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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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die geringste.«
    »Er war ein Zocker im großen Stil. Sein Vater ist ein Drogendealer.«
    »So möchte ich es nicht gern sehen.«
    »Wer ist Sarah Yates?« Er erstarrte. »Warum willst du das wissen?« Er sprach langsam.
    »Grace hat kurz vor dem Überfall mit ihr gesprochen. Es sah aus, als seien sie befreundet.« Er entspannte sich ein wenig. »Befreundet? Das bezweifle ich.«
    »Kennst du sie?«
    »Niemand kennt Sarah Yates wirklich.«
    »Das ist ziemlich vage.«
    »Sie lebt am Rande. Immer schon. Sie kann freundlich sein, und am nächsten Tag ist sie giftig wie eine Schlange. Soweit ich sehen kann, gibt es nicht viel, das Sarah Yates wirklich etwas bedeutet.«
    »Also weißt du, wer sie ist.« Er sah mich an und presste die Lippen zusammen. »Ich weiß, dass ich nicht über sie reden will.«
    »Sie sagt, ich sei ein wunderbarer Junge gewesen.« Mein Vater drehte sich auf dem Stuhl um und spreizte die Schultern. »Kenne ich sie?«, fragte ich.
    »Du solltest dich von ihr fernhalten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, du solltest dich verdammt von ihr fernhalten.«
    Ich ging für Grace einkaufen. Ich kaufte Blumen, Bücher, Zeitschriften. Nichts davon schien mir richtig zu sein; ich konnte nur raten, was ihr gefallen würde, und wiederum musste ich der Wahrheit ins Gesicht sehen: Ich kannte sie nicht mehr. Ich fühlte mich rastlos und gondelte eine Weile in der Stadt herum. Jede Straße war überzogen von Erinnerungen, so komplex, dass die Vergangenheit physisch greifbar war. Zu Hause zu sein bedeutete auch dies.
    Ich war fast wieder am Krankenhaus, als mein Handy klingelte. Robin. »Wo bist du?«, fragte ich. »Schau in den Spiegel.« Ich tat es und sah ihren Wagen fünf Meter hinter mir. »Halt an. Wir müssen reden.«
    Ich bog nach links in ein ruhiges Wohnviertel, das Anfang der siebziger Jahre entstanden war, niedrige Häuser mit kleinen Fenstern. Die Vorgärten waren sauber und gepflegt. Zwei Straßen weiter fuhren Kinder auf Fahrrädern herum. Ein Junge in einer gelben Hose kickte einen roten Ball. Robin war kühl und geschäftsmäßig.
    »Ich habe den Vormittag über sehr unauffällig Erkundigungen eingezogen«, berichtete sie. »Bei Leuten, denen ich vertrauen kann. Habe sie gebeten, mich auf dem Laufenden zu halten. Eben hat mich ein Detective angerufen, der wegen einer Aussage im Gericht war, als Grantham aufkreuzte und mit dem Richter sprach.«
    »Richter Rathburn?«
    »Genau. Rathburn unterbrach seine Verhandlung und verschwand mit Grantham in seinem Zimmer. Zehn Minuten später vertagte er seine sämtlichen Verhandlungen für heute.« Sie schwieg.
    »Du weißt, warum, oder?«
    »Das Nächste habe ich von einem Gerichtsschreiber. Ist zuverlässig. Grantham hat dem Richter eine eidesstattliche Erklärung vorgelegt, auf deren Grundlage er einen Haftbefehl beantragt hat. Der Richter hat ihn unterschrieben.«
    »Einen Haftbefehl gegen wen?«
    »Weiß ich nicht, aber in Anbetracht dessen, was wir wissen, würde ich vermuten, dass dein Name draufsteht.« Von ferne wehte Lachen herüber, das Kreischen spielender Kinder. Robins Blick war sorgenvoll. »Ich dachte mir, vielleicht möchtest du diesen Anwalt anrufen.«
    Grace schlief, als ich ins Krankenhaus kam. Miriam war gegangen, und mein Vater saß mit geschlossenen Augen in Grace' Zimmer. Ich stellte die Blumen ans Bett und legte die Zeitschriften auf den Tisch. Dann blieb ich eine Weile stehen, schaute Grace an und dachte an das, was Robin mir erzählt hatte. Die Lage spitzte sich zu. »Alles okay?«, fragte mein Vater. Seine Augen waren vom Schlaf gerötet. Ich deutete zur Tür und ging hinaus. Mein Vater folgte mir. Er rieb sich das Gesicht.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er. »Ich habe Janice gesagt, ich möchte zum Abendessen alle zu Hause haben. Ich möchte, dass du auch kommst.«
    »Ich wette, das hat Janice nicht gefallen.«
    »Aber so macht man das in einer Familie. Das weiß sie.«
    Ich sah auf die Uhr. Es wurde Nachmittag. »Ich muss mit Parks Templeton sprechen«, sagte ich.
    Mein Vater sah mich besorgt an. »Was ist los?«
    »Robin glaubt, Grantham hat einen Haftbefehl mit meinem Namen.«
    Er begriff sofort. »Weil sie deine Fingerabdrücke an Dolfs Revolver identifiziert haben.« Ich nickte. »Vielleicht solltest du verschwinden.«
    »Wohin denn? Nein, ich laufe nicht noch mal weg.«
    »Was hast du vor?«
    Ich sah wieder auf die Uhr. »Lass uns was trinken. Auf der Veranda. Wie früher.«
    »Ich rufe Parks vom Wagen aus

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