Schluss noch gesagt hatte, an Miriams letzte Worte, bevor sie vor ihm und aus der Kirche geflüchtet war.
    Es gibt keinen Gott.
    Wer konnte so etwas zu einem Mann des Glaubens sagen? Sie war verloren. Unrettbar.
    Und ich war so sehr bereit gewesen, es nicht zu sehen.
    Ich rief bei Grace an, aber sie meldete sich nicht. Als ich im Haus meines Vaters anrief, erfuhr ich von Janice, dass er wieder hinter den Hunden her war. Nein, sagte sie. Miriam sei nicht da. Grace auch nicht.
    »Wusstest du, dass sie Danny geliebt hat?«, fragte ich.
    »Wer?«
    »Miriam.«
    »Das ist absurd.«
    Ich trennte die Verbindung.
    Sie hatte keine Ahnung, nicht die leiseste Ahnung, und ich gab Gas und fuhr immer schneller, bis der Wagen sich schwerelos unter mir anfühlte. Ich konnte mich immer noch irren.
    Bitte, lieber Gott, mach, dass ich mich irre.
    Ich bog in die Straße zur Farm ein. Grace würde da sein. Draußen vielleicht, aber sie würde da sein. Ich fuhr über den Weiderost und hielt an. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, doch ich stieg nicht aus. Der Hund auf Dolfs Veranda hatte große, dreieckige Ohren und ein dreckiges schwarzes Fell. Er hob den Kopf und starrte mich an. Seine Schnauze war nass von Blut. Zähne blinkten rot.
    Zwei weitere Hunde kamen um die Ecke des Hauses, einer schwarz, der andere braun. Kletten und Grassamen hingen in ihrem verfilzten Fell, ihre Nüstern waren von Rotz umringt, und bei dem einen war das lange Fell an den Hinterbeinen von Scheiße verkrustet. Sie strichen an der Hauswand entlang und hielten die Schnauzen gesenkt, aber an der Seite blitzten die Zähne hervor. Der eine hob den Kopf und spähte hechelnd zu mir herüber. Die rosa Zunge hing heraus, und seine Augen huschten flink und eifrig umher wie kleine Vögel.
    Ich schaute wieder zu dem Hund auf der Veranda hinauf. Groß. Schwarz wie die Hölle. Blutige Rinnsale tröpfelten von der obersten Verandastufe. Im Haus rührte sich nichts, und die Tür war fest geschlossen. Die anderen Hunde kamen die Treppe herauf und auf die Veranda. Der eine lief zu dicht vorbei, und plötzlich stürzte sich der erste auf ihn. Ich sah nur noch einen Wirbel von schwarzem Fell und schnappenden Zähnen. Nach wenigen Sekunden war es vorbei. Mit einem schrillen Schrei, der beinahe klang wie von einem Menschen, rannte der Störenfried davon, den Schwanz eingeklemmt. Ein Ohr hing in Fetzen herunter. Ich sah, wie er hinter dem Haus verschwand.
    Jetzt waren noch zwei Hunde auf der Veranda.
    Sie leckten den Boden ab.
    Ich klappte mein Handy auf und rief Robin an. »Ich bin bei Dolf«, sagte ich. »Du musst herkommen.«
    »Was ist passiert?«
    »Etwas Schlimmes. Ich weiß es nicht.«
    »Du musst mir mehr sagen.«
    »Ich sitze im Wagen. Ich sehe Blut auf der Veranda.«
    »Warte auf mich, Adam.«
    Ich sah das Blut an, das an den Stufen heruntertropfte. »Das geht nicht«, sagte ich und klappte das Handy zu. Dann öffnete ich die Wagentür, langsam und wachsam. Stellte den einen Fuß hinaus, dann den anderen. Das Schrotgewehr lag im Kofferraum.
    Geladen. Ich griff nach der Entriegelung. Die Hunde blickten auf, als der Deckel hinter mir klickend aufsprang. Dann leckten sie weiter den Boden ab. Fünf Schritte, schätzte ich. Fünf Schritte bis zu dem Gewehr. Sieben bis zu den Hunden.
    Ich ließ die Fahrertür offen, drückte mich rückwärts am Wagen entlang und tastete nach dem offenen Kofferraumdeckel. Ich schob einen Finger unter das Blech und drückte ihn hoch. Er schwang lautlos nach oben, und ich riskierte einen Blick in den Kofferraum. Das Gewehr lag da, mit dem Lauf nach vorn gerichtet. Meine Hand schloss sich um den Kolben. Ich wendete den Blick nicht von den Hunden.
    Ich hob das Gewehr heraus. Es war glatt und kühl. Ich klappte den Lauf herunter, um nach den Patronen zu sehen. Leer. Verdammt. Jamie musste sie herausgenommen haben.
    Ich schaute zur Veranda hinüber. Der eine Hund hatte die Schnauze immer noch am Boden, aber der große starrte mich reglos an. Ich warf einen Blick in den Kofferraum. Die Patronenschachtel lag auf der anderen Seite, umgekippt, geschlossen. Ich streckte mich danach und verlor die Veranda aus den Augen. Der Kolben stieß hohl gegen den Wagen, und

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