Der dunkle Fluss
war jedoch begriffsstutzig und verwirrt. Sie ließ die Schultern hängen, und etwas rollte nass über ihr Gesicht. Als sie den Kopf hob, waren ihre Augen silberhell, und ich sah, dass sie weinte. »Du hast mir wirklich gefehlt, Adam«, schluchzte sie.
So stand sie am Straßenrand und brach innerlich zusammen, und endlich begriff ich, wie tief der Konflikt reichte, mit dem sie zu kämpfen hatte. Zweierlei war wichtig für sie: die Person, zu der sie geworden war, und das, was sie verloren glaubte. Die Polizistin. Und wir. Sie hatte versucht, beides zu behalten, sie hatte versucht, auf dem schmalen Grat dazwischen zu balancieren, aber schließlich hatte sie die Wahrheit erkannt: Irgendwann muss man sich entscheiden.
Also hatte sie es getan.
Und sie hatte sich für mich entschieden.
Sie stand nackt in der Kälte, und ich wusste, ohne irgendein Zeichen von mir würde sie kein weiteres Wort mehr sprechen. Ich brauchte nicht darüber nachzudenken, nicht eine Sekunde lang. Ich breitete die Arme aus, und sie sank in den Raum dazwischen, als hätte sie ihn nie verlassen.
Wir fuhren zu ihrem Apartment, und diesmal war es anders — als sei die Wohnung zu klein für uns. Wir waren in einem Zimmer, dann in einem anderen, und hinter uns lagen Kleider auf dem Boden, während wir durch die Türen stolperten und gegen die Wände prallten. Alte Gefühle brannten in uns, und neue loderten auf.
Und die Erinnerungen an tausend andere Male.
Ich drückte sie an die Wand, und ihre Beine umschlangen meine Hüften. Sie küsste mich so wild, dass ich dachte, es könnte bluten, aber das war mir gleichgültig. Dann griff sie mir ins Haar und riss meinen Kopf zurück. Ich sah ihre geschwollenen Lippen und schaute in das Kaleidoskop ihrer Augen. Sie keuchte und zitterte, und ihre Worte waren ein inbrünstiges Flüstern.
Was ich da gesagt habe ... dass es weg ist, dass ich damit fertig bin ...« Ihr Blick wanderte auf meine Brust und wieder herauf. »Das war gelogen.«
»Ich weiß.«
»Sag mir nur, dass dies die Wirklichkeit ist.«
Ich sagte es ihr, und als wir das Bett gefunden hatten, hätte es ebenso gut der Fußboden oder der Küchentisch sein können. Es war egal. Sie lag auf dem Rücken, und ihre Finger gruben sich in das Laken, als ich sah, dass sie wieder weinte.
»Hör nicht auf«, sagte sie.
»Alles okay?«
»Hilf mir zu vergessen.«
Sie meinte die Einsamkeit, das wusste ich, die fünf Jahre im Nichts. Ich richtete mich auf den Knien auf und schaute an ihr herunter. Schlank und hart war sie, eine gebrochene Kämpferin. Ich küsste ihre nassen Wangen, strich mit den Händen über ihren Körper und spürte, wie sich die Anspannung in ihr löste. Ihre Arme hoben sich vom Bett, und es war keine Kraft darin, sondern Leichtigkeit und eine Glut, die wie ein Spiegelbild ihrer Verzweiflung erschien. Ich schob den Arm unter ihr Kreuz und drückte sie an mich, als könnte ich die Dämonen in ihr mit blanker, brutaler Gewalt aus ihr hinauspressen. Sie war leicht und klein, aber sie fand ihren Rhythmus und die Kraft, mir entgegenzukommen.
ACHTZEHN
M it Robins Kopf auf meiner Brust schlief ich ein. Es fühlte sich vertraut und warm und richtig an, und das jagte mir eine Höllenangst ein. Vielleicht träumte ich deshalb von einer anderen Frau. Ich stand an einem Fenster und schaute hinunter auf Sarah Yates. Sie ging durch das mondbeschienene Gras und trug ihre Schuhe in der Hand. Ein weißes Kleid umwehte ihre Beine, und ihre Haut leuchtete silbern, als sie einmal aufblickte und die Hand hob, als hätte sie einen Penny auf der Handfläche.
Ich erwachte in der grauen Stille. »Bist du wach?«, flüsterte ich. Ihr Kopf bewegte sich auf dem Kissen. »Ich denke nach«, flüsterte sie.
»Worüber?«
»Grantham.«
Ich schüttelte den Traum ab. »Er ist hinter mir her, nicht wahr?«
»Du hast nichts getan.« Sie versuchte sich selbst einzureden, dass es so einfach sei, doch wir wussten es beide besser: Immer wieder wurden Unschuldige verurteilt.
»Niemand glaubt gern an Reiche-Leute-Justiz, aber das ist es, was die Leute sehen. Sie wollen Vergeltung.«
»So etwas wird es nicht geben.«
»Ich komme wie gerufen«, sagte ich.
Sie rutschte an mich heran, und die feste Rundung ihres Schenkels drängte sich an meinen. Diesmal widersprach sie mir nicht. Ihre Worte wehten in die Luft zwischen uns. »Hast du an mich gedacht? In all den Jahren in New York?«
Ich überlegte und sagte ihr dann die schmerzhafte Wahrheit.
»Am Anfang ständig.
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