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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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dein Freund aus der Ballistik dir helfen?«, fragte ich schließlich.
    »Er schuldet mir was.«
    »Wirst du mir erzählen, was er sagt?«
    »Das kommt darauf an, was er mir sagt.«
    »Ich kann dir Zebulon Faith geben«, sagte ich, und sie stutzte. »Ich kann ihn dir auf dem Silbertablett servieren.«
    »Wenn ich dir meine Informationen gebe?«
    »Ich will wissen, was Grantham weiß.«
    »Ich kann dir keine blinden Zusagen machen, Adam.«
    »Ich muss es wissen. Ich glaube, ich habe nicht viel Zeit. Meine Fingerabdrücke sind auf dem Revolver.«
    »Auf einem Revolver, der vielleicht die Mordwaffe ist und vielleicht auch nicht.«
    »Grantham weiß, dass ich mit Danny gesprochen habe, bevor er starb. Das reicht für einen Haftbefehl. Er wird mich festnehmen und mich bearbeiten. Genau wie letztes Mal.«
    »Du warst in New York, als Danny ermordet wurde. Du wirst ein Alibi haben, Zeugen, die bestätigen, dass du zum Zeitpunkt seines Todes dort warst.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Kein Alibi«, sagte ich. »Keine Zeugen.«
    »Wie kann das sein?«
    »Es waren fünf Jahre, Robin. Das musst du als Erstes verstehen.
    Ich habe diesen Ort so tief begraben, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte. So habe ich dort die Tage überstanden. Ich habe vergessen. Ich habe das Vergessen zur Kunst erhoben. Das änderte sich, als Danny angerufen hatte. Es war, als hätte er mir einen Dämon in den Kopf gesetzt. Und der wollte nicht still sein. Er wollte, dass ich nach Hause fahre. Er sagte, es sei an der Zeit. Wenn ich denken wollte, hörte ich seine Stimme. Wenn ich die Augen schloss, sah ich mein Zuhause. Es machte mich wahnsinnig, Robin. Tag für Tag. Ich dachte an dich und an meinen Vater. Ich dachte an Grace und an den Prozess. An den toten Jungen und daran, wie diese Stadt mich durchgekaut und ausgespuckt hatte. Und plötzlich konnte ich mein Leben nicht mehr ertragen. Es war so leer, eine verdammte Farce — und Dannys Stimme hatte alles niedergerissen, was ich aufgebaut hatte. Ich ging nicht mehr zur Arbeit. Ich traf mich nicht mehr mit meinen Freunden. Ich schloss mich ein. Und es fraß an mir, bis ich mich auf der Straße wiederfand.«
    Ich hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Niemand hat mich gesehen, Robin.«
    »Dämonen im Kopf, aber kein Alibi — so etwas solltest du nie wieder jemandem erzählen. Grantham hat bereits eine Anfrage an das N.Y.P.D. gerichtet. Die werden dich überprüfen. Sie werden gründlich sein. Sie werden herausfinden, wo du gearbeitet hast. Sie werden herausfinden, dass du damit aufgehört hast und wann du damit aufgehört hast. Du musst sehr angestrengt über ein Alibi nachdenken. Grantham wird sich fragen, ob du nicht heruntergefahren bist und Danny umgebracht hast. Er wird deine Füße ins Feuer halten. Er wird dich braten, wenn er kann.«
    Ich hielt ihrem Blick stand. »Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Warum bist du wieder zu Hause, Adam?«
    Ich hörte die Antwort in meinem Kopf. Weil alles, was ich liebe, hier ist. Weil du nicht mit mir kommen wolltest.
    Aber das sagte ich nicht. Ich deutete auf die glänzenden Aluminiumschuppen und erzählte ihr, was Emmanuel über Zebulon Faith und seine Drogen gesagt hatte. »Nummer sechsunddreißig. Er wird dir jeden hinreichenden Tatverdacht liefern, den du brauchst.«
    Ihre Stimme klang hohl. »Eine gute Information.«
    »Kann sein, dass er ihn leer geräumt hat. Zeit dazu hatte er.«
    »Kann sein.« Sie schaute weg, und der Wind wirbelte Staub über die Straße. Als sie mich wieder ansah, hatten sich ihre Konturen gemildert. »Ich habe dir noch etwas zu erzählen, Adam. Etwas Wichtiges.«
    »Okay.«
    »Das mit dem Anruf sieht schlecht aus. Das Timing macht es noch schlimmer. Fingerabdrücke auf der Waffe. Gewalt und Zufälle überall. Kein Alibi ...« Sie ließ den Satz in der Schwebe und sah plötzlich zerbrechlich aus. »Du könntest recht haben mit deiner Verhaftung ...«
    »Weiter.«
    »Du hast gesagt, ich muss eine Entscheidung treffen. Zwischen dir und meinem Job.« Wieder strich der Wind durch ihr Haar. Sie sah verunsichert aus, und ihre Stimme wurde leise. »Ich habe den Fall abgegeben«, sagte sie. »Ich habe noch nie einen Fall abgegeben. Nie.«
    »Das hast du getan, weil Grantham hinter mir her ist?«
    »Weil du recht hattest, als du gesagt hast, ich muss mich entscheiden.« Einen Augenblick lang sah sie stolz aus, aber dann schien sie in sich zusammenzufallen. Ich wusste, dass da etwas im Gange war,

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