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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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mit einem mitfühlenden Herzen. Sie wird sich um Sie kümmern.
    Ich hab angefangen, zu weinen und mich zu bedanken, weil er so freundlich ist. Er hat den Finger auf seinen Mund gelegt und mich angelächelt. Sie kennen ja das Lächeln Seiner Gnaden. Es ist wie der Sonnenschein nach einem Regentag. Und er sagt – ich werde seine Worte nie vergessen – :
Sagen Sie niemals zu irgendjemandem, dass ich freundlich bin. Es würde meinen Ruf ruinieren. Nur Sie und ich werden Bescheid wissen. Es wird unser Geheimnis sein.
Dann hat er mir zugezwinkert, so wie er es heute Abend getan hat.
    Ich war mir nicht sicher, weil ich noch nie von dieser Mrs McGuire gehört hatte. Es konnte ja alles irgendein seltsames Spiel sein, das er mit mir trieb. Aber ich habe getan, was er gesagt hat. Er hat mich sogar auf den Korridor und zur Haustür begleitet. Ich hätte durch die Hintertür gehen müssen, weil ich doch eine Dienerin war, aber er sagte, er will nicht, dass ich durch die Küche gehe.
    Während er mich die Treppe hinunterbegleitet hat, ist Mrs Palmer gekommen. Er gibt mir einen kleinen Schubs auf die Haustür zu, und dann hat er sich zu ihr umgedreht. Er war richtig wütend. Er hat irgendwas Schreckliches gebrüllt und hat Ma Palmer gefragt, was mit ihr los ist.
Hältst du mich für so verderbt, dass ich eine Jungfrau deflorieren will?,
hat er geschrien
.
Mrs Palmer hat erst geweint, und dann hat sie zurückgeschrien. Sie hat gesagt, dass sie nicht gewusst hat, dass ich noch Jungfrau bin, was eine Lüge war, weil sie mich danach gefragt hatte. Ich bin aus dem Haus gelaufen, habe die Tür hinter mir zugeschlagen und nichts mehr gehört von drinnen.
    Jetzt hätte ich die Schillinge nehmen und gehen können, wohin ich wollte, aber ich habe einen Hansom in die South Audley Street genommen und habe Mrs McGuire den Brief gegeben.« Joanna spreizte die Hände. »Und hier bin ich.«
    Die Geschichte klang ganz nach Hart – er hatte ein erstaunliches Gespür dafür, wie Menschen beschaffen waren und wer eine helfende Hand brauchte und wer in seine Schranken gewiesen werden musste. Dieses Gespür ist der Grund, dass er so hoch aufgestiegen ist, dachte sie, von einem Jungen, der von seinem Vater verprügelt wurde, zu einem Mann, der weiß, zu wem er sanft sein muss und wann.
    »Ich habe Ihnen noch nicht alles gesagt«, sagte Joanna. »Das nächste Mal, als ich Seine Gnaden sah, machte er Mrs McGuire einen Besuch. Sie ist eine gute Lady, genau, wie er es mir gesagt hatte. Als ich ihm den Mantel abnahm, wollte ich etwas zu ihm sagen, aber er legte wieder den Finger auf den Mund und hat mir zugeblinzelt. Ich habe zurückgeblinzelt, und er ging. Es ist unser Zeichen geworden. Ich sage ihm so Danke, und er sagt mir, dass seine guten Taten ein Geheimnis bleiben. Niemand hat dieses Zeichen je bemerkt, nur Sie, heute Abend. Das ist auch gut so, weil Sie seine Frau sind. Ich wollte Ihnen alles darüber sagen, für den Fall, dass Sie es missverstanden haben. Und ich bin jetzt auch verheiratet«, schloss Joanna stolz. »Ich habe einen Sohn, er ist fünf Jahre alt und ein richtiger Rabauke.«
    Eleanor saß still da, nachdem Joanna geendet hatte, und dachte über die Geschichte nach. »Sie haben noch nichts über die Fotografien gesagt. Wie sind Sie darangekommen? Hat Hart selbst sie Ihnen gegeben?«
    »Seine Gnaden? Nein. Er weiß nichts darüber. Ich bin vor vier Monaten auf sie gestoßen, um die Weihnachtszeit herum.«
    »Wie sind die Fotografien in Ihren Besitz gelangt?«
    »Mit der Post. Es war ein kleines Paket und darin waren die Aufnahmen. Ich muss sagen, ich bin rot geworden, nachdem ich es geöffnet hatte. Sie kamen zusammen mit einem Brief, in dem stand, ich soll sie an Sie schicken.«
    Eleanor kniff die Augen zusammen. »Ein Brief von wem?«
    »Das stand da nicht. Aber darin stand, ich sollte sie an Sie schicken, eine oder zwei jeweils, und ich sollte im Februar damit anfangen. Ich wusste, wer Sie sind, jeder weiß das, und ich dachte, es kann ja keinen Schaden anrichten. Seine Gnaden sieht immer so traurig aus, und irgendwie hat’s mich gekitzelt zu denken, dass Sie vielleicht zu ihm gehen und ihn sehen. Dass Sie ihm die Fotografien zeigen und ihn zum Lächeln bringen. Und sehen Sie? Sie haben ihn geheiratet.«
    »Aber was ist mit den anderen Aufnahmen?«, sagte Eleanor, die nach wie vor neugierig war. »Warum wurden sie an ein Geschäft am Strand verkauft?«
    Joanne blinzelte. »Die anderen? Ich weiß von keinen anderen. Ich habe acht

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