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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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auf. Mit dem Daumen blätterte sie um, bis sie die richtige Seite gefunden hatte. Dann drehte sie das Buch um. »Suchen Sie das hier?«
    Die Überschreibungsurkunde war achtzehn Jahre alt. Ich überflog den Text; er war eindeutig. Mein Vater hatte Dolf achtzig Hektar überschrieben.
    »Das ist interessant«, sagte die Frau.
    »Was?«
    Sie legte denselben dicken Finger auf das Papier. »Keine Steuermarken«, sagte sie. »Was bedeutet das?« Sie pustete, als sei diese Frage eine schwere Last. Dann blätterte sie ein paar Seiten zurück zu einem anderen Eintrag. In der oberen Ecke klebte eine Reihe von farbigen Marken. Sie zeigte darauf.
    »Steuermarken«, sagte sie. »Wenn ein Grundstück gekauft wird, ist eine Steuer fällig. Die Marken dafür kommen ins Grundbuch.« Sie blätterte zurück zu dem Eintrag, der achtzig Hektar Chase-Land auf Dolf Shepherd übertrug, und legte ihren Finger auf die obere Ecke. »Keine Marken«, sagte sie.
    »Was bedeutet das?«, wiederholte ich.
    Sie beugte sich vor, um den Namen auf dem Eintrag zu lesen. »Es bedeutet, dass Adolfus Shepherd dieses Land nicht gekauft hat.« Ich öffnete den Mund zu einer weiteren Frage, aber sie kam mir mit erhobener Hand und einem Hauch von Zigarettenatem zuvor. Sie beugte sich noch einmal über das Buch und entzifferte einen zweiten Namen.
    »Jacob Chase hat es ihm geschenkt.«
    Draußen wollte die Hitze mich zu Boden drücken. Ich schaute die Straße hinauf zum nächsten Block, wo das Gerichtsgebäude stand, zeitlos und karg in der weißen Sonne. Ich wollte mit Rathburn reden. Er war auf der Farm gewesen und hatte mit meinem Vater über etwas sprechen wollen. Und von Dolf war auch die Rede gewesen. Und gehen Sie damit ja nicht zu Dolf. Was ich sage, gilt auch für ihn.
    Das hatte er gesagt.
    Mit schweren Füßen ging ich den Gehweg entlang in Richtung Gefängnis. Hartkantig und schmucklos ragte es vor mir auf, die Fenster so schmal wie das Gesicht einer Frau. Ich dachte an Dolf, der da drinnen verrottete, und dann war ich vorbei und stieg die Stufen zum Gericht hinauf. Die Richterzimmer lagen im ersten Stock. Ich hatte keinen Termin, und die Justizwachtmeister an der Sicherheitskontrolle wussten verdammt genau, wer ich war. Dreimal schickten sie mich durch den Metalldetektor, und sie tasteten mich so gründlich ab, dass ich nicht mal eine Büroklammer in der Unterhose an ihnen hätte vorbeischmuggeln können. Ich ließ es über mich ergehen, als könnte es von mir aus den ganzen Tag dauern. Trotzdem zögerten sie, aber das Gerichtsgebäude war ein öffentlicher Ort. Sie hatten kein Recht, mir den Zutritt zu verweigern.
    Mit dem Richterzimmer sah es schon anders aus. Es war leicht zu finden — die Treppe hinauf und am Büro der Staatsanwaltschaft vorbei —, aber hineinzukommen war eine ganz andere Sache. Richterzimmer waren nicht öffentlich. Man kam nur hinein, wenn der Richter es wollte. Die Tür war aus Stahl und kugelsicherem Glas. Zwei Dutzend bewaffnete Justizwachtmeister bewachten das Gebäude, und jeder von denen würde mich festnehmen, wenn der Richter es wollte.
    Ich sah mich in dem leeren Flur um. Hinter der Glastür saß eine kleine Frau an einem Schreibtisch. Sie hatte ein teefarbenes Gesicht, gelbes Haar und strenge Augen. Als ich auf den Summer drückte, hörte sie auf zu tippen. Ihr Blick erfasste mich, sie hob einen Finger und verließ den Raum so schnell, wie ihre geschwollenen Beine es erlaubten.
    Jetzt würde sie dem Richter sagen, wer da zu Besuch kam.
    Rathburn trug einen anderen Anzug, aber er sah aus wie beim letzten Mal. Ein bisschen weniger verschwitzt vielleicht. Er musterte mich durch die Scheibe, und ich sah, wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehten. Nach ein paar Sekunden flüsterte er seiner Sekretärin etwas zu, und sie legte eine Hand auf das Telefon. Dann öffnete er die Tür. »Was wollen Sie?«
    »Einen Augenblick von Ihrer Zeit.«
    »In welcher Angelegenheit?« Seine Brillengläser blitzten, und er schluckte. Wie immer das Urteil ausgefallen sein mochte, für ihn war ich ein Mörder. Er trat vor, bis sein Körper den Türrahmen ausfüllte. »Bekommen wir ein Problem?«
    »Warum waren Sie kürzlich bei meinem Vater? Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen.«
    »Ich gebe Ihnen eine Minute«, sagte er.
    Ich folgte ihm an der kleinen Frau mit den harten Augen vorbei und blieb vor seinem Schreibtisch stehen. Er lehnte die Tür nur an. »Sie wartet nur auf einen Grund, die Justizwache zu rufen«, sagte er. »Geben Sie

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