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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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der ein Vertrauter des Präsidenten ist. Er war bei mir eine Zeitlang als Sekretär angestellt.«
    »Wer ist er?«
    »Ein Mann ohne Bedeutung. Ich störe diese Bestechungsaffaire nicht. Soll Groom sich ruhig damit amüsieren, einem Irrlicht nachzulaufen.«
    »Ich bin ziemlich unglücklich, Magda. Übrigens, wie sollen wir Rovzidsky ersetzen?«
    »Den brauchen wir im Moment nicht zu ersetzen. Die Anlagen sind betriebsbereit. Wenn die Maschinen aus England eintreffen, wollen wir weitersehen. Ich habe mir gedacht, daß man Kortner vom Elektrizitätswerk versetzen könnte, wenn es soweit ist. Soviel ich weiß, ist der Mann ein begabter Ingenieur.«
    »Ja. Aber können wir ihm denn trauen? Seit der Geschichte mit Rovzidsky sehe ich überall Verräter.«
    »Oberst Marassin wird ein Auge auf Kortner haben. Ein Wort zur Berliner Polizei, und Kortner ist erledigt. Und was Ihr Unbehagen anbetrifft, lieber Freund, so vergessen Sie es und denken Sie an Bonn und Chicago.«
    Kassen lachte. Carruthers empfand dieses Lachen als äußerst unangenehm.
    Sie waren wieder ins Ixanische zurückgefallen, und nachdem Carruthers noch ein Weilchen gewartet hatte, sagte er sich, daß er wohl nichts Neues erfahren würde, und so zog er sich wieder in den Schutz der Büsche zurück.
    Er hatte nun Stoff zum Nachdenken in Hülle und Fülle. Vieles, was ihm bisher ein Rätsel gewesen war, lag nun klar vor ihm. Dieser gefährliche Oberst Marassin war offensichtlich der Mörder Rovzidskys und höchstwahrscheinlich der Chef der Geheimgesellschaft »Roter Fehdehandschuh«, von der Groom gesprochen hatte. Er wußte jetzt auch über die Betriebsanlage Bescheid, wußte, daß nur zwei Menschen Kassens Geheimnis kannten und daß Grooms Unternehmen wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt war. Endlich lag für ihn etwas Konkretes vor.
    Er wand sich ohne Schwierigkeit durch den Drahtzaun. Er konnte es nicht wagen, sich auf der Straße zu zeigen, da die Gräfin ja im Wagen nach Zovgorod zurückfahren würde, und so ging er auf demselben Weg zurück, den er gekommen war.
    Nach einem halben Dutzend Schritten hörte er vor sich ein Rascheln. Vielleicht war es ein auffliegender Vogel, aber er nahm kein Risiko in Kauf. Er blieb stehen, bückte sich, um den Blättern auszuweichen, deren Rascheln ihn verraten konnte, und kroch aufwärts, wobei er sich an den Steinen festhielt. Er hörte den Schlag, der auf ihn herabsauste, noch im letzten Moment. Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich um. Sein Angreifer verlor das Gleichgewicht. Carruthers sprang auf und schlug zu. Der Mann fiel ins Gebüsch und blieb liegen.
    Carruthers besah sich den Stein, den er immer noch in der Hand hielt. Der Unbekannte würde für eine Weile Ruhe geben.
    Seine erste Reaktion war wegzurennen. Aber der Krach, den die losen Steine machen würden, wenn sie den Abhang hinunterkollerten, würde ihn verraten, während der eben verursachte Lärm vielleicht nicht aufgefallen war. Zudem wollte er auch seinen Angreifer kennenlernen. Er blieb stehen und rührte sich nicht. Als niemand aus dem Laboratorium herauskam, teilte er die Blätter und schaute hindurch.
    Da lag im Unterholz, alle viere von sich gestreckt und eine blutende Schramme an der Stirn, kein Geringerer als Mr. Casey, der Starreporter der Tribune.

9. Kapitel
    9. bis 10. Mai
     
    Carruthers blickte ziemlich verwirrt auf den rücklings hingestreckten Journalisten. Wie kam denn der hierher? Stand er etwa im Dienst der Gräfin? Oder war er ein Konkurrent Grooms? Oder war er bloß ein Springinsfeld von Pressemann auf der Suche nach einer Story? Daß er für die Gräfin spionierte, war kaum anzunehmen. In diesem Fall hätte er schon längst Alarm ausgelöst. Aber er konnte sehr wohl Vertreter einer Waffenfabrik oder Reporter sein. Fragte sich bloß, welches von beiden. War er Waffenhändler, so war es klüger, ihn als Feind anzusehen. War er aber wirklich bloß der Reporter der Tribune , so könnte er ein nützlicher Bundesgenosse werden.
    Carruthers zog ihn vorsichtig aus dem Gestrüpp und legte ihn auf ebenen Boden. Der Puls war fast normal. Die Augen zeigten, daß die Gehirnerschütterung harmlos war. Die Schramme blutete nur wenig, und es machte also nichts, daß kein Wasser zur Hand war. Nach einiger Zeit begann Casey geräuschvoll zu atmen und schlug die Augen auf.
    Er blickte Carruthers an, und als er wieder völlig bei Bewußtsein war, versuchte er, sich aufzurichten. Carruthers bedeutete ihm, nicht zu reden, und drückte ihn wieder

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