Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
zu Boden. Dann beugte er sich zu ihm hinunter und flüsterte:
    »Kein Wort, sonst hören sie uns. Warten Sie, bis Sie sich besser fühlen, dann machen wir, daß wir hier fortkommen.«
    Casey schloß die Augen wieder. Auf Carruthers Uhr waren 30 Minuten vergangen – in seinen Gedanken waren es Tage –, als der Reporter sich mühsam auf seinen Arm stützte, aufstand und leise sagte, daß er »O. K.« sei.
    Carruthers ging voran, bis sie oben am Steinbruch waren. Casey war noch immer etwas benommen und mußte streckenweise gestützt werden, aber als sie dann auf dem Trampelpfad waren, kamen sie verhältnismäßig rasch vorwärts. Carruthers erinnerte sich, daß er einen Gebirgsbach überquert hatte, und erwähnte das. Im übrigen stiegen sie schweigend den Berg hinauf.
    Erst als Casey seine Wunde ausgewaschen und seinen Kopf in den Bach getaucht hatte und beide ihren Durst gestillt hatten, brachen sie das Schweigen. Casey zog ein zerknülltes Päckchen Lucky Strike aus der Tasche und bot Carruthers eine Zigarette an. Dieser lehnte dankend ab und zog seine Pfeife heraus. Beide begannen zu rauchen.
    »Nun, Professor«, fing Casey nachdenklich an, »ich meine doch, daß jetzt einige Erklärungen fällig sind.«
    Carruthers nickte.
    »Ja, sicher. Aber nicht jetzt und hier. Bevor wir nach Zovgorod zurückkehren, möchte ich aber doch gerne wissen, warum Sie versucht haben, mich niederzuschlagen?«
    »Ich dachte, Sie gehörten zu dem Gebäude, und glaubte, Sie seien herausgekommen, um mich niederzuschlagen. Da wollte ich Ihnen zuvorkommen.«
    »Ich habe dasselbe von Ihnen gedacht«, gab Carruthers zu.
    »Sagen Sie, Professor, wissen Sie, was es mit diesem Laboratorium auf sich hat?«
    Carruthers dachte einen Moment nach, dann sagte er gleichgültig: »Das erzähle ich Ihnen später.«
    »O. K. Dann nichts wie los.«
    Casey hatte den Schlag auf den Kopf gut überstanden, aber die Hitze machte ihm etwas zu schaffen, und Carruthers lieh ihm seine Mütze, um ihn vor einem Sonnenstich zu bewahren.
    Als sie aus dem Wäldchen heraustraten, das Carruthers ursprüngliches Ziel gewesen war, sahen sie im Tal unten einen Wagen die Straße nach Zovgorod hinunterrumpeln.
    »Die Luft ist rein«, bemerkte Carruthers und begann mit dem Abstieg.
    »Die Gräfin?«
    Carruthers nickte.
    Als sie sich der Peripherie der Stadt näherten, war es dunkel. Sie fanden ein Taxi und ließen sich direkt zu einem Restaurant fahren. Beide hatten einen Wolfshunger.
    Sie beschlossen, die Unterhaltung zu verschieben, bis sie gegessen hatten, und aßen schweigend. Dann lehnte sich Casey bequem zurück, zündete eine Zigarette an und fragte:
    »Nun, Professor, wie wär’s?«
    Carruthers, der sich seine Pfeife stopfte, schaute nicht auf, als er antwortete.
    »Wissen Sie, Mr. Casey, ich habe es mir überlegt. Wenn ich diese Angelegenheit mit Ihnen diskutiere, begehe ich möglicherweise eine nicht wiedergutzumachende Unvorsichtigkeit. Ich will sagen, vielleicht handle ich da meinen Interessen zuwider.«
    Casey nickte.
    »Ich verstehe, Professor. Sie möchten zuerst wissen, wer dieser Casey eigentlich ist und was er will, bevor Sie sprechen.«
    »Sie sagen es«, gab Carruthers zu. »Genau das ist mein Gefühl. Vielleicht ist es töricht, aber meiner Meinung nach völlig verständlich.«
    »Völlig richtig, Professor. Ich werde Ihnen alles über mich erzählen. Aber vielleicht gestatten Sie zuerst noch eine Frage?«
    »Schießen Sie los, Mr. Casey«, sagte Carruthers.
    »Diese Interessen, denen Sie nicht zuwiderhandeln möchten, Professor, sind nicht zufällig identisch mit den Interessen von Cator & Bliss?«
    »Nein, Mr. Casey, so seltsam es klingen mag, es sind nicht die Interessen von Cator & Bliss.«
    »Schön«, sagte Casey, »jetzt wissen wir, woran wir sind.«
    Er kramte in seiner Tasche herum und zog dann einen Paß hervor, dem er eine kleine, zusammengefaltete Karte entnahm.
    »Hier«, begann er munter, »hätten wir zuerst einmal meinen Paß. Ich nehme nicht an, daß Sie an ihm etwas auszusetzen haben. Und dann haben wir hier meinen Presseausweis von der Tribune . O. K.? Fein. Also: Vor ungefähr drei Wochen hat uns unser Mann in Bukarest berichtet, daß in diesem Staate recht ungewöhnliche Dinge vorgehen. Wohlgemerkt, nichts Bestimmtes. Aber wenn man alle Einzelheiten addierte, so entstand ein ziemlich großes Fragezeichen. Da waren zum Beispiel zwei höllische Explosionen, die 80 Fuß breite und fast ebenso tiefe Krater in das Felsengestein gerissen

Weitere Kostenlose Bücher