Der dunkle Fluss
Finger ineinander, als ich den Hof überquerte. Eine einzelne Lampe hing über der Veranda. Der Türknauf ratterte, und die Tür schwang vor mir einwärts. Ich schaltete das Licht ein, ging in Grace' Zimmer und nahm die Dinge in mich auf, die sie liebte: Poster mit schnellen Autos, Reiterpokale, ein Foto, das an einem Strand aufgenommen worden war. Alles war aufgeräumt. Das Bett, der Schreibtisch. Zweckmäßiges Schuhwerk stand aufgereiht an der Wand: Buschstiefel, Watstiefel und dergleichen. Am Spiegel über der Kommode klemmten weitere Fotos: zwei von verschiedenen Pferden und eins von dem Auto, das ich im Schuppen gesehen hatte — sie und Dolf lächelten, und das Auto stand auf einem Sattelschlepper.
Das Auto war für sie.
Ich wandte mich ab und zog die Tür ins Schloss. Ich holte meine Tasche herein und warf sie auf das Bett im Gästezimmer. Dann starrte ich die Wand an und dachte nach, lange Zeit, wie mir schien. Ich wartete auf eine Art von Ruhe, aber sie kam nicht. Ich fragte mich, was jetzt wichtig sei. Grace, war die Antwort. Also suchte ich in Dolfs Küche nach einer Taschenlampe. Ich nahm eine Schrotflinte aus dem Waffenschrank, klappte sie auf und lud sie, und dann sah ich den Revolver. Ein hässliches, stumpfnasiges Ding, das mir genau richtig erschien. Ich stellte die Flinte zurück, nahm eine Schachtel .38er-Munition aus dem Schrank und zählte sechs Patronen ab. Sie waren dick und schwer und glitten wie geschmiert in die runden Kammern.
An der Tür blieb ich stehen; ich wusste, wenn ich einmal draußen wäre, gäbe es kein Zurück mehr. Der Revolver wurde warm in meiner Hand, und er war schwer. Dannys Verrat riss dunkle Löcher in mein Inneres und brachte eine Wut zutage, wie ich sie seit Jahren nicht empfunden hatte. Hatte ich vor, ihn umzubringen? Konnte sein. Ich wusste es wirklich nicht. Aber ich würde ihn finden. Ich würde ihm ein paar verdammt harte Fragen stellen. Und, bei Gott, er würde sie mir beantworten.
Ich ging den Hang hinunter und quer über die Weide. Die Lampe brauchte ich erst, als ich unter den Bäumen war. Ich knipste sie an, folgte dem schmalen Pfad bis an den Uferweg und ließ den Lichtstrahl darüberwandern. Abgesehen von den Baumwurzeln, die herausragten, war er glatt und ausgetreten.
Ich ging bis zu der scharfen Wegbiegung, von der Grantham gesprochen hatte, und sah die abgebrochenen Äste und die zertretene Vegetation. Ich ging weiter bis zu einer flachen Mulde; sie war voll von zerwühltem Laub und aufgescharrter roter Erde: ein Schnee-Engel im Lehmboden.
Es war nicht weit von der Stelle entfernt, wo mein Vater Grace vor all den Jahren aus dem Wasser gerettet hatte, und als ich auf die Spuren ihres Widerstands starrte, kroch mein Finger in den Abzugsbügel.
Ich überschritt die Grenze der Farm meines Vaters und hatte den Fluss zur Linken; dann kam die Nachbarfarm und dann die erste Fischerhütte, leer und dunkel. Ich behielt sie im Auge. Nichts. Ich kam wieder in den Wald, und vor mir lag die Hütte der Faiths. Eine halbe Meile. Fünfzig Schritte. Und der Mond sank tiefer zwischen die Bäume.
Als ich bis auf dreißig Schritte herangekommen war, verließ ich den Pfad. Es war zu hell, die Bäume standen nicht dicht genug. Ich suchte die Dunkelheit des Waldes und entfernte mich in schräger Richtung vom Fluss, sodass ich oberhalb der Hütte auf die Lichtung stoßen würde. Am Waldrand blieb ich stehen und duckte mich ins Unterholz. Von hier aus konnte ich alles sehen: den Kiesweg, die dunkle Hütte, den Wagen, der davor parkte, den Schuppen am Rand des Waldes.
Die Cops.
Sie hatten ihre Wagen oberhalb von mir auf der Zufahrt stehen lassen, waren zu Fuß unterwegs und hatten die Hütte fast erreicht. Sie bewegten sich, wie ich es von Polizisten erwartete, geduckt und mit vorgehaltener Waffe. Es waren fünf. Ihre Gestalten verschwammen ineinander und trennten sich wieder. Auf dem letzten Stück bewegten sie sich schneller, und als sie den Wagen erreichten, teilen sie sich auf. Zwei näherten sich der Haustür, drei liefen nach hinten. Nah. Verdammt, sie waren sehr nah. Schwarz vor schwarzem Hintergrund, verschmolzen sie mit der Hütte.
Ich wartete auf das Krachen von splitterndem Holz. Ich zwang mich weiterzuatmen, und dann fiel mir etwas auf: ein helles Gesicht, eine Bewegung. Hinter dem Schuppen am Waldrand spähte jemand um die Ecke und zog sich dann wieder zurück. Adrenalin strömte durch meine Adern. Die Polizisten drückten sich neben der Tür an die
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