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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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gegurrt und gesäuselt wie ein liebeskrankes Schulmädchen. Sie sagt mir, dass ich das Tablett auf dem Tisch vor ihm abstellen soll, und ich kann Ihnen sagen, dass ich mehr als nervös war. Ich war sicher, ich würde das Geschirr fallenlassen und dann wieder vor die Tür gesetzt werden.
    Ma Palmer lacht und sagt zu ihm,
Schau, was ich dir mitgebracht habe
. Zuerst dachte ich, sie meint den Tee, aber dann hab ich begriffen, dass sie mich damit meinte.«
    Eleanor dachte an Mrs Palmer, die ihr mit beklommener Miene gestanden hatte, dass sie für Hart andere Frauen hatte kommen lassen, weil sie Angst gehabt hätte, er würde ihrer müde werden. Aber Joanna war keines dieser leichten Mädchen gewesen, sondern eine naive junge Frau, die versucht hatte, es im Leben zu etwas zu bringen. Eleanors Mitleid für die verstorbene Mrs Palmer schwand weiter.
    »Ich kann Ihnen sagen, dass ich fast das Tablett hätte fallenlassen, Euer Gnaden«, sagte Joanna. »Es hat mich wie ein Schlag getroffen, dass Mrs Palmer mich eingestellt hatte, um die Hure für ihren Ehemann zu sein. Da dachte ich ja noch, er wäre ihr Mann, müssen Sie wissen. Ich wollte schreien oder zurück nach Hause laufen oder sogar einen Konstabler holen. Aber Ma Palmer hat mich gepackt und mir ins Ohr geflüstert
Er ist ein Duke. Du tust, was er sagt, oder er kann dir das Leben sehr, sehr schwer machen.
    Ich hatte schreckliche Angst. Ich habe ihr geglaubt, weil Adlige doch immer tun, was sie wollen, nicht wahr? Ich kannte einen Jungen, der bei einem von ihnen Diener gewesen ist, und der Junge hat immer Prügel bekommen, wenn der Lord wütend war, und da war es egal, dass er gar nicht auf den Diener selbst die Wut hatte. Ich war überzeugt, dass Mrs Palmer Recht hatte, und ich habe vor Angst gezittert, das kann ich Ihnen sagen.
    Und dann hat Seine Gnaden mich von Kopf bis Fuß angesehen und hat zu Mrs Palmer gesagt, sie soll das Zimmer verlassen. Sie ist hinausgegangen und hat dabei nicht besonders erfreut ausgesehen, aber mir wurde klar, dass Mrs Palmer springt, wenn dieser Herr mit dem Finger schnipst.
    Sie ist also gegangen und hat die Tür hinter sich zugemacht. Und da war dann Seine Gnaden, der auf dem Sofa gesessen hat und mich angesehen hat. Sie wissen, wie er das macht. Unentwegt, als ob er alles über einen weiß, jedes Geheimnis, das man je gehabt hat, und auch die, von denen man noch nicht mal selbst was weiß.«
    Eleanor wusste es. Das eindringliche goldfarbene Starren, das Schweigen, Harts Überzeugung, dass er jedem befehlen konnte, mit dem er zu tun hat. »Oh ja.«
    »Da war ich also.
Jetzt bist du dran, Joanna,
habe ich gedacht. Ich würde ein gefallenes Mädchen sein und niemals wieder einen guten Job bekommen. Ich würde für den Rest meines Lebens eine Hure sein, und das wäre das Ende von allem.
    Seine Gnaden sieht mich immer nur an und fragt dann nach meinem Namen. Ich hab ihn ihm genannt – Lügen hätte ja ohnehin nichts gebracht. Dann fragt er mich, woher ich komme und ob dies meine erste Stelle ist und was mich geritten hätte, einen Job bei Mrs Palmer anzunehmen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts über Ma Palmer gewusst hätte, bis ich schon in dem Haus war. Er sah wütend aus, sehr wütend, aber irgendwie wusste ich, dass er nicht auf mich wütend war. Seine Gnaden sagte zu mir, ich soll mich nicht von der Stelle rühren, und er geht zum Schreibtisch und nimmt Papier heraus. Er setzt sich hin und fängt an, irgendetwas zu schreiben, während ich dastehe und keine Ahnung habe, was ich tun soll.
    Er ist fertig mit Schreiben und kommt zu mir zurück und gibt mir das zusammengefaltete Papier.
Bringen Sie das zu einer Lady in der South Audley Street,
sagt er
. Ich kenne sie, und vorn auf dem Brief stehen die Adresse und die Wegbeschreibung. Sie verlassen jetzt dieses Haus, nehmen sich einen Hansom und sagen dem Kutscher, er soll Sie zu der Adresse bringen. Sagen Sie der Haushälterin in der South Audley Street, sie soll der Dame des Hauses den Brief bringen, und lassen Sie sich nicht von ihr fortschicken.
Dann gibt er mir einige Schillinge. Ich wollte sie nicht nehmen, aber er hat gesagt, es ist das Geld für die Kutsche. Er hat mir gesagt, dass ich auf keinen Fall noch einmal nach oben gehen darf, um meine Sachen zu holen – nach oben, wo all die anderen Frauen waren.
    Ich war ein bisschen besorgt darüber, wohin ein Mann wie er mich schicken würde, aber er hat mich ernst angesehen und hat gesagt,
Mrs McGuire ist eine Lady, eine wahre Lady

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