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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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fragten, ob ich schon einmal in Zovgorod gewesen sei, da hatte ich einfach Angst, weil ich Sie für einen englischen Journalisten hielt.«
    Carruthers lächelte.
    »Ich nehme an, Sie haben unterdessen herausgekriegt, daß ich keiner bin.«
    »Ja, es hat mich im Hotel Europa einen Vierteldollar gekostet.«
    »Und ich habe immer geglaubt, Journalisten würden wie Pech und Schwefel zusammenhalten.«
    »In der Regel schon. Aber das hier ist eine Ausnahme. Jemand hat eine Vermutung, daß es in Zovgorod bald Stoff für einen Knüller gibt. Darum bin ich hier. Und darum ist es mir auch lieber, wenn ich allein hier bin. Ich möchte nicht, daß mir einer von der Zunft die Story vor der Nase wegschnappt.«
    Carruthers überlegte rasch. Ein zweites Mal würde er sich keine Blöße geben. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und lächelte dem jungen Mann freundlich zu.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie die Sache überhaupt erwähnt haben.«
    Casey, der ein stärkeres Interesse erhofft hatte, fragte: »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«
    Carruthers nahm dankend an. Die Getränke wurden bestellt, und eine Weile herrschte Schweigen. Dann begann Casey munter: »Merkwürdig, daß da einer so mir nichts dir nichts im Zug umgebracht wird. Wissen Sie, wer es war?«
    »Sein Name ist …« Carruthers unterbrach sich im letzten Moment. »Eben hatte ich ihn noch auf der Zunge«, fügte er freundlich hinzu.
    Casey schaute ihn nachdenklich an.
    »Man hat ihn nicht veröffentlicht«, bemerkte er trocken.
    Carruthers sagte nichts. Casey drehte sich eine Zigarette. Dann fuhr er fort, als hätte Carruthers etwas Bedeutsames zum Thema gesagt:
    »Haben Sie eine Ahnung, warum sie ihn kaltgemacht haben?«
    »Nicht die leiseste, Mr. Casey. Wissen Sie’s?«
    »Ja.«
    »Dann sollten Sie es der Polizei melden.«
    Die Getränke wurden serviert und Casey hob sein Glas.
    »Auf Ixanien!« Er schaute von seinem Glas auf. »Kennen Sie die Gräfin Schverzinsky?«
    Carruthers nippte an seinem Glas.
    »Nie von der Dame gehört.«
    »Sie haben sich aber kurz nach Paris im Zug mit ihr unterhalten.«
    »Habe ich das? Erstaunlich, was man alles für neugierige Leute in einem Zug treffen kann, nicht wahr, Mr. Casey?«
    Casey lächelte.
    »O. K. Professor, ich geb’s auf.« Dann lehnte er sich über den Tisch.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, Professor«, fragte er in ernsterem Ton, »eine Erklärung abzugeben?«
    Carruthers schaute ihn verwundert an.
    »Was für eine Erklärung, Mr. Casey?«
    Casey ignorierte die Frage.
    »Ich würde sie selbstverständlich nicht ohne Ihre Erlaubnis publizieren«, fuhr er in schmeichelndem Ton fort.
    »Entschuldigen Sie, aber ich weiß wirklich nicht …«
    »Weiß schon, weiß schon«, unterbrach ihn Casey grimmig. »Sie sind nur hier in den Ferien, um Fotos zu machen.«
    »So ist es«, bemerkte Carruthers.
    »Aber, aber, Professor«, sagte der Zeitungsmann tadelnd, »es ist mir ernst. Hören Sie mir bitte zu. Jemand kriegt einen Tip, daß in diesem Teil der Welt etwas los sein wird. Fein. Der Starreporter und Auslandskorrespondent der Tribune rast an den Ort des Geschehens. Was findet er? Beweisstück A: Ixanisches Regierungsmitglied Rovzidsky drei Stunden nach Ankunft im Vaterland von Mitgliedern der verbrecherischen Geheimgesellschaft Der Rote Fehdehandschuh erschossen. Beweisstück B: Ixanische Regierung unternimmt nichts gegen die Mörder. Mordtat wird in der Presse des Landes als Unfall dargestellt. Beweisstück C: Seltsamer Vogel namens Groom, hohes Tier in der Waffenindustrie, empfängt Zovgoroder Killer im Hotel. Beweisstück D: Bekannter und angesehener Wissenschaftler im Gefolge des erwähnten hohen Tiers tut … ja, was tut er eigentlich?«
    »Ist das alles, was Sie wissen, Mr. Casey?« fragte Carruthers amüsiert.
    »Nein«, antwortete Casey prompt.
    Carruthers sagte nichts und tat, als denke er über diese Antwort nach. Sein Verstand arbeitete schnell. Ganz sicher wußte Casey etwas, das ihm von Nutzen sein konnte. Er durfte die Gelegenheit, es zu erfahren, nicht ungenutzt lassen. Casey beobachtete ihn scharf.
    »Nehmen Sie noch ein Glas, Mr. Casey?« fragte Carruthers.
    »Gern«, sagte Casey und schaute ihn erwartungsvoll an. Carruthers zündete sich seine Pfeife an.
    »Nun, Mr. Casey«, fragte er bedeutungsvoll, »was möchten Sie denn gerne wissen?«
    Der andere lehnte sich wieder nach vorn. Dann sagte er munter:
    »Erstens: Warum wurde Rovzidsky ermordet? Zweitens: Was suchen Cator & Bliss in

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