Der dunkle Fluss
und schaute dem Anwalt in die Augen, bis er gezwungen war zu nicken. Das war eine gute Information. »Inzwischen hätten sie ihn finden müssen«, fügte ich hinzu. »Sie sollten längst wieder weg sein.«
Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Ich wünschte, es wäre so geblieben.
»Ich habe ihn versteckt«, sagte Dolf.
»Was?« Jamie rutschte von der Motorhaube des Trucks herunter. Er war plötzlich wütend. »Du hast ihn versteckt? Es gibt keinen Grund, eine Waffe zu verstecken — es sei denn, man hätte was zu verbergen.«
Die Besorgnis in Dolfs Gesicht verschwand, und an ihre Stelle trat müde Resignation. Jamie kam auf ihn zu. »Ich muss dir dauernd Rechenschaft ablegen«, sagte er. »Ständig guckst du mir über die Schulter. Warum kehren wir die Sache jetzt nicht mal um? Es gibt nur einen einzigen Grund, eine Waffe zu verstecken, Dolf. Das liegt auf der Hand. Warum erzählst du es uns nicht?«
»Was willst du damit sagen?», fragte mein Vater.
Dolf schaute Jamie unter schweren Lidern an, und in seinem Blick lag tiefes Bedauern. »Danny war anständig, und ich weiß, du hattest ihn gern, mein Junge —«
»Nein, das weißt du nicht, und nenn mich nicht >Junge<. Erklär's uns einfach. Gibt nur einen Grund, eine Waffe zu verstecken: Du wusstest, dass sie kommen und danach suchen würden.«
»Du bist betrunken«, sagte Dolf. »Und das ist ignorantes Geschwätz.«
Parks schaltete sich ein, und seine Stimme war laut genug, um Jamie zum Schweigen zu bringen. »Klären Sie uns auf«, sagte er zu Dolf.
Dolf sah meinen Vater an, und der nickte. Dolf spuckte auf den Boden und schob die Daumen unter den Gürtel. Er starrte Parks an, dann Jamie. »Das ist nicht der einzige Grund, eine Waffe zu verstecken, Jamie, du großer dummer Ochse. Man kann eine Waffe auch verstecken, damit ein anderer sie nicht benutzen kann. Um einen klugen Mann daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen.«
Dolf warf mir einen Blick zu, und ich wusste, er dachte daran, dass ich den Revolver aus seinem Schrank genommen harte und damit beinahe Zebulon Faith erschossen hätte. Er hatte ihn um meinetwillen versteckt.
»Er hat recht«, sagte ich erleichtert. »Das ist ein guter Grund.«
»Wie wär's, wenn Sie uns das erläutern würden?«, sagte Parks zu mir.
Mein Vater kam mir zuvor. »Er muss gar nichts erläutern. Das haben wir vor fünf Jahren getan. Er wird es nicht wieder tun müssen. Nicht hier. Nie wieder.«
Ich spürte seinen Blick und die Wucht dessen, was er gesagt hatte. Was es bedeutete. Es war das erste Mal, dass er für mich eintrat, seit Janice behauptet hatte, sie habe mich blutbeschmiert gesehen. Parks erstarrte und lief rot an. »Damit beschneiden Sie meinen Wert für Sie, Jacob.«
»Bei dreihundert Dollar pro Stunde bestimme ich die Regeln. Adam wird Ihnen sagen, was Sie seiner Meinung nach wissen müssen. Ich erlaube nicht, dass Sie ihn noch einmal verhören.«
Parks versuchte, dem Blick meines Vaters standzuhalten, aber nach ein paar Sekunden verließ ihn der Mut. Er warf die Hände hoch und stakste davon. »Na schön«, sagte er. Ich blickte ihm nach, bis er bei seinem Wagen war. Plötzlich wirkte mein Vater, als mache es ihn verlegen, dass er mich beschützt hatte. Er klopfte Dolf auf die Schulter und sah Jamie an.
»Bist du betrunken ?«, fragte er.
Jamie war immer noch wütend; das merkte man ihm an. »Nein«, sagte er. »Ich habe einen Kater.«
»Na, reiß dich zusammen, Junge.« Jamie kletterte in seinen Truck, sackte auf dem Sitz zusammen und zündete sich eine Zigarette an. Die beiden Alten und ich blieben allein zurück. Mein Vater führte uns ein Stück weit abseits. Er sah betreten aus. »Normalerweise ist er nicht so«, sagte er und wandte sich dann an Dolf. »Alles okay?«
»Um mir den Tag zu verderben, ist mehr nötig als dieser Bengel«, erwiderte Dolf.
»Wo hast du den Revolver versteckt?«, fragte ich.
»In einer Kaffeedose in der Küche«, sagte Dolf.
»Da werden sie ihn finden.«
»Yep.«
Ich blickte ihm forschend ins Gesicht. »Besteht die Möglichkeit, dass er mit Dannys Tod in Verbindung gebracht werden könnte?«
»Ich wüsste nicht, wie.«
»Hast du noch Pistolen fragte ich meinen Vater.
Er schüttelte den Kopf, und sein Blick ging in die Ferne. Meine Mutter hatte sich mit einer seiner Pistolen erschossen. Es war eine dumme und unsensible Frage, aber als er antwortete, war sein Gesicht versteinert. »Was für ein Schlamassel«, sagte er.
Da hatte er recht. Ich fragte mich,
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