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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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findet, kann es sein, dass er für eine Weile weg ist.« Ich wartete, um sicher zu sein, dass er mir folgen konnte. »Vielleicht fangen Sie schon mal an, sich einen neuen Job zu suchen.«
    »Aber Danny —«
    »Danny wird das Motel nicht übernehmen. Es wird dann wahrscheinlich geschlossen.« Er sah sehr besorgt aus. »Ist das wahr, was Sie da sagen?«
    »Ja.« Er nickte und starrte so lange auf die Theke, dass ich nicht sicher war, ob er vorhatte, noch einmal aufzublicken. »Die Polizei hat überall gesucht«, sagte er schließlich. »Aber da gibt's einen Lagercontainer. An der Interstate, in einer ganzen Reihe davon, mit blauen Türen. Da gab's ein Hausmädchen, Maria. Sie ist nicht mehr da. Er hat die Papiere von ihr unterschreiben lassen, und der Container läuft auf ihren Namen. Nummer sechsunddreißig.«
    Das musste ich verdauen. »Wissen Sie, was in diesem Container ist?«
    Der alte Mann machte ein beschämtes Gesicht. »Drogen.«
    »Wie viele Drogen?«
    »Eine Menge, glaube ich.«
    »Waren Sie mit Maria zusammen?«
    »Si. Manchmal.«
    »Warum ist sie weg?«
    Emmanuel verzog angewidert das Gesicht. »Mr. Faith. Als sie die Dokumente für ihn unterschrieben hatte, fing er an, ihr zu drohen.«
    »Mit der Einwanderungsbehörde?«
    »Wenn sie jemand von dem Lagercontainer erzählte, würde er da anrufen. Sie war illegal hier. Sie kriegte Angst. Jetzt ist sie in Georgia.«
    Ich hielt die Postkarte hoch.
    »Die würde ich gern behalten.«
    Emmanuel zuckte die Achseln.
    Ich rief Robin vom Parkplatz aus an. Ich hatte immer noch meine Zweifel an ihrer Loyalität, aber sie besaß Informationen, die ich brauchte, und ich nahm an, dass ich ihr etwas zum Tausch anzubieten hatte. »Bist du noch bei Dolf?«
    Grantham hat mich ziemlich schnell verjagt. Er war stinkwütend.«
    »Kennst du die Lagercontainer an der Interstate? Sie stehen auf einem Platz am Zubringer südlich der Ausfahrt sechsundsiebzig.«
    »Kenne ich.«
    »Komm da hin.«
    »In einer halben Stunde.«
    Ich fuhr zurück in die Stadt und hielt vor einem Copyshop, zwei Straßen vor dem Town Square. Ich kopierte die Postkarte von beiden Seiten und fragte die Verkäuferin nach einem Beutel. Sie brachte mir eine Papiertüte, und ich fragte sie, ob sie etwas aus Plastik hätte. In ihrer Schreibtischschublade fand sie einen Ziploc-Beutel. Ich faltete die Kopie zusammen und steckte sie in die Gesäßtasche. Die Karte schob ich in den Ziploc-Beutel und verschloss ihn. Durch das Plastik schimmerte der helle Sand sehr weiß, und der Slogan fiel mir ins Auge.
    MANCHMAL IST ES EINFACH RICHTIG.
    Ich fuhr zu dem Lagerplatz und parkte auf dem unbefestigten Randstreifen neben der Zubringerstraße. Dort stieg ich aus und setzte mich auf die Motorhaube. Auf der Interstate über mir flogen die Autos vorbei, und große Lastwagen rumpelten und dröhnten. Ich ließ den Blick über den Lagerplatz wandern: In einer Senke neben der Interstate blitzten lange Reihen von gedrungenen Containern in der Sonne. Blau gestrichene Metalltüren unterbrachen die lang gestreckten Fronten. Hohes Gras wuchs an einem Maschendrahtzaun, der von auswärts geneigtem Stacheldraht gekrönt war.
    Ich wartete auf Robin und sah zu, wie der Tag allmählich dem Abend entgegensank. Sie brauchte eine Stunde. Als sie aus dem Wagen stieg, griff der Wind in ihr Haar und wehte es ihr ins das Gesicht, sodass sie es mit dem Finger wegschnippen musste. Die Gebärde traf mich hart und mit unerwarteter Wucht. Sie erinnerte mich an einen windigen Tag vor sieben Jahren, den wir am Fluss-ufer verbracht hatten: Sie kniete auf einer Decke, wir hatten eben miteinander geschlafen, und plötzlich wehte eine Bö vom Wasser herauf und trieb ihr das Haar vor die Augen. Ich strich es zurück und zog sie zu mir herunter. Ihr Mund war weich, ihr Lächeln entspannt.
    Aber das war ein Menschenleben her.
    »Sorry«, sagte sie. »Polizeikram.«
    »Nämlich?« Ich rutschte von der Haube herunter.
    »Das Salisbury P.D. und das Sheriff's Office benutzen dasselbe forensische Labor. Sie haben die Kugel untersucht, mit der Danny Faith getötet wurde. Ein Schuss in die Brust, übrigens. Sie warten jetzt nur auf eine Vergleichsprobe.« Ihr Blick war fest. »Wird nicht lange dauern.«
    »Das heißt?«
    »Sie haben Dolf Shepherds .38er gefunden.«
    Obwohl ich gewusst hatte, dass sie die Waffe finden würden, tat sich in meinem Magen ein Loch auf. Ich wartete darauf, dass sie noch mehr sagte. Ein gelber Falter flatterte über dem hohen Gras.
    »Wird

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