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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Mal.
    Aber jetzt war er ein erwachsener Mann, und für seinen Vater ging es um einen Haufen Geld. Da musste ich mich fragen, wie stark die dunkle Ader war.
    Siebenstellig, hatte Robin gesagt.
    Das war genug, vermutete ich.
    »Glaubst du, er könnte es getan haben?«, fragte ich. »Grace überfallen?«
    Dolf überlegte. »Vielleicht, aber ich bezweifle es. Er hat Fehler begangen, doch ich behaupte immer noch, er ist kein schlechter Kerl. Sucht die Polizei ihn?«
    »Ja.«
    Er nickte. »Dann werden wir's ja sehen.«
    »Da war eine Frau bei Grace, bevor sie überfallen wurde.«
    »Was für eine Frau?«
    »In einem blauen Kanu, einem dieser alten Holzkanus, wie man sie heute gar nicht mehr sieht. Sie hatte weißes Haar, aber sie sah dafür irgendwie zu jung aus. Sie haben miteinander gesprochen.«
    »Ach ja?« Er zog die Brauen zusammen.
    »Kennst du sie?«
    »Wer ist sie?«
    »Hast du der Polizei von ihr erzählt?«
    »Ja.«
    Er spuckte über das Geländer. »Sarah Yates. Aber das weißt du nicht von mir.«
    »Was soll das denn? Raus damit.«
    »Mehr kann ich dir wirklich nicht sagen, Adam. Jetzt komm. Ich will dir was zeigen.«
    Ich beließ es dabei und folgte ihm, als er von der Veranda hinunter auf den Hof ging. Er führte mich in den Schuppen und legte die Hand auf den alten MG, der da in der Mitte auf Holzblöcken stand. »Weißt du, bis zu diesem Wagen hat Grace mich nie um irgendetwas gebeten. Sie hat sich den Hosenboden durchgewetzt, bevor sie sich beklagte, dass es zieht.« Er strich über den Kotflügel. »Das war das billigste Kabrio, das sie finden konnte. Launisch und unzuverlässig, aber sie würde es für nichts in der Welt hergeben.« Er musterte mich wieder. »Beschreiben diese Worte noch etwas anderes in diesem Schuppen? Launisch? Unzuverlässig?«
    Ich wusste, was er meinte.
    »Sie liebt dich, Adam. Obwohl du weggegangen bist und obwohl du sie damit fast umgebracht hättest. Sie würde dich für nichts in der Welt hergeben.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil sie dich jetzt noch mehr braucht als je zuvor.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte sie. »Geh nicht wieder weg. Das will ich damit sagen.«
    Ich trat einen Schritt zurück, sodass seine Hand von meiner Schulter rutschte. Einen Moment lang zuckten seine knotigen Finger. »Das war nie meine Entscheidung, Dolf.«
    »Dein Dad ist ein guter Mann, der Fehler gemacht hat. Das ist alles. Genau wie du. Genau wie ich.«
    »Und gestern Abend?«, fragte ich. »Als er mich umbringen wollte?«
    »Wie ich sagte. Gewalttätig und ziemlich blind. Das seid ihr beide. Der eine wie der andere.«
    »Das ist nicht das Gleiche«, sagte ich.
    Dolf richtete sich auf und lächelte so gezwungen, wie ich es noch nie gesehen hatte. »Ach, vergiss es. Du weißt selber gut genug, was in deinem Kopf vorgeht. Lass uns frühstücken.« Er drehte sich um und ging davon.
    »Das ist das zweite Mal in den letzten zwölf Stunden, dass du mir einen Vortrag über meinen Vater hältst. Er hat es nicht nötig, dass du seine Schlachten für ihn schlägst.«
    »Es soll ja keine Schlacht sein«, sagte er und ging weiter.
    Ich schaute zum Himmel hinauf und zur Scheune hinüber, aber ich sah, dass ich nirgends sonst hingehen konnte. Also kehrten wir ins Haus zurück, und ich setzte mich an seinen Küchentisch und sah zu, wie er zwei Becher Kaffee einschenkte und Speck und Eier aus dem Kühlschrank nahm. Er schlug sechs Eier in eine Schüssel, goss ein bisschen Milch dazu und verrührte alles mit einer Gabel. Dann stellte er die Schüssel zur Seite und riss die Speckpackung auf.
    Wir brauchten beide ein paar Minuten, um uns zu beruhigen.
    »Dolf«, sagte ich schließlich, »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Schieß los.« Seine Stimme klang völlig ruhig.
    »Wie alt war der älteste Hirsch, von dem du je gehört hast?«
    »Ein Weißwedel?«
    »Ja.«
    Dolf legte die Hälfte des Specks in die Pfanne. »Zehn Jahre in freier Wildbahn, älter in Gefangenschaft.«
    »Hast du schon von einem gehört, der zwanzig Jahre gelebt hat?« Dolf stellte die Pfanne auf den Herd, und der Speck fing an zu zischen und zu brutzeln. »Nicht von einem normalen.«
    Das Licht schob seine Finger durch das Fenster und malte ein helles Viereck auf das beinahe schwarze Holz. Als ich aufblickte, musterte er mich mit unverhohlener Neugier. »Weißt du noch, wie mein Vater mich das letzte Mal mit auf die Jagd nahm?«, fragte ich. »Als ich auf diesen weißen Hirsch geschossen und nicht getroffen

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